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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zitterte wegen der Kälte, die sich auf seiner schweißnassen Haut ausbreitete. Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich habe wohl nicht aufgepasst. Aber ernsthaft, was machst du hier?«
    Max grinste. »Ein paar Straßen weiter wohnt eine junge Witwe. In nebligen Nächten fühlt sie sich immer so einsam.«
    »Zu dieser Jahreszeit gibt es in jeder Nacht Nebel«, wandte Tavi ein.
    Max strahlte. »Ist mir auch schon aufgefallen.«
    »Es gibt einen Grund, warum die Menschen dich hassen.«
    »Unter einfachen Menschen ist die Missgunst sehr verbreitet«, stimmte Max fröhlich zu. »Jetzt bin ich dran: Was tust du hier?
Welchen Eindruck würde es machen, wenn Gaius’ Goldjunge dabei erwischt wird, wie er nach der Abendglocke in der Stadt herumschleicht?«
    »Ich wollte jemanden treffen«, antwortete Tavi.
    »Natürlich«, meinte Max freundlich. »Aber wen?«
    »Du bist eben nicht der Einzige, der sich nach Einbruch der Dunkelheit aus der Akademie schleicht.«
    Max brach in schallendes Gelächter aus.
    Tavi starrte ihn böse an. »Was ist daran so lustig?«
    »Offensichtlich warst du nicht mit einem Mädchen verabredet.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil selbst eine Unschuld vom Lande wie du sich mehr Mühe mit dem Äußeren geben würde. Saubere Kleidung, gekämmtes Haar, frisch gebadet, solche Dinge. Du dagegen machst den Eindruck, als hättest du dich auf der Straße gewälzt.«
    Vor Verlegenheit errötete Tavi. »Ach, sei doch still, Max. Geh zu deiner Witwe.«
    Stattdessen lehnte sich Max an die Wand des Gasthauses und verschränkte die Arme. »Ich hätte dir den Kopf einschlagen können, anstatt dich mit mir zusammenstoßen lassen, so tief in Gedanken versunken warst du«, meinte Max. »Das passt gar nicht zu dir. Ist alles in Ordnung?«
    »Ich habe nur zu viel zu tun«, erwiderte Tavi. »Den ganzen Tag habe ich Hausarbeiten gemacht, nach dieser Prüfung heute Morgen …«
    Max verzog das Gesicht. »Tut mir leid, wie es bei dir gelaufen ist, Tavi. Killian kann zwar mit Hilfe seiner Elementare sehen, wie du dich bewegst, aber um deine Stärken zu erkennen, ist er zu verflucht blind.«
    Tavi zuckte mit den Schultern. »Das habe ich gar nicht anders erwartet. Und ich muss heute Nacht Gaius aufwarten.«
    »Schon wieder?«, fragte Max.
    »Ja.«

    »Warum machst du dann vorher nicht ein Nickerchen?«
    Tavi winkte ab, kniff die Augen zusammen und lächelte. »Und warum gehst du nicht endlich zu deiner Witwe, Max?«
    »Ist noch zu früh. Die läuft nicht weg«, meinte Max und betrachtete ihn stirnrunzelnd.
    »Wird sie sich gedulden, bis du deine Prüfung für Killian abgelegt hast?«, fragte Tavi.
    Max erstarrte. »Was meinst du damit?«
    »Deine Prüfung«, sagte Tavi. »Killian hat dir eine Aufgabe gestellt. Er hat dich losgeschickt, damit du herausfindest, was ich treibe.«
    Es gelang Max nicht, seine Überraschung zu verbergen. Dann verdrehte er die Augen. »Killian hat dir wahrscheinlich gesagt, du sollst deine Aufgabe geheim halten, oder?«
    »Natürlich. Und nein, ich werde sie dir nicht verraten.«
    »Bei den Krähen, Calderon. Immer wenn du den Oberschlauen spielst, würde ich dir am liebsten eins auf die Nase geben.«
    »Missgunst ist sehr verbreitet unter den einfachen Menschen«, meinte Tavi und grinste. Max deutete einen Hieb an, und Tavi zog den Kopf ein. »Wie lange verfolgst du mich schon?«
    »Ein paar Stunden. Ich habe dich aus den Augen verloren, als du vom Dach geklettert bist.«
    »Wenn Killian erfährt, dass du dich mir gezeigt hast, wird er deine Prüfung als nicht bestanden werten.«
    Max zuckte mit den Schultern. »Ist nur eine Prüfung. Seit ich laufen kann, musste ich mich Prüfungen stellen.«
    »Den Hohen Fürsten Antillus wird es nicht freuen, wenn du durchfällst.«
    »Was mir heute Nacht mit Sicherheit den Schlaf rauben wird«, höhnte Max.
    Tavi lächelte schwach. »Gibt es diese Witwe wirklich?«
    Max grinste. »Und wenn nicht, würde ich bestimmt eine finden. Oder eine verheiratete Frau zur Witwe machen, falls notwendig.«

    Tavi schnaubte. »Was hast du heute Nacht also noch vor?«
    Max schob die Lippen vor. »Ich könnte dir noch ein wenig nachspionieren, aber das erscheint mir irgendwie nicht passend.« Er zog ein X über seinen Bauch. »Ehrenwort. Ich lasse dich allein, anstatt dich dazu zu zwingen, eine Stunde Schlaf dagegen zu tauschen, mich auszuquetschen.«
    Tavi nickte und lächelte seinen Freund dankbar an. Max hatte ihm geschworen, die Wahrheit zu sagen, eine alte Sitte im

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