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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kosten.«
    »Aha«, sagte Kitai. »Aber ich bin nicht Gaius’ Feind. Du kannst es mir also sagen.«
    »Nein, Kitai«, entgegnete Tavi. »Du verstehst nicht. Es …« Er blinzelte und dachte nach. Kitai stellte für Gaius keine Bedrohung dar. Eigentlich war sie sogar von allen hier in Alera Imperia die einzige Person (abgesehen von Tavi), die der Krone ganz bestimmt nicht feindlich gesinnt war. Außerdem hatte Kitai kein Interesse an Politik oder an der Macht. Sie war eine Fremde im Reich, und deshalb war sie den Ränken und Intrigen gegenüber nicht empfänglich.
    Abgesehen davon wollte er so gern mit jemandem reden. Wenn er nur dieses flaue Gefühl im Magen verscheuchen könnte.
    »Du musst mir versprechen, niemals jemandem auch nur ein Sterbenswörtchen von dem zu verraten, was ich dir erzähle«, verlangte er.
    Sie runzelte leicht die Stirn, blickte ihm in die Augen und nickte schließlich. »Gut.«
    Tavi atmete tief durch. Dann ließ er sich an der Tür nach unten gleiten, bis er auf dem Boden saß. Kitai setzte sich ihm im Schneidersitz gegenüber und blickte ihn neugierig, besorgt und verwirrt zugleich an.
    Er berichtete ihr alles, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte. Sie hörte geduldig zu und unterbrach ihn nur, um gelegentlich nachzufragen, was das eine oder andere Wort bedeutete oder wer die eine oder andere Person war, die sie nicht kannte.

    »Und jetzt«, endete Tavi, »befindet sich Tante Isana in Gefahr. Vielleicht ist es schon zu spät, um ihr zu helfen. Und schlimmer noch, ich bin fast sicher, dass sie unbedingt zum Ersten Fürsten wollte, weil es Schwierigkeiten in Calderon gibt.«
    »Du hast doch Freunde«, meinte Kitai leise, »und Familie.«
    Tavi nickte. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Das macht mir große Sorgen.«
    Kitai stützte ihr Kinn in die Hand, musterte ihn und legte die Stirn in Falten. »Wieso?«
    »Weil ich befürchte, ich könnte etwas übersehen haben. Etwas, das ich tun könnte und das helfen würde. Wenn es nun eine Lösung gäbe und ich einfach nicht schlau genug bin, um darauf zu kommen?«
    »Wenn nun ein Stein vom Himmel fiele und dich hier an Ort und Stelle erschlüge, Aleraner?«, hielt sie dagegen.
    Tavi blinzelte. »Was willst du damit sagen?«
    »Du kannst nicht auf alle Dinge Einfluss nehmen. Und dir solche Sorgen zu machen, ändert nichts daran.«
    Er sah zu Boden. »Vielleicht hast du Recht.«
    »Aleraner?«
    »Ja?«
    Kitai biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. »Du sagst, dieser Varg, der habe sich seltsam benommen?«
    »Mir zumindest kam es so vor«, sagte Tavi.
    »Ist das möglicherweise, weil er in das verwickelt ist, was deinem Häuptling passiert ist?«
    Tavi zog eine Augenbraue hoch. »Wie meinst du das?«
    Kitai zuckte mit den Schultern. »Bei all dem, was du mir erzählt hast, ist Varg der Einzige, dessen Bauch nicht zu den Händen passt.«
    Tavi riss die Augen auf. »Wie bitte?«
    Sie grinste. »Ist eine Redensart beim Pferdeclan. Kann man nicht so gut übersetzen. Es bedeutet: Varg hat keinen Grund, so zu handeln, wie er handelt. Die Frage ist also, wieso er es tut.«

    »Vielleicht hat er einen Grund dafür.« Tavis Gedanken überschlugen sich. »Vielleicht können wir es nur von unserem Standpunkt aus nicht erkennen?«
    »Aber was könnte das für ein Grund sein?«, fragte Kitai.
    »Keine Ahnung«, sagte Tavi. »Und du?«
    »Ich auch nicht«, antwortete Kitai gelassen. »Vielleicht solltest du Varg fragen.«
    »Er ist nicht gerade jemand, mit dem man nette Unterhaltungen führt.«
    »Dann beobachte ihn. Seine Handlungen verraten ihn.«
    Tavi seufzte. »Darüber muss ich mit Maestro Killian sprechen. Ich glaube, er kann mich nicht entbehren, um Varg nachzuspionieren. Und im Prinzip ist das auch nicht das Wichtigste für mich.«
    »Sondern deine Tante«, meinte Kitai.
    Tante Isana. Plötzlich spürte Tavi von Kopf bis Fuß einen unerträglichen Schmerz im Körper, und die Angst drohte ihn erneut zu überwältigen. Er fühlte sich so hilflos. Und dieses Gefühl hasste er, denn es hatte ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet. Ihm schnürte sich die Kehle zusammen, und er schloss die Augen. »Ich möchte nur, dass sie in Sicherheit ist. Und ich möchte ihr helfen. Das ist alles.« Er senkte den Kopf.
    Kitai bewegte sich ganz leise. Sie setzte sich neben ihn und lehnte sich an die Tür. Ihre Seite drückte sich an seine, und so saß sie da, ganz entspannt, sagte nichts, schenkte ihm nur Trost durch die Wärme ihrer Anwesenheit, als

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