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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Immergrün, waren ähnlich eingehüllt, und nur die obersten Äste ragten aus der Gallertmasse. Alles in allem erinnerte der Hügel an Haut mit Eiterpusteln, und das uralte Gebirge Garados ragte düster im Hintergrund auf.
    »Das ist dieses Zeug aus dem Wachswald, ja«, sagte Bernard. »Die Höhle war schon immer ein finsterer Ort. Dort haben Räuber gehaust, weil sie so nah an Garados liegt, dass sich die Einheimischen nicht hierherwagen.«
    »Ist der Berg gefährlich?«, wollte Amara wissen.
    »Er mag keine Menschen«, sagte Bernard. »Ich habe Brutus angewiesen, unsere Schritte zu dämpfen, damit der alte Fels uns nicht bemerkt. Solange wir ihm nicht näher auf die Pelle rücken, sollte er uns keine Schwierigkeiten machen.«
    Amara nickte und rief: »Da, siehst du? Eine Bewegung.«
    Bernard spähte durch ihre gehobenen Hände. »Wachsspinnen«, erklärte er und schluckte. »Und zwar viele. Sie krabbeln über die Ränder des Kroatsch .«
    Doroga näherte sich mit schweren Schritten und blieb neben ihnen stehen. »Hngh«, knurrte er. »Sie weiten das Kroatsch aus. Wie Butter. Eigentlich wächst es von allein, aber ich glaube, sie wollen es dazu bringen, schneller zu wachsen.«
    »Was sollte sie dazu veranlassen?«, murmelte Amara.
    Doroga zuckte mit den Schultern. »So sind sie eben. Wenn sie sich am Ende durchsetzen, ist überall Kroatsch .«
    Amara lief es kalt den Rücken hinunter.
    »Dazu wird es nicht kommen«, meinte Bernard. »Ich sehe keinen von unseren Leuten, weder einen Besessenen noch einen Unversehrten. Und Krieger-Vord kann ich auch keine entdecken.«
    »Sie sind da«, knurrte Doroga zuversichtlich. »Sie verkriechen sich im Kroatsch , verschmelzen regelrecht damit, deshalb kann man sie nicht sehen.«

    Bernard legte Amara die Hand auf die Schulter und atmete tief durch. »Ich bin dafür, mit der Ausführung unseres Planes fortzufahren«, sagte er. »Wir warten, bis es dunkel ist, und schlagen dann zu. Schleichen uns heran und machen ihnen den Garaus. Gräfin?«
    Amara entließ Cirrus und nahm die Hände herunter. »Wir können wohl kaum herumstehen und warten, bis sie uns angreifen«, sagte sie und blickte Bernard an. »Aber wir befinden uns auf deinem Land, Graf. Ich werde deine Entscheidung voll und ganz unterstützen.«
    »Was gibt es da zu entscheiden?«, fragte Doroga. »Die Sache ist einfach. Bringt sie um. Oder sterbt selber.«
    Bernard zeigte die Zähne. »Ich bin lieber der Jäger als der Gejagte«, sagte er. »Doroga, ich werde diese Höhle mal in ausreichendem Abstand umkreisen. Um zu sehen, ob uns da im Verborgenen unliebsame Überraschungen erwarten. Willst du mich begleiten?«
    »Warum nicht?«, sagte Doroga. »Wanderer äst gerade. Ich komme lieber mit, als ihm beim Fressen zuzuschauen.«
    »Gräfin«, sagte Bernard, »könntest du dir das Ganze aus der Luft anschauen, solange wir noch Licht haben?«
    »Natürlich«, antwortete sie.
    »Drei Stunden«, sagte Bernard, nachdem er einen Moment nachgedacht hatte. »Ich sage Giraldi, er soll in drei Stunden zum Angriff bereit sein, wenn es richtig dunkel geworden ist. Wenn wir keine weiteren Überraschungen erleben, werden wir dann gegen sie kämpfen.«
    Amara atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe und zu Gefasstheit, obwohl ihr danach nun überhaupt nicht zumute war, und rief Cirrus, damit er sie in die Luft trug. Sie war noch immer erschöpft vom heutigen Windwirken auf Aric-Hof, aber sie verfügte über ausreichend Kraft für einen kurzen Flug über das vorgesehene Schlachtfeld. Das würde nur ein paar Augenblicke dauern.

    Und wenn sie ihre Aufgabe erledigt hätte, würden ihr die verbleibenden Stunden wie eine Ewigkeit erscheinen.
     
    Nachdem Amara von ihrem ereignislosen (und wenig erhellenden) Flug über das Vord-Nest zurückgekehrt war, setzte sie sich an einen Baum und wollte sich ausruhen. Als sie erwachte, lag sie halb eingerollt auf der Seite, und ihr Kopf ruhte auf Bernards Mantel. Sie erkannte den Geruch, ohne die Augen öffnen zu müssen, und einen Moment lag sie da und atmete langsam ein und aus. Aber um sie herum waren Giraldis Veteranen in Bewegung, Waffen und Rüstung scharrten und klirrten, während die Ausrüstung vor dem Kampf ein letztes Mal überprüft wurde. Niemand sprach, wenn man von kurzen, leisen Bemerkungen absah.
    Amara stand auf, reckte sich und zuckte zusammen. Das Kettenhemd, das sie trug, war nicht eigens für sie hergestellt worden, und auch wenn es einigermaßen passte, war sie nicht an das Gewicht

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