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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Rücken zu Garados. Wir müssten uns über seine Hänge zurückziehen, und einen solchen Marsch könnten wir dem Berg nicht verheimlichen.«
    Amara nickte und holte tief Luft. »Dann müssen wir wohl kämpfen.«
    »Ja«, sagte Bernard. »Giraldi?«
    Der Zenturio trat heran. Er hatte Blut am Bein, und die überlappenden Platten des einen Schulterpanzers waren tief eingebeult, dennoch nahm er Haltung an und schlug die Faust vor die Brust. »Ja, Herr.«
    »Wir ziehen uns zurück in die Höhle«, sagte Bernard ruhig. »Dort können wir uns wesentlich besser verteidigen. Vielleicht können wir eine Weile durchhalten.«
    Giraldi sah Bernard kurz in die Augen, und in seinem Blick spiegelte sich seine ganze Sorge wider. Dann nickte er, salutierte erneut, ging zu den Männern und erteilte leise Befehle.
    Amara schloss die Augen vor Erschöpfung. In ihrem Hinterkopf flüsterte eine Stimme, ob es nicht besser wäre, einfach einzuschlafen und den Ereignissen ihren Lauf zu lassen. Sie war so müde. Also versuchte sie einen Grund zu finden, für den es sich lohnte, sich zu bewegen, und der ihre Verzweiflung vertrieb.
    Pflicht, dachte sie. Sie musste in der Pflichterfüllung alles geben, um Adel, Legionares und Wehrhöfer des Reiches zu beschützen. Diese Pflicht gestattete ihr nicht, ihr Leben einfach so aufzugeben.
Doch so recht wollte sie dies nicht befriedigen. Sie wünschte sich an einen warmen, sicheren Ort - die Pflicht hingegen war ein kalter, kahler Hort für einen geschundenen Geist.
    Sie sah auf; Bernard half einem Verwundeten beim Aufstehen und ermutigte ihn, damit es der Mann, auf seinen Speer gestützt, bis zur Höhle schaffen würde. Sofort wandte sich Bernard dem nächsten Hilfsbedürftigen zu und ordnete gleichzeitig den Rückzug an - auch wenn der ihr Leben nur um eine kurze Spanne verlängern würde.
    Bernard war ein guter Grund.
    Plötzlich lachte Doroga.
    »Was gibt es zu lachen?«, fragte sie leise.
    »Gut, dass wir vorhin darüber geredet haben«, knurrte Doroga, und der Schalk stand ihm in den Augen. »Sonst hätte ich noch vergessen, dass ich, egal wie die Sache ausgeht, einen Grund habe, nach vorn zu schauen.« Er lachte noch, während er Wanderer zum Ende der aleranischen Kolonne lenkte.
    Amara drehte sich um und schaute hinüber zu der Vord-Königin und den Gefangenen, die langsam hinter ihnen herankamen.

34
    Tavi flüsterte Ehren stirnrunzelnd zu: »Was meinst du mit ›nichts‹?«
    »Tut mir leid«, flüsterte Ehren zurück. »Ich habe getan, was ich in der kurzen Zeit schaffen konnte. Während des Überfalls hatte offensichtlich jemand die Straßenlampen gelöscht. Ein paar Leute haben Lärm gehört, zwei haben sogar den Anfang des Kampfes beobachtet, aber dann wurde es dunkel.«

    Tavi seufzte und lehnte den Kopf an die Wand. Im Prüfungsraum war es, gelinde gesagt, stickig. Der schriftliche Teil der Geschichtsprüfung hatte nach dem Mittagessen begonnen und war erst vier Stunden später zu Ende gewesen - dann folgten die mündlichen Einzelprüfungen. Durch die Oberlichter drang die Abendsonne in goldgelben und roten Strahlen, und es gab keinen unter den über hundert anwesenden Akademen, der sich nicht sehnlichst aus diesem Saal gewünscht hätte.
    Maestro Larus, ein Mann mit hängenden Schultern, einer silbernen Mähne und einem blütenweißen Bart, nickte dem Akadem zu, der vor seinem Stuhl stand, und schickte ihn mit einer Handbewegung davon. Er schrieb eine Anmerkung auf das oberste Pergament eines Stapels und starrte dann Tavi und Ehren finster an.
    »Meine Herren«, sagte er kühl. »Dürfte ich den Anstand einfordern, dass ihr während der Prüfung schweigt, um die Prüflinge nicht zu stören? So, wie sie es auch tun werden, sobald ihr an der Reihe seid.« Er kniff die Augen zusammen und starrte dann Tavi an. »Anderenfalls würde ich mich nämlich verpflichtet fühlen, der kompletten Versammlung im Detail zu erläutern, was ich unter akademischem Anstand verstehe - was eine Weile dauern könnte. Ich möchte doch nicht annehmen, dass das nötig ist?«
    Kleidung raschelte, als sich die anderen zu ihnen umdrehten. Hundert böse Blicke richteten sich auf Tavi und Ehren und versprachen wortlos eine Tracht Prügel.
    »Nein, Maestro«, antwortete Tavi und bemühte sich, wie ein reuiger Sünder zu wirken.
    »Tut mir leid, Maestro«, stimmte Ehren ein. Entweder verfügte er über mehr Schauspielbegabung als Tavi, oder seine Zerknirschung war echt.
    »Wunderbar«, erwiderte Larus. »Dann wollen wir

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