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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Darauf zog er den Ring und legte die Kette sanft um Amaras Hals, wo er sie mit einer für einen so großen Mann erstaunlichen Geschicklichkeit schloss. »Deshalb wird ein Soldat seiner Liebsten den Ring an einer Kette umhängen, so«, sagte er. »Es ist kein richtiger Ehering. Aber er weiß, was er bedeutet. Und sie auch.«
    Amara schluckte und unterdrückte die Tränen. »Ich bin stolz, ihn tragen zu dürfen.«
    »Ich bin stolz, ihn an dir zu sehen«, erwiderte er. Er ergriff ihre Hände und blickte an ihr vorbei. Draußen hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt. »Wenigstens ist das Wetter nicht auf ihrer Seite.«
    Sie lächelte schwach. »Schade, dass wir nicht so ungefähr dreißig Ritter Aeris auf unserer Seite haben. Mit denen und dem Sturm könnten wir schon etwas anfangen.«
    »Dreißig oder vierzig Erd- und Metallwirker würde ich auch nicht verschmähen«, sagte Bernard. »Oh, und vielleicht eine halbe Legion zu deren Unterstützung.« Sein Lächeln verschwand, und er beobachtete die Vord. »Wir sollten unsere Posten beziehen. Es kann jeden Moment losgehen.«
    Sie drückte ihm die Hände und eilte in die Höhle, um die Ritter zu versammeln, während grimmige Legionares sich erhoben, Waffen und Rüstung überprüften und sich still in Reihen aufstellten. Giraldi humpelte dazu, wobei er ein Schild als behelfsmäßige Krücke benutzte. Er erteilte leise Befehle, zog hier und da einen Gurt nach oder eine Schnalle gerade. Die Zenturie unterteilte er in ›Speere‹, bildete daraus Reihen und aus jeder Reihe eine eigene Gruppe. Die Männer der ersten Gruppe marschierten zum Höhleneingang, und die anderen folgten ihnen
und hielten sich bereit zum Eingreifen, falls es notwendig werden sollte.
    Amara platzierte die Bogenschützen über den Rittern auf dem erhöhten Sims und postierte die verbliebenen vier Ritter Terra auf dem Boden davor. Die großen Männer hatten ihre schweren Rüstungen angelegt und trugen die riesigen, schweren Waffen, die ausschließlich elementarverstärkt gehandhabt werden konnten. Wenn diese Männer sich auf die Besessenen stürzten, die keine Rüstung trugen, würde es in einem fürchterlichen Gemetzel enden.
    Wieder grollte Donner, so laut, dass der Höhlenboden bebte, und dazu erhob sich ein geisterhaftes Heulen in der Morgenluft. Amara lief es kalt den Rücken hinunter, ihr wurde der Mund trocken, und sie stieg auf den Sims, um nach draußen sehen zu können.
    Dort hatte sich die Kolonne der Besessenen in Bewegung gesetzt und marschierte rasch auf die Höhle zu. Es war ein gespenstischer Anblick. Männer, Frauen und sogar Kinder in aleranischer Tracht und in den Gewändern der Legion näherten sich. Die Kleider waren schmutzig und zerknittert, denn niemand hatte sich bemüht, sie zu säubern oder zu richten. Ausdruckslose Gesichter starrten in den Regen, die Blicke gingen ins Nirgendwo, und trotzdem bewegten sie sich in unmenschlichem Gleichschritt. Jeder trug eine Waffe, selbst wenn es sich nur um einen schweren Stock handeln mochte.
    »Gute Elementare«, keuchte einer der Legionares . »Das sieh sich mal einer an.«
    »Frauen«, sagte ein anderer. »Kinder.«
    »Seht ihnen in die Augen«, rief Amara laut genug, damit jeder sie hören konnte. »Es sind keine Menschen mehr. Und sie werden jeden töten, der ihnen auch nur für eine Sekunde die Gelegenheit dazu gibt. Dieser Kampf geht auf Leben und Tod, Männer, das dürft ihr nicht vergessen.«
    Die Königin ging neben der vordersten Reihe, bis sie in Schussweite
der Bogen kamen. Dann ließ sie sich zurückfallen und suchte hinter den Besessenen Schutz. Von dort erhob sich nun ihr geisterhafter Ruf erneut, und Wanderer schüttelte sich, stand auf, reckte die riesigen Glieder und beantwortete den Ruf mit seinem trompetenden Schlachtgebrüll.
    Bernard kam aus dem hinteren Teil der Höhle gelaufen und sprang, den großen Bogen in der Hand, auf den Sims. »Männer, eine gute Neuigkeit: Wir haben ausreichend Trinkwasser, dank Rufus Marcus. Und es schmeckt nur ein bisschen eklig.«
    Durch die Reihen der Legionares ging ein fröhliches Lachen, und der eine oder andere rief: »Gut gemacht, Rufus!«
    Draußen marschierte die Kolonne der Besessenen mit den leeren Blicken in gleich bleibender Geschwindigkeit durch den Regen näher.
    »Achtung«, rief Bernard. »Vorderste Reihe, Schilde bereit halten. Setzt die Schwerter ein und passt auf die Speere auf. Zweite Reihe: Wenn ein Mann fällt, lasst ihr ihn liegen. Das Bergen ist Aufgabe der dritten

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