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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sarkastisch sie klang.

    »Ich war dagegen, weil uns das ganze Unternehmen wenig einbringen würde, aber im Falle eines Scheiterns leicht auf uns hätte zurückfallen können«, erklärte sie. »Ich hätte es vorgezogen, durch anständige Bündnisse an Macht zu gewinnen, ohne auf Gewalt zurückzugreifen.«
    Isana sah sie stirnrunzelnd an. »Warum sollte ich dir das glauben?«
    »Weil ich die Wahrheit sage«, meinte Fürstin Aquitania. »Gaius ist alt, Wehrhöferin. Es ist keine Gewalt notwendig, um ihn von seinem Thron zu stoßen. Die Zeit wird unser Meuchelmörder, und einen Erben hat er auch nicht. Diejenigen, die am ehesten fähig sind zu herrschen, wenn Gaius verschieden ist, könnten sich den Thron aneignen, ohne die Sache in eine bewaffnete Auseinandersetzung ausufern zu lassen.« Sie bot Isana ihre Hand an. »Deshalb meine ich es ernst, wenn ich dir sage, dass deine Treue mir die Pflicht auferlegt, deine Familie so zu beschützen, als wäre es meine eigene. Und ich werde dafür mit allen Mitteln sorgen, die mir zur Verfügung stehen.« Sie deutete mit dem Kopf auf ihre Hand. »Nimm sie an. Ich verstecke mich nicht vor dir.«
    Isana starrte die Hohe Fürstin an. Schließlich nahm sie die angebotene Hand und schüttelte sie. Einen Moment lang spürte sie nichts, dann folgte ein sanfter Gefühlsdruck von der Fürstin.
    »Sagst du die Wahrheit?«, fragte Isana leise. »Beabsichtigst du wirklich, mir und meiner Familie zu helfen?«
    »Ja«, antwortete Fürstin Aquitania. »Ja, wirklich.«
    Durch die Hand spürte Isana die Fürstin als feine Vibration in der Luft, und ihre Worte klangen wahr und zuversichtlich. Es war keine Verstellung mit Hilfe von Elementarkräften im Spiel. Diesen Unterton der Wahrheit konnte man nicht heucheln, nicht gegenüber jemandem mit Isanas Fähigkeiten. Fürstin Aquitania mochte ihre Lügen hinter einer Wolke von Desinteresse und aufgesetzter Ruhe verbergen, doch dieser Händedruck bebte vor Offenheit; hier war nichts verhüllt.

    Invidia Aquitania war vielleicht ehrgeizig, rücksichtslos und hartherzig, aber sie meinte es ernst mit dem, was sie gesagt hatte. Tatsächlich beabsichtigte sie, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Bernard zu helfen und Tavi zu retten.
    Isana schauderte und konnte einen leisen Schluchzer nicht unterdrücken, als die Erleichterung sie übermannte. Die vergangenen Tage waren ein Albtraum gewesen, voller Blut und Angst, Hilflosigkeit und Enttäuschungen, ein Kampf darum, den Mann zu erreichen, der über die Macht verfügte, ihre Familie zu beschützen. Stattdessen war sie nun bei Fürstin Aquitania gelandet.
    Doch wenn Invidia, so wurde Isana nun klar, tatsächlich das erreichen konnte, was sie behauptete, wenn sie Bernard und Tavi in Sicherheit bringen konnte, dann blieb Isana keine andere Wahl, als die erwiesene Treue zu erwidern. Sie würde sich daran beteiligen müssen, den Ersten Fürsten zu stürzen, und sie begab sich freiwillig in diese Lage, denn das war der Preis, den sie zu zahlen hatte, um ihre Liebsten zu beschützen. Genau darauf hatte sie sich eingelassen.
    Doch welche Rolle spielte das schon? Für Tavi und ihren Bruder wäre sie noch zu größeren Opfern bereit gewesen.
    Fürstin Aquitania sagte nichts und nahm auch die Hand nicht zurück, bis Isana schließlich wieder aufsah. Die Hohe Fürstin erhob sich jetzt, betrachtete ihr Kleid mit gerunzelter Stirn, bis das helle Scharlachrot des Stoffes sich so verdunkelte, dass es fast schwarz wirkte. Auf diese Weise würde sie draußen in der Nacht kaum auffallen. Dann sah sie Isana kühl und doch nicht ganz ohne Mitgefühl an. »Ich muss jetzt einige Gespräche führen, Wehrhöferin. Du wirst von Wachen in mein Haus begleitet, wo ich Gemächer für dich habe herrichten lassen. Ich werde dir alle Neuigkeiten über deinen Bruder und deinen Neffen unverzüglich mitteilen, sobald ich sie erhalte.«
    Isana stand auf. Das Pochen im Kopf hatte stark nachgelassen, und gleichzeitig spürte sie, wie müde sie war. Sie wäre am liebsten sofort in ein Bett gestiegen. »Gewiss, Fürstin«, sagte sie.

    »Dann komm bitte mit«, sagte die andere Frau. »Ich begleite dich zum Wagen.«
    Isana folgte der Fürstin aus dem Gebäude, vor dem ein Wagen wartete. Auf den Trittbrettern und Sitzen außen fand ein halbes Dutzend Diener Platz, und diese waren schwer bewaffnet, hatten finstere Mienen und kräftige Pranken. Die Fürstin stützte Isana mit einer Hand, als diese einstieg, und einer der Diener schloss die Tür

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