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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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»Habt ihr das auch so gemacht?«, fragte sie Doroga im Flüsterton.
    »Wir haben mehr gebrüllt«, sagte Doroga.
    »Wenn sie jetzt zu früh herauskommen?«, wollte sie wissen.
    »Werden sie nicht«, beruhigte Doroga sie. »Erst, wenn die Hüter sie warnen.«
    »Und wenn doch …«
    »Lassen wir sie bluten.«
    Amara bekam einen trockenen Mund. Sie versuchte zu schlucken, aber ihr saß ein Kloß im Hals. Also schwieg sie und wartete, während sie lautlos voranzogen.
    Bernard und die Ritter erreichten den vorderen Rand des Kroatsch . Dort blieb der Graf stehen und ließ den Legionares hinter sich Zeit, ihre Formation einzunehmen, ehe er schließlich tief Luft holte. Er hob den Bogen, kniete sich hin, legte einen Jagdpfeil mit breiter Spitze auf und zog die Sehne durch. Der große Bogen knarrte. Der Pfeil sauste über den Boden und zog einen feinen langen Riss über dreißig, vierzig Schritte in das Kroatsch hinein. Die wachsartige Substanz brach auf, platzte wie ein Geschwür, und leuchtende grüne Flüssigkeit sickerte aus der langen Wunde.
    Plötzlich erwachte das Vord-Nest zum Leben. Ein fremdartiges Klagen, ein vielstimmiges Pfeifen, stieg zum Nachthimmel auf. Wachsspinnen, Wesen von der Größe eines mittleren Hundes, stürzten aus dem Kroatsch . Ihre Leiber bestanden aus einer blassen, teilweise durchscheinenden Masse, die sich kaum vom Kroatsch unterschied. Schuppenplatten überlappten sich und bildeten einen
Panzer, und die chitinumhüllten Beine mit den vielen Gelenken machten Sprünge über zwanzig Schritt hinweg möglich. Diese Spinnen stießen klagende Schreie und schrille Pfiffe aus und rannten auf den langen Schnitt im Kroatsch zu. Amara zuckte vor Schreck zusammen. Sie hätte nie geglaubt, dass so viele dieser Wesen vor ihrer Nase hocken und doch praktisch unsichtbar sein könnten. Es waren Dutzende, die über das Kroatsch huschten, und aus den Dutzenden wurden im Handumdrehen hunderte.
    Bernard und seine Ritter Flora gingen ans Werk und zogen die Sehnen durch. Unaufhaltsam zischten Pfeile in die Wachsspinnen, die auf dem Kroatsch herumliefen, und durchbohrten die Panzer. Von Bogen abgeschossen, die nur ein Holzwirker handhaben konnte, erwiesen sie sich als tödliche Waffe. Eine Salve folgte der anderen und zerschmetterte die Spinnen, die starben, während ihre Artgenossen eine ganze Weile lang überhaupt nicht begriffen, dass sie angegriffen wurden.
    Schließlich wandten sich einige der Spinnen, die sich näher am Rand aufhielten, den aleranischen Soldaten zu. Sie wippten auf und ab, starrten sie aus leuchtenden Augen an und stießen schrille Schreie aus. Andere nahmen den Ruf auf, und binnen weniger Sekunden stürmte die ganze Horde vom verletzten Kroatsch auf die Angreifer zu.
    »Jetzt!«, brüllte Bernard. Die Bogenschützen traten nach hinten, schossen jedoch weiter und holten sogar Wachsspinnen aus der Luft, wenn sie mit großen Sätzen auf die Aleraner zuflogen. Die Hälfte von Giraldis Fußsoldaten stieg auf das Kroatsch , stemmte die Schilde auf die wachsartige Masse und stellte sich dem Ansturm der Spinnen entgegen.
    Die Legionares drangen Mann neben Mann vor. Statt der gewohnten Speere trugen sie jetzt kurze und schwere Schwerter, mit denen sie ohne Zögern und ohne Gnade auf die Spinnen einhackten. Ein Mann ging zu Boden; drei Spinnen überwältigten ihn. Giftzähne bohrten sich in seinen Hals, und es entstand eine gefährliche Bresche in der Schildreihe. Giraldi brüllte Befehle,
und Legionares von hinten packten zunächst den Verwundeten und schleppten ihn zurück, ehe sie seinen Platz einnahmen. Das Gemetzel ging etwa eine halbe Minute weiter, dann ließ sich ein gewisses Zögern im Ansturm der Wachsspinnen erkennen.
    »Zweite Reihe!«, brüllte Giraldi. Wie ein Mann traten die Legionares in der Schildmauer zur Seite und erlaubten den frischen Männern hinter ihnen, ihren Platz einzunehmen, ihre Schilde einen Schritt weiter vorn aufzustellen und nun ihre Klingen mit ebenso tödlicher Wirkung einzusetzen. Endlose Sekunden später ließ der Druck auf die Legionares erneut nach, und jetzt konnten nacheinander die dritte und schließlich die vierte Reihe vortreten, und jedes Mal stemmten sich ausgeruhte Soldaten gegen die Flut der Wachsspinnen.
    Die schweren Stiefel durchbrachen die Oberfläche des Kroatsch , und bei jedem Schritt spritzte die zähe Flüssigkeit auf, was den Untergrund rutschig machte - aber die Legionares hatten oft im Schlamm geübt und auch schon Kämpfe unter solchen

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