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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Norden. Er würde dieses Versprechen, das er als Ehrenwort mit dem X besiegelt hatte, niemals brechen. »Danke«, meinte Tavi.
    »Aber trotzdem finde ich heraus, was du vorhast«, sagte Max. »Weniger für Killian. Eher, um dir zu beweisen, dass du längst nicht so schlau bist, wie du glaubst.«
    »Dann solltest du dich vielleicht schlafen legen. Denn das passiert höchstens in deinen Träumen.«
    Max fletschte die Zähne, und Tavi nahm die Herausforderung an. Er schlug sich nach Art der Legionares leicht mit der Faust auf das Herz, dann verschwand er in der nebligen Nacht.
    Nachdem Max gegangen war, rieb sich Tavi die schmerzende Brust, wo der Teller des Diebs ihn getroffen hatte. Das würde bestimmt einen ordentlichen blauen Fleck geben. Einen großen. Zumindest würde er ein anständiges Essen für die Schmerzen bekommen. Er trat auf die Schwelle des Domus Malleus.
    Die riesigen Glocken oben auf der Zitadelle schlugen die Stunde. Jeder Schlag schickte tiefe Schwingungen aus, die das Wasser in einer Schale zittern lassen konnten, und dazu ertönten helle Töne, wunderbar und irgendwie traurig.
    Die Glocken schlugen neunmal, und Tavi fluchte. Er hatte keine Zeit mehr zum Essen. Selbst wenn er sich beeilte, würde er fast eine Stunde brauchen, um durch die Straßen von Alera zur Zitadelle des Ersten Fürsten zu gelangen und in die Tiefen unter der Festung hinabzusteigen. Nach der Rauferei würde er zudem schmutzig und verschwitzt und fast eine Stunde zu spät zum Dienst eintreffen.

    Morgen früh stand außerdem eine Prüfung in Geschichte auf dem Plan.
    Und Killians Dieb hatte er auch nicht erwischt.
    Tavi schüttelte den Kopf und lief los. Er war kaum hundert Schritte weit gekommen, da grollte es am Himmel über ihm, und ein Regenschauer prasselte auf ihn nieder.
    »Du bist ja vielleicht ein Held des Reiches«, murmelte Tavi zu sich selbst und beeilte sich, zum Ersten Fürsten zu gelangen.
     
    Schnaufend, schmutzig und viel zu spät stand er schließlich vor der Tür des Ersten Fürsten. Er bemühte sich, seine Kleidung ein wenig zu richten und gab den Versuch sofort wieder auf. Um ihn vorzeigbar zu machen, brauchte er einen Putzteufel aus der Legion. Er biss sich auf die Unterlippe, strich sich das dunkle, nasse Haar aus dem Gesicht und trat ein.
    Gaius stand gekrümmt, als sei er müde oder habe Schmerzen, auf den wirbelnden Farben des Mosaiks. Sein Gesicht war aschfahl, so dass sich nur noch die weißen Bartstoppeln von der Haut abhoben. Aber die Augen waren am schlimmsten. Sie lagen tief in dunklen Höhlen und waren blutunterlaufen. In ihnen loderte ein krankhaftes Feuer, nicht die Entschlossenheit, der Stolz und die Kraft, an die Tavi gewöhnt war, sondern etwas Kaltes, Furchterregendes.
    Gaius starrte ihn finster an und fauchte: »Du kommst spät.«
    Tavi verneigte sich tief und verharrte so. »Ja, Fürst. Ich habe dafür keinen wichtigen Grund und ersuche dich um Verzeihung.«
    Gaius schwieg kurz, dann begann er zu husten. Er deutete gereizt mit der Hand auf die Kacheln, löste die Formen und Farben auf, die sich auf ihnen gebildet hatten, und setzte sich an den kleinen Tisch an der Wand, bis der Hustenanfall vorüber war. Der Erste Fürst blieb mit geschlossenen Augen sitzen und atmete flach und viel zu hastig. »Geh zum Schrank, Junge. Mein Gewürzwein.«
    Sofort richtete sich Tavi auf und ging zu dem Schrank bei der
Bank im Vorzimmer. Er goss den Wein ein und brachte ihn Gaius, der ihn mit einer Grimasse hinunterstürzte. Dann betrachtete der Erste Fürst Tavi finster. »Warum kommst du so spät?«
    »Prüfungen«, antwortete Tavi. »Hat länger gedauert.«
    »Aha«, sagte Gaius. »Ich erinnere mich, während meiner Zeit an der Akademie ist mir so etwas auch passiert. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, dass du deine Pflichten vernachlässigst, Junge.«
    »Nein, mein Fürst.«
    Wieder hustete Gaius und hielt Tavi das Glas hin, damit er nachschenkte.
    »Mein Fürst? Ist alles in Ordnung?«
    Die verbitterte Wut blitzte wieder in Gaius’ Augen auf. »Es geht schon.«
    Tavi fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Also, Fürst, du wirkst ein wenig … krank.«
    Der Erste Fürst zog eine hässliche Grimasse. »Was verstehst du schon davon? Denkst du, ein unehelicher Hirtenjunge aus dem Calderon-Tal weiß besser als der Erste Fürst, ob es ihm gut geht?«
    Gaius’ Worte trafen Tavi bis ins Mark. Er wich einen Schritt zurück und wandte den Blick ab. »Verzeih, mein Fürst. Ich wollte nicht

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