Im Schatten des Fürsten
Hand. Die Legionares machten die verbliebenen Besessenen nieder. Die meisten Söldner schwangen die Schwerter mit tödlicher Anmut und der Meisterschaft von Metallwirkern.
»Ritter«, flüsterte Amara. »Das sind alles Ritter.«
Ein Kämpfer erschlug drei Besessene mit ebenso vielen Streichen, dann wandte er sich wie beiläufig um und machte sich auf den Weg zu Bernard, ehe sein letztes Opfer noch ganz zu Boden gesunken war. Er war ein Riese von einem Mann, mit schwerer Rüstung, und während er näher kam, nahm er sich den Helm vom Kopf und klemmte ihn unter den Arm. Er hatte dunkles Haar, einen Bart und eine abscheuliche, noch relativ frische Narbe auf der Wange. Seine Augen wirkten ruhig, unbeteiligt und leidenschaftslos.
»Du?«, begrüßte Bernard den Mann.
»Aldrick ex Gladius«, entfuhr es Amara. »Von den Windwölfen.
Im Dienste des Hohen Fürsten von Aquitania. Ich dachte, du wärest tot.«
Der Hauptmann der Söldner nickte. »So war es auch gedacht«, erwiderte er. Er deutete auf die Söldner, die Jagd auf die letzten Feinde machten oder sich um die Verwundeten kümmerten. »Die besten Grüße von der Wehrhöferin Isana, werter Graf und werte Gräfin.«
Bernard runzelte die Stirn. »Tatsächlich? Dann hat sie in der Hauptstadt Hilfe gefunden.«
Aldrick nickte. »Wir wurden entsandt, um Kaserna mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Und ich muss mich entschuldigen: Wir wären sicherlich früher eingetroffen, aber das schlechte Wetter hat uns leider aufgehalten. Dafür kam uns dann allerdings bei der Ankunft ein netter ausgewachsener Sturm zu Hilfe.« Er blickte hinauf zum Himmel und meinte versonnen: »Da macht es zwar nicht mehr so viel Spaß, aber kein Meister seines Faches würde so eine Hilfe verschmähen.«
»Ich kann nicht sagen, dass ich deine Hilfe nicht zu schätzen weiß, Aldrick«, sagte Bernard. »Andererseits bin ich auch nicht gerade hocherfreut, dich zu sehen. Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, hättest du mich auf der Mauer von Kaserna beinahe aufgeschlitzt.«
Aldrick legte den Kopf schief. »Du warst ein Soldat. Es war keineswegs persönlich gemeint, Exzellenz. Ich werde mich dafür nicht entschuldigen. Auch empfand ich kein besonderes Vergnügen bei dem, was ich getan habe. Aber du musst mir ebenfalls versichern, dass du mit dem Geschehenen leben kannst. Auf die eine oder die andere Weise sollten wir diese Angelegenheit klären, und zwar hier und jetzt.«
Bernard sah den Mann stirnrunzelnd an und nickte. »In Ordnung, vergessen wir die Sache also. Ich würde gern Neuigkeiten von der Wehrhöferin Isana hören.«
Aldrick nickte. »Gewiss, allerdings habe ich nur wenig zu berichten. Doch zuerst, Exzellenz …«
Bernard hob die Hand. »Bernard. Du hast meinen Männern das Leben gerettet. Der Titel ist überflüssig.«
Abermals legte Aldrick den Kopf zur Seite, und seine Miene veränderte sich leicht. Daraufhin neigte er den Kopf, eine kleine und doch eindeutige Geste des Respekts, und fuhr fort: »Ich würde vorschlagen, wir suchen Schutz in der Höhle. Meine Ritter Aeris haben den Windelementaren eine Menge ihrer mächtigen Blitze geraubt, und das wird die Rachegelüste der Windmähnen anstacheln. Mit deiner Erlaubnis, Graf, ziehen wir uns in die Höhle zurück, bis der Sturm vorüber ist. Meine Wasserwirker können sich unterdessen um deine Verwundeten kümmern.«
Amara betrachtete Aldrick mit einem Stirnrunzeln, doch als Bernard sie anblickte, nickte sie nur. »Wir können unsere alten Meinungsverschiedenheiten beilegen, wenn erst einmal der Sturm vorüber ist.«
»Hervorragend«, meinte Aldrick, ließ sie stehen und kümmerte sich um alles Notwendige. Er gab einem seiner Söldner einen Wink, und der setzte die anderen in Kenntnis. Bernard erteilte ebenfalls den Befehl, die aleranischen Verwundeten zu bergen und mit allen Mann in der Höhle Unterschlupf zu suchen.
»Ich kann schon gehen«, sagte Amara zu Bernard. Sie machte einen Schritt, um es zu beweisen, und wäre beinahe gestürzt.
Er fing sie auf. »Immer mit der Ruhe, Liebste. Lass mich dir doch helfen. Du bist hart mit dem Kopf aufgeschlagen.«
»Hm«, murmelte Amara und seufzte. Dann schlug sie die Augen langsam auf, blinzelte und sagte: »Ach, du meine Güte.«
»Ach, du deine Güte?«, fragte Bernard.
Sie legte sich die Hand an den Hals, wo Bernards Ring an der Kette hing. »Ach, du meine Güte. Wir haben überlebt. Wir leben. Wir … Wir sind immer noch verheiratet.«
Bernard
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