Im Schatten des Fürsten
gestört«, verteidigte sich Turk. »Und niemand hat uns gesagt, wie gut dieser alte Knacker mit dem Schwert umgehen kann.«
»Stimmt auch wieder«, meinte Rook. »Dieser Mann, der den Wagen bewacht hat, der konnte mit Waffen umgehen, meine Güte. Natürlich hat dich das kalt erwischt.«
Turk fluchte grunzend. »Den Jungen habe ich schließlich, oder?«
»Ja. Wer weiß? Mit etwas Glück wirst du es nicht bereuen müssen, dass du nicht unter den Toten vor Nedus’ Haus warst, sobald die alte Krähe kommt.«
»Keine Sorge«, sagte Turk mürrisch. »Ich krieg diese Frau noch.«
»Würde ich dir auch raten«, meinte Rook. »Wenn du mich jetzt entschuldigst?«
»Du bleibst nicht? Ich dachte, du bist fertig.«
»Das Denken solltest du lieber bleiben lassen. Überanstrenge dich nicht«, sagte sie. »Außerdem hilft es sowieso niemandem weiter. Ich muss mich noch um ein paar Dinge kümmern, ehe ich aufbreche.«
»Was sollen wir denn mit den beiden hier anstellen?«
»Halt sie fest, bis die alte Krähe kommt und sie verhören kann. Und ehe du fragst, die Antwort lautet nein. Du wirst in der Zwischenzeit keinen der beiden anrühren. Er wird dir schon sagen, was du hinterher mit ihnen machen sollst.«
»Irgendwann«, sagte Turk gehässig, »wird dir irgendwer mal gehörig das Maul stopfen.«
»Kann schon sein. Aber nicht heute. Und schon gar nicht du.«
Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen, und Tavi wagte einen kurzen Blick durch das Haar, das ihm vor den Augen hing. Er saß in einem Lagerhaus, um ihn herum standen Frachtkisten. Ein muskelbepackter, hässlicher Mann, der die ärmellose Tunika einer Flussratte trug, stand da und glotzte die Tür an, die sich schloss. Rechts von Tavi war Kitai, ebenfalls an einen Stuhl gefesselt. Nur hatte man ihr einen Ledersack über den Kopf gezogen und locker um den Hals festgebunden.
Tavi senkte den Kopf wieder, und im nächsten Moment drehte sich Turk, der hässliche Kerl, um und kam zu ihm herüber. Tavi bewegte sich nicht, während der Mann ihm zwei Finger an die Kehle hielt, zufrieden grunzte und zu Kitai ging. Nun öffnete
Tavi ein Auge und beobachtete, wie Turk das Handgelenk der Marat befühlte, ehe er sich umdrehte und das Lagerhaus verließ. Hinter sich schlug er die Tür zu, und ein dicker Riegel wurde vorgelegt.
Tavi überlegte, was er tun sollte. Vielleicht gab es hier einen elementargewirkten Wächter, der auf ihn aufpasste - andererseits hätte ein solcher die Aufmerksamkeit der Civis-Legionares auf sich gezogen, die in den Lagerhäusern am Fluss regelmäßig patrouillierten. Falls hier also tatsächlich Elementare Wache hielten, würden sie vermutlich nur Alarm schlagen und nicht selbst angreifen.
Er untersuchte seine Fesseln, doch die Seile waren so stramm gebunden, dass er sie keinen Zoll bewegen konnte. Wäre er bei Bewusstsein gewesen, als man ihn gefesselt hatte, hätte er seine Muskeln anspannen können. Das hätte ihm vielleicht einen kleinen Spielraum gegeben, damit er sich hinterher hätte herauswinden können. Leider hatte er diese Gelegenheit verpasst, und nun ließ sich nichts mehr daran ändern.
Selbst wenn er sich hätte befreien können, es hätte ihm wenig geholfen. Es gab nur diese eine Tür, die, zu der Turk gerade hinausgegangen war. Tavi wackelte mit dem Stuhl. Er war nicht am Boden festgemacht, und die Beine rutschten leise über die Bretter.
Kitais riss den Kopf in dem Ledersack hoch. Ihre Stimme klang gedämpft. »Aleraner?«
»Hier«, sagte er.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Die Kopfschmerzen werde ich so bald nicht vergessen«, antwortete er. »Und du?«
Sie schnaubte verächtlich. »Habe nur einen schlechten Geschmack im Mund. Wer waren diese Männer?«
»Sie haben darüber gesprochen, dass sie meine Tante Isana ermorden wollen«, berichtete Tavi. »Wahrscheinlich arbeiten sie für Fürst Kalare.«
»Warum haben sie uns geschnappt?«
»Weiß nicht genau. Entweder wollten sie mich beseitigen, damit Gaius schwach aussieht. Oder sie wollen Tante Isana in eine Falle locken. So oder so, sie werden uns nicht laufen lassen, auch wenn die Sache vorbei ist.«
»Die bringen uns um?«, fragte sie.
»Ja.«
»Dann müssen wir fliehen.«
»Das wäre eine vernünftige Schlussfolgerung, ja«, meinte Tavi. Er spannte seine Muskeln an und prüfte erneut die Fesseln, aber die saßen stramm. »Ich brauche bestimmt Stunden, um mich zu befreien. Wie ist es bei dir?«
Sie rückte hin und her, und Tavi hörte das Holz ihres Stuhles
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