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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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legte fast unbewusst eine Hand auf den Rücken des gemächlich dahinschreitenden Garganten. »Jeder von uns fühlt sich zu anderen Teilen Des Einen gerufen. Wir kommen ihnen näher. Wir beginnen zu fühlen, was auch sie fühlen, zu wissen, was sie wissen. Wanderer denkt, all das Metall, das eure Menschen tragen, stinkt. Aber er riecht die Winteräpfel im Karren und findet, er habe ein Fass davon verdient. Er freut sich auf den Frühling, denn er ist das Heu leid. Er möchte gern graben, um sich zum Mittagessen ein paar Wurzeln junger Bäume zu suchen, aber er weiß, für mich ist es wichtig, dass wir weitergehen. Deshalb geht er.«
    Amara blinzelte. »Das alles weißt du über deinen Garganten?«
    »Wir sind beide ein Teil Des Einen, und das macht uns beide stärker und klüger«, sagte Doroga und lächelte. »Und Wanderer gehört mir nicht. Wir sind Gefährten.«
    Der Gargant brüllte, schüttelte den Kopf und ließ die Sattelmatte schwanken. Doroga lachte schallend.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Amara durchaus beeindruckt.
    »Er hat nicht richtig gesprochen«, meinte Doroga. »Aber er lässt mich wissen, was er fühlt. Walker denkt, wir sind nur Gefährten, solange er nicht zu hungrig wird. Und dann sollte ich ihm lieber etwas zu fressen geben oder mich nicht zwischen ihn und die Äpfel stellen.«

    Amara grinste. »Und die anderen Stämme. Sie sind …«
    »Gebunden«, half Doroga ihr aus.
    »An ihre Totems gebunden?«
    »Pferd an Pferd. Wolf an Wolf. Herdentöter an Herdentöter, ja«, bestätigte er. »Und viele andere. Auf diese Weise lernt unser Volk. Nicht nur die Weisheit des Verstandes.« Er legte eine Faust auf die Brust. »Sondern auch die Weisheit des Herzens. Sie sind gleich wichtig. Alles ist ein Teil Des Einen.«
    Amara schüttelte den Kopf. Der Glaube der Barbaren war vielschichtiger, als sie für möglich gehalten hätte. Und wenn Doroga wörtlich meinte, was er über den Bund mit ihren Tieren gesagt hatte, waren sie viel stärker, als die Aleraner bislang angenommen hatten.
    Hashat, ihres Zeichens Häuptling des Pferdeclans, trug drei Mantelfibeln von Angehörigen der Fürstlichen Wache an ihrem Schwertgurt. Amara hatte angenommen, Hashat habe die Broschen gefunden, als sie die Leichen nach der Ersten Schlacht von Calderon gefleddert hatte, doch nun war sie nicht mehr so sicher. Wenn die Marat, damals eine junge Kriegerin, die Leibwachen zu Pferde angegriffen hatte, würde der Bund mit dem Tier ihr einen entscheidenden Vorteil verliehen haben, sogar gegen einen aleranischen Metallwirker. Bei der Zweiten Schlacht von Calderon hatte Dorogas Gargant eine Mauer durchbrochen, die bis dahin allen Angriffen widerstanden hatte, dem wuchtigen Ansturm von Erdwirkern, Feuerstößen von Feuerwirkern und den Sturmböen von Windwirkern.
    »Doroga, warum hat euer Volk nicht häufiger Krieg gegen Alera geführt?«
    Doroga zuckte mit den Schultern. »Es gab keinen Grund«, erklärte er. »Unsere Stämme kämpfen oft gegeneinander. Das ist eine Prüfung, die Der Eine uns auferlegt, damit er erfährt, wer die größte Kraft hat. Und wir haben unterschiedliche Ansichten, wie dein Volk auch. Allerdings kämpfen wir nicht, bis eine Seite tot ist. Sobald sich zeigt, wer der Stärkere ist, beenden wir den Kampf.«

    »In der Schlacht vor zwei Jahren hast du Atsurak trotzdem getötet«, wandte Amara ein.
    Dorogas Miene verdüsterte sich, und er wirkte traurig. »Atsurak ist zu wild geworden. Hatte sich zu sehr mit Blut befleckt. Er hat seine Pflicht gegenüber Dem Einen verraten. Er wollte nicht mehr lernen und vergaß langsam, wer und was er war. Sein Vater ist auf dem Feld der Narren gestorben, wie mein Volk die Erste Schlacht von Calderon nennt, und als er zum Mann heranwuchs, war er von Rachegelüsten erfüllt. Er hat viele andere mit sich in den Wahnsinn gerissen. Und seine Anhänger haben einen ganzen Stamm meines Volkes ausgelöscht.« Doroga zupfte erneut an dem Zopf und schüttelte den Kopf. »Ich hoffte, er würde seinen Hass besiegen, nachdem er herangewachsen war. Aber das geschah nicht. Eine Zeit lang fürchtete ich, dass ich ihn hassen würde für das, was er mir angetan hat. Jetzt jedoch ist es vorbei. Ich bin nicht stolz darauf, wie es zwischen mir und Atsurak endete. Doch blieb mir keine andere Wahl, und ich diene immer noch Dem Einen.«
    »Er hat deine Frau getötet«, stellte Amara leise fest.
    Doroga schloss die Augen und nickte. »Sie mochte es nicht, den Winter bei meinem Stamm im Südland in den

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