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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mehr.«
    »Vermutlich sind sich eure Weggefährten und Verbündeten der Lage bewusst, oder?«
    »Natürlich«, erwiderte Invidia. »Am Schicksal dieser Frau kann mein Gemahl seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.« Sie schüttelte müde den Kopf. »Der Ausgang dieser Sache ist von äußerster Wichtigkeit, Fidelias. Ein Erfolg wird unsere Bündnisse stärken und die Treue von Kalarus’ Anhängern erschüttern. Ein Scheitern könnte unsere Pläne durchkreuzen.«

    »Meiner Ansicht nach ist es noch zu früh für eine Auseinandersetzung mit Kalarus.«
    Sie nickte. »Sicherlich hätte ich weder diesen Zeitpunkt noch diesen Ort gewählt, doch wenn Gaius diese Frau in die Civitas aufnimmt, zwingt er Kalarus zum Handeln.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber die Auseinandersetzung mit Kalarus’ Bündnis war unausweichlich.«
    Fidelias nickte. »Welche Befehle hast du für mich, meine Fürstin?«
    »Du kommst zum Winterend-Fest in die Hauptstadt.
    Er starrte das Abbild an. »Du machst Witze.«
    »Nein«, gab sie zurück. »Isana wird dem Reich und dem Senat beim Winterend von Gaius vorgestellt, ganz offiziell. Das müssen wir verhindern.«
    Fidelias spürte, wie eine Niedergeschlagenheit in ihm aufstieg, die er nicht völlig aus seiner Stimme fernhalten konnte. »Ich werde gesucht. Wenn man mich in der Hauptstadt entdeckt, wo mein Gesicht ja vielen bekannt ist, wird man mich ergreifen, verhören und anschließend hinrichten. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass auch diese Frau mich sofort erkennen wird.«
    Das Abbild der Fürstin blickte ihn an. »Und?«
    Er blieb kühl. »Und das könnte meine Möglichkeiten beeinträchtigen, mich frei in der Stadt zu bewegen.«
    »Fidelias«, schalt ihn das Bild, »du bist einer der gefährlichsten Männer, die ich kenne. Und außerdem bist du der mit Abstand erfinderischste.« Sie sah ihm mit einem beinahe lüsternen Ausdruck in die Augen. »Das macht dich übrigens auch so anziehend. Du schaffst das. Es ist übrigens auch der Befehl meines Gemahls.«
    Fidelias knirschte mit den Zähnen, verneigte sich jedoch. »Jawohl, meine Fürstin. Ich … werde mir etwas einfallen lassen.«
    »Exzellent«, erwiderte das Abbild. »Wenn Isana Gaius unterstützt, könnte das meinen Gemahl die Unterstützung der Dianischen Liga kosten. Das musst du um jeden Preis verhindern. Unsere Zukunft - und damit auch die deine - hängt davon ab.«

    Das Bild sank in der Schüssel zusammen und war verschwunden. Fidelias verzog das Gesicht zur Grimasse, fluchte und schleuderte die Schüssel durch das Zimmer. Sie zerschmetterte am Stein des Kamins.
    Er rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. Was der Fürst und die Fürstin von Aquitania von ihm verlangten, war unmöglich durchzuführen. Er würde am Ende mit dem Leben dafür bezahlen.
    Heute Nacht würde er keinen Schlaf finden, und selbst sein Hunger hatte sich nach dem Gespräch mit der Fürstin Invidia verflüchtigt.
    Er zog sich trockene Kleidung an, nahm seinen Mantel und seine Habseligkeiten und brach wieder auf, um draußen durch die Dunkelheit zu wandern.

8
    Tavis Beine brannten, weil er schon so lange auf diesem Dach in der Hocke saß. Von hier aus konnte er das Domus Malleus beobachten, eine große ehemalige Schmiede im Händlerviertel, die zu einem der beliebtesten Speiselokale der Stadt Alera umgebaut worden war. Die Dämmerung brach herein, in den Straßen breiteten sich Schatten aus. Die Läden schlossen für die Nacht, Händler schoben ihre Wagen auf Karren fort, um am nächsten Morgen mit ihnen zurückzukehren. Der Geruch von frischem Brot und gebratenem Fleisch hing in der Luft.
    Tavis Beine zuckten, und er spürte, wie sie sich mehr und mehr verkrampften. Stille und Geduld waren die wichtigsten Eigenschaften
eines jeden Jägers, und sein Onkel hatte ihm alles über das Fährtenlesen und die Jagd beigebracht, das er wusste. Tavi hatte den riesigen Schafen, die sein Onkel züchtete, auf felsigen Bergpfaden nachgespürt, hatte verlorene Pferde und Kälber gefunden und die Gewohnheiten von Wildkatzen und Thanadents ausgekundschaftet, die es auf die Herden seines Onkels abgesehen hatten.
    Zuletzt hatte Bernard ihn gelehrt, sich an Rehwild anzupirschen, an Tiere also, die so leise, scheu und schnell waren, dass nur die besten und beharrlichsten Jäger die Chance bekamen, eines von ihnen zu erlegen. Dieser Dieb war allerdings kein Hirsch; dennoch hielt ihn Tavi für gerissen, da jemand, der selbst den erfahrenen Civis-Legionares

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