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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ich«, sagte er lächelnd. »Sollen wir essen?«
    Sie luden sich Essen auf ihre Teller und setzten sich wieder auf die Stühle. Nach dem ersten Teller holte sich Tavi einen Nachschlag, und dann schilderte er dem Ersten Fürsten die Ereignisse, und zwar beginnend mit der Auseinandersetzung mit Kalarus Brencis Minoris und seinen Kumpanen. Es dauerte fast eine Stunde. Ein paarmal unterbrach Gaius ihn und erkundigte sich nach weiteren Einzelheiten, und am Ende lehnte er sich, einen Becher milden Weins in der Hand, in seinem Stuhl zurück.
    »Gut«, sagte er. »Das erklärt immerhin Carias Benehmen heute Morgen.«
    Tavis Wangen wurden so heiß, dass sie jeden Moment Brandblasen bekommen mussten. »Mein Fürst, Max hat nur …«
    Gaius warf Tavi einen kühlen Blick zu, doch in den Augenwinkeln des Ersten Fürsten lag ein Lächeln. »In beinahe jedem anderen Moment meines Lebens hätte es mir gar nichts ausgemacht, wenn mich meine hübsche Gemahlin einlädt, mich zu ihr ins Bad zu gesellen. Heute Morgen allerdings … war ich noch zu erschöpft. Ich bin fast achtzig Jahre alt, meine Güte.« Er schüttelte ernst den Kopf. »Natürlich kenne ich die Anforderungen und Verpflichtungen meines Standes, aber wenn du nachher mit Maximus sprichst - könntest du vielleicht erwähnen, dass er sich in Zukunft eine andere Lösung einfallen lassen soll, als meine Gemahlin zu küssen? Nur, falls er wieder einmal in eine ähnliche Situation geraten sollte.«
    »Ich werde es ihm mitteilen, Herr«, sagte Tavi feierlich.
    Gaius lachte. »Bemerkenswert«, murmelte er. »Ihr habt euch
wirklich wacker geschlagen in dieser Lage. Vielleicht nicht perfekt, aber es hätte auch alles noch schlimmer enden können.«
    Tavi verzog das Gesicht und senkte den Blick.
    Gaius seufzte. »Tavi. Killians Tod ist nicht deine Schuld. Du darfst dir dafür nicht die Verantwortung aufbürden.«
    »Jemand sollte es aber«, erwiderte Tavi leise.
    »Du hast alles getan, was in deiner Macht stand«, beharrte der Erste Fürst.
    »Ich weiß«, antwortete Tavi. Die Bitterkeit in seiner Stimme überraschte ihn selbst. »Wenn ich keine Missgeburt wäre, wenn ich die geringste Begabung fürs Elementarwirken hätte …«
    »Dann hättest du dich vermutlich darauf verlassen und nicht auf deinen Verstand. Und du wärest aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls zu Tode gekommen.« Gaius schüttelte den Kopf. »Männer, gute Soldaten und gute Wirker sind im Kampf gegen diesen Gegner gefallen. Elementarkräfte sind ein Werkzeug, Tavi. Ohne eine geübte Hand und einen wachen Verstand dahinter sind sie so wertlos wie ein Hammer, der auf dem Boden liegt.«
    Tavi sah zur Seite und starrte auf den Boden neben dem Kamin.
    »Tavi«, sagte Gaius mit tiefer, ruhiger Stimme. »Ich schulde dir mein Leben, und die Freunde, die du beschützt hast, ebenso. Und nur aufgrund deines umsichtigen Handelns wurde auch zahllosen anderen Menschen ein schreckliches Schicksal erspart. Killian starb, weil er sich entschieden hatte, das Reich vor Gefahren zu beschützen. Er wusste, was er tat, als er sich an diesem Kampf beteiligte, und er kannte das Risiko.« Gaius sprach noch sanfter. »Es spricht von kindlicher Arroganz, sein Opfer herabzuwürdigen, indem du versuchst, die Verantwortung dafür auf deine Schultern zu laden.«
    Tavi runzelte die Stirn. »Ich … Aus diesem Blickwinkel habe ich das noch gar nicht betrachtet.«
    »Warum auch«, meinte Gaius.
    »Trotzdem habe ich das Gefühl, ich hätte ihm gegenüber versagt«, fügte Tavi hinzu. »Seine letzten Worte an mich waren wichtig,
glaube ich. Er hat verzweifelt versucht, mir etwas mitzuteilen, aber …« Tavi erinnerte sich an die letzten Augenblicke in Killians Leben und verstummte.
    »Ja«, sagte Gaius. »Unglücklicherweise hat er es nicht geschafft, dir mitzuteilen, wer der Meuchelmörder ist - obwohl ich annehme, dass Kalares Spion sich nach Killians Tod zurückziehen wird.«
    »Gibt es keine Möglichkeit, ihn zu entlarven, ehe er - oder sie - verschwindet?«
    Der Erste Fürst schüttelte den Kopf. »Ich habe viel zu tun, um die entstandenen Schäden wiedergutzumachen. Und um den einen oder anderen Vorteil zu nutzen. Also, junger Mann, ich überlasse die Suche dir. Kannst du dein Hirn genauso anstrengen, um diesen Meuchler zu finden, wie du es getan hast, um den Anschlag auf mich zu verhindern? Das hätte Killian sicherlich gefallen.«
    »Ich werde mein Bestes geben«, sagte Tavi. »Aber wenn ich nur ein paar Sekunden schneller gewesen wäre,

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