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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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eilten zur Tür und reihten sich hinter den Trägern der Bahren auf.
    Sie haben einfach nur auf ihren Befehl gewartet, dachte Amara. Hauptmann Janus hätte doch die Anordnung weitergeben müssen, dass alle die Halle verlassen sollen.
    Wieder trug man eine Pritsche vorbei, und einer der Träger war Hauptmann Janus, was Amara beinahe entgangen wäre. Die Lippen des Hauptmanns zuckten unregelmäßig im Mundwinkel, und er sah sich um, bis sich ihre Blicke trafen.
    Sie starrte ihn erschrocken an. Die Augen des Mannes waren … anders. Einfach anders. Janus war ein hervorragender und gewissenhafter Offizier, der sich stets bemühte, seine Männer bestmöglich zu führen und zu schützen, seine Pflicht zu erfüllen und dem Reiche zu dienen. Selbst wenn er aß oder seine Waffenübungen absolvierte, ob nun in aller Ruhe oder voller Wut, konnte man an dem Glanz in seinen Augen immer ablesen, wie sein Verstand arbeitete und im Voraus plante.
    Dieser Glanz war nun verschwunden.

    Es war, als würde die Zeit stehen bleiben. Janus hatte die Lider halb gesenkt, blinzelte jedoch nicht, und sein Gesicht wirkte eigenartig schlaff. Er sah Amara in die Augen, aber wen oder was immer sie da anblickte, es war ganz und gar nicht Hauptmann Janus.
    Große Elementare, dachte sie, er ist besessen.
    In den Augen des besessenen Mannes leuchteten Fremdheit und Wahnsinn. Er packte die Trage fester und riss sie dem Soldaten am anderen Ende aus den Händen. Der Verwundete schrie auf und landete kopfüber auf den Steinen.
    Janus schwenkte das schwere Feldbett mit beiden Händen, traf Amara an der Schulter und warf sie zu Boden. Daraufhin drehte er sich um und schlug dem Träger hinter sich den Schädel ein. Der Mann brach zusammen, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben. Janus schleuderte das Feldbett auf den nächsten Soldaten, der ebenfalls zu Boden ging.
    Nun rannte Janus zur Tür, doch als er Amara passierte, stieß sie mit dem Fuß zu und erwischte ihn am Knöchel. Er stolperte durch die Tür.
    »Bernard!«, rief Amara, sprang auf und folgte ihm. »Giraldi! Janus ist besessen!« Sie kam ebenfalls aus der Halle. Janus ging in aller Seelenruhe auf Harger zu. »Haltet ihn auf!«, schrie sie. »Haltet diesen Mann auf!«
    Zwei Legionares in Janus’ Nähe sahen sie fragend an, traten ihm dann jedoch in den Weg. »Entschuldigung. Die Gräfin möchte …«
    Janus packte die erhobene Hand des Legionare und brach den Knochen mit einem brutalen Ruck. Der Legionare brüllte vor Schmerz auf und taumelte rückwärts, als Janus ihn losließ. Der andere starrte seinen Kameraden entsetzt an und griff nach seinem Schwert.
    Doch Janus schlug dem zweiten Legionare die Faust mit solcher Wucht vor den Kopf, dass Amara hörte, wie das Genick brach. Der Getroffene sank wie ein Sack zu Boden.
    »Er hat es auf Harger abgesehen!«, schrie Amara. »Beschützt
den Heiler! Bringt ihn hier raus!« Sie zog das Schwert, rief Cirrus, der ihr Geschwindigkeit verleihen sollte, und eilte Janus hinterher.
    Kurz bevor sie Janus erreichte und mit dem Schwert zustechen konnte, fuhr er zu ihr herum und schlug mit der Faust nach ihrem Kopf. Amara nahm den Hieb wie einen lahmen Schwinger wahr, aber um sie zu erwischen, hätte Janus schon flink wie die Zunge einer Schleiche zuschlagen müssen. Sie lehnte sich ein wenig zur Seite, und der Hieb ging an ihrem Kopf vorbei. Dann stieß sie mit dem kurzen schweren Gladius zu und versenkte die Klinge tief in Janus’ rechtem Oberschenkel.
    Doch der besessene Hauptmann reagierte, als habe sie eine Handvoll Daunen nach ihm geworfen. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, schwang er die Faust abermals nach ihrem Kopf.
    Amara tauchte nach rechts ab und hoffte, die Wunde würde Janus ein wenig verlangsamen. Sie vollführte eine Rolle und kam einige Schritte weiter vorn wieder auf die Beine.
    Janus starrte sie kurz an, wandte sich nach vorn und ging weiter auf Harger los. Der erschöpfte Heiler lag selbst auf einer Pritsche und war trotz des Tumultes noch nicht erwacht. Sein Gesicht wirkte eingefallen, der eisengraue Bart war mit Weiß durchsetzt. Zwei Legionares trugen ihn davon, während sich ein halbes Dutzend anderer mit gehobenen Schilden und Waffen in einer Reihe gegen Janus stellten.
    Der Hauptmann trat mit dem Fuß in die Mitte eines Schildes und warf den Soldaten dahinter zu Boden. Der Legionare daneben schlitzte Janus den Arm von der Schulter bis zum Ellbogen auf, aber der besessene Mann bemerkte die Wunde gar nicht, sondern packte den

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