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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Dünen am Meer zu verbringen. Wir würden zu viel schlafen, sagte sie. In dem Jahr ist sie bei ihrem eigenen Volk geblieben.«
    Amara schüttelte den Kopf. »Ich möchte mich nicht abfällig über deinen Glauben äußern. Trotzdem muss ich dir eine Frage stellen.«
    Doroga nickte.
    »Warum kämpft ihr gegen den alten Feind und wollt ihn auslöschen, wenn wir doch alle ein Teil Des Einen sind? Dieser Feind ebenso wie dein Volk? Oder meins?«
    Es dauerte eine Weile, ehe Doroga antwortete. »Der Eine hat uns erschaffen, damit wir frei sind. Und damit wir lernen. Damit wir uns mit anderen vereinen können und weiser und stärker werden. Der alte Feind verkehrt dieses Kräftegleichgewicht ins Gegenteil. Dieser Feind lässt uns keine Wahl, er kennt keine Freiheit.
Er nimmt nur. Diese Wesen erzwingen die Verbindung aller Dinge, bis nichts mehr übrig bleibt.«
    Amara schauderte. »Du meinst, eine Verbindung wie zwischen euch und euren Totems?«
    Doroga verzog angewidert das Gesicht - und zum ersten Mal zeigte sich, wie Amara voller Unbehagen auffiel, Angst in der Miene des Marat. »Tiefer. Strenger. Sich mit dem Feind zu verbinden bedeutet, das eigene Sein aufzugeben. Zum lebenden Toten zu werden. Ich werde darüber nicht weiter sprechen.«
    »Gut«, sagte Amara. »Danke.«
    Doroga nickte und drehte sich wieder nach vorn um.
    Amara ließ das Seil hinunter und machte sich bereit, an der Seite des Garganten hinabzuklettern, als die Kolonne auf einen Ruf hin zum Halten kam. Die Kursorin schaute nach vorn, wo Bernard mit erhobener Hand auf seinem nervösen Pferd saß.
    Einer der Kundschafter erschien auf der Straße und galoppierte auf die Kolonne zu. Als der Mann Bernard erreichte, gab dieser ihm einen Wink, woraufhin die beiden bis kurz vor Dorogas Gargant nach hinten ritten.
    »Also gut«, sagte Bernard und deutete von dem Kundschafter zu Amara und Doroga. »Dein Bericht.«
    »Aric-Hof, Herr«, sagte der Mann keuchend. »Ich komme von dort.«
    Amara sah, wie Bernards Kinnmuskeln arbeiteten. »Was ist geschehen?«
    »Der Hof ist verlassen, Herr«, antwortete der Kundschafter. »Einfach … verlassen. Niemand ist mehr da. Kein Feuer. Kein Vieh.«
    »Hat es einen Kampf gegeben?«, fragte Amara.
    Der Kundschafter schüttelte den Kopf. »Nein, Gräfin. Nichts ist zerstört, es ist auch kein Blut zu sehen. Es ist, als wären alle einfach weggegangen.«
    Bernard runzelte die Stirn und blickte Amara an. Auch wenn sich die Sorge nicht auf seinem Gesicht zeigte, Amara sah sie in
seinen Augen. Und genau die gleiche Sorge und Angst empfand sie ebenfalls. Verschwunden? Ein ganzer Wehrhof? Über hundert Männer, Frauen und Kinder hatten in Aric-Hof ihr Heim.
    »Es ist zu spät, um sie zu retten«, knurrte Doroga. »So fängt es immer an.«

16
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Isana. »Er ist ein Akadem. Er besucht die Akademie, und so groß ist die doch nicht. Was soll das heißen: Du kannst meinen Neffen nicht finden?«
    Der Bote, den Serai beauftragt hatte, verzog das Gesicht. Es war ein Junge, der für die Arbeit am Hafen noch zu jung, aber schon zu alt war, um nicht sein eigenes Geld verdienen zu müssen. Sein rotblondes Haar klebte ihm schweißnass am Kopf, nachdem er zur Zitadelle und wieder zurück zu dem Herrenhaus im Viertel der Cives gelaufen war.
    »Verzeih, geehrte Civis«, schnaufte der Junge. »Ich habe getan, was du verlangt hast und überall, wo Besuchern an der Akademie Zutritt gewährt wird, nach ihm gesucht.«
    »Hast du auch in seiner Unterkunft nach ihm geschaut?«
    »Ja«, sagte der Junge entschuldigend. »Ich habe an die Tür seines Schlafraums geklopft, jedoch keine Antwort erhalten. Also habe ich deine Nachricht unter der Tür durchgeschoben. Vielleicht hat er eine Prüfung.«
    »Seit Tagesanbruch?«, fragte Isana. »Das ist doch lächerlich.«
    Serai murmelte: »Antonin könnte Recht haben, Wehrhöferin. Die Woche der Abschlussprüfungen ist ausgesprochen hart.«

    Isana setzte sich auf den gemauerten Rand des Brunnens, in der Mitte des Gartens, streckte den Rücken durch und schloss die Augen. »Ich verstehe.«
    Hinter ihr zwitscherten Vögel fröhlich im warmen Nachmittag. Ein Hauch von Frühling lag schon in der Luft. Das Stadthaus, in dem die Kurtisane Isana einquartiert hatte, gehörte nach den Maßstäben der Hauptstadt zu den kleineren, doch hatte der Baumeister so guten Geschmack bewiesen, dass die größeren Gebäude der Umgebung einfach nur protzig wirkten.
    Sie schlug die Augen wieder auf. Noch lag

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