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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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können. In ihren gemeinsamen Nächten hatte er ihre Leidenschaft entfacht, denn er war ein hingebungsvoller Liebhaber, dem daran lag, sie glücklich zu machen. Und in den stillen Stunden danach hielt er sie in den Armen, während sie zufrieden einschliefen.
Dann spürte sie keine Sorge mehr, keine Traurigkeit und keine Angst. Sie fühlte sich einfach schön. Und begehrt. Und sicher.
    Sicher. Sie musste sich anstrengen, um die Tränen zu unterdrücken, die ihr in die Augen stiegen. Zu gut wusste sie, wie wenig Sicherheit man in der Welt fand. Große Gefahren bedrohten das Reich, ein einziger Fehler konnte es zu Fall bringen. Deshalb durfte sie Gefühlen nicht gestatten, ihr Urteilsvermögen zu trüben.
    Gleichgültig, wie gern sie das auch wollte.
    Sie war eine Kursorin. Sie hatte der Krone einen Eid geleistet, sie war eine Dienerin des Reiches von Alera, sie war mit seinen dunkelsten Geheimnissen vertraut und schützte es vor heimtückischen Feinden. Ihre Pflicht verlangte Opfer, damit andere Menschen in Freiheit und Sicherheit leben konnten. Schon vor langer Zeit hatte sie sich damit abgefunden, selbst kein Leben in Sicherheit führen zu dürfen. Ihre Pflicht verbot ihr das, genauso wie sie deshalb der Liebe entsagen musste.
    Oder?
    »Ich werde über deine Worte nachdenken«, meinte sie leise zu Doroga.
    »Gut«, antwortete er.
    »Aber im Augenblick haben wir keine Zeit für solche Dinge«, fügte sie hinzu. Schon jetzt lenkten ihre Gefühle sie ab. Denn eigentlich war sie hier, weil sie mehr über die Gefahren wissen musste, mit denen sie es gegenwärtig zu tun hatten, und nur Doroga konnte ihr etwas darüber mitteilen. »Im Augenblick haben wir andere Sorgen.«
    »Die haben wir«, stimmte Doroga zu. »Der alte Feind. Die Abscheulichkeit vor Dem Einen.«
    Amara schaute vom Marathäuptling zur Sonne hinauf und wieder zurück. »Vor dem Einen. Du meinst, vor der Sonne?«
    Doroga sah sie verdutzt an.
    »Die Sonne«, wiederholte Amara und zeigte darauf. »Das meinst du doch mit dem Einen, oder?«

    »Nein«, entgegnete Doroga belustigt. »Die Sonne ist nicht Der Eine. Du verstehst es nicht.«
    »Dann erklär es mir«, verlangte Amara verärgert.
    »Warum?«, wollte Doroga wissen. Die Frage war so einfach, und doch lag ein solches Gewicht in diesem Wort, dass Amara zögerte und zuerst nachdachte, ehe sie antwortete.
    »Weil ich euch verstehen möchte«, sagte sie schließlich. »Ich möchte mehr über dich und dein Volk erfahren. Was euch zu dem macht, was ihr seid. Was wir gemeinsam haben und was uns unterscheidet.«
    Doroga spitzte den Mund, nickte vor sich hin, drehte sich vollständig zu Amara um und verschränkte die Beine. Er faltete die Hände im Schoß und begann in einem Ton zu sprechen, der sie an die besseren Lehrer der Akademie erinnerte.
    »Der Eine ist in allen Dingen. Er ist die Sonne, ja. Und das Sonnenlicht auf den Bäumen. Und die Erde und der Himmel. Er ist der Regen im Frühjahr und das Eis im Winter. Er ist das Feuer und die Sterne der Nacht. Er ist der Donner und die Wolken, der Wind und das Meer. Er ist der Hirsch, der Wolf, der Fuchs und der Gargant.« Doroga deutete mit der Hand auf seine Brust. »Er ist ich.« Nun tippte er Amara mit dem Zeigefinger auf die Stirn. »Und er ist du.«
    »Aber ich habe euch gesehen, wie ihr zum Einen betet und euch dabei der Sonne zugewendet habt.«
    Doroga winkte ab. »Bist du Gaius?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Amara.
    »Aber du hast ihm einen Eid geleistet, nicht? Du bist sein Bote? Seine ausführende Hand? Und manchmal erteilst du Befehle in seinem Namen?«
    »Ja«, antwortete Amara.
    »So ist es auch mit Dem Einen«, fuhr Doroga fort. »Alles Leben kommt von der Sonne, so wie von Dem Einen. Die Sonne ist nicht Der Eine. Aber wir erweisen ihm auf diese Weise unsere Hochachtung.«

    Amara schüttelte den Kopf. »Das habe ich noch nie gehört.«
    Doroga nickte. »Nur wenige Aleraner wissen das. Der Eine ist alles, was ist, alles, was war, alles, was sein wird. Die ganze Welt, der Himmel, alles ist Teil Des Einen. Jeder von uns ist ein Teil Des Einen. Jeder von uns mit einem Zweck und einer Pflicht.«
    »Welchem Zweck?«, hakte sie nach.
    Lächelnd antwortete Doroga: »Der Gargant gräbt. Der Wolf jagt. Der Hirsch flieht. Der Adler fliegt. Wir alle wurden zu einem Zweck geschaffen, Aleranerin.«
    Amara zog eine Augenbraue hoch. »Und worin besteht deiner?«
    »In dem gleichen wie bei allen anderen meines Volkes auch«, erklärte Doroga. »Im Lernen.« Er

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