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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die falsche Suppe gegessen.«
    Amara blinzelte verwirrt. »Wieso?«
    Doroga lächelte. »Als ich jung war und gerade meine Frau gefunden hatte, bin ich eines Morgens aufgewacht, zu meinem Feuer gegangen und habe die Suppe gegessen, die darauf stand. Allen, die in der Nähe waren, habe ich erklärt, es sei die beste Suppe, die eine Frau je gekocht habe. Jedem im Lager, der es hören wollte.«
    Amara zog die Augenbrauen hoch. »Deine Frau hatte sie gar nicht gekocht?«
    »Nein«, bestätigte Doroga. »Sondern Hashat. Und nach unserer Hochzeitsnacht habe ich sieben Nächte vor ihrem Zelt auf dem Boden geschlafen, bis sie mir verziehen hatte.«
    Nun lachte Amara. »Das kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen.«
    »Ich war noch sehr jung«, meinte Doroga. »Und ich wollte unbedingt, dass sie wieder glücklich mit mir ist.« Er sah über die Schulter. »So wie Bernard möchte, dass du glücklich bist mit ihm.«
    Amara schüttelte den Kopf. »Darum geht es gar nicht.«
    »Doch. Weil Bernard nicht weiß, dass er die falsche Suppe gegessen hat.«

    Sie seufzte. »Nein. Weil wir nicht verheiratet sind.«
    Doroga schnaubte. »Aber ihr seid ein Paar.«
    »Nein, sind wir nicht.«
    »Ihr habt euch gepaart«, sagte er geduldig wie zu einem kleinen Kind. »Deshalb seid ihr ein Paar.«
    Amaras Wangen brannten. »Wir … ja. Das stimmt. Trotzdem sind wir kein Paar.«
    Erneut blickte sich Doroga zu ihr um und runzelte die Stirn. »Ihr macht es euch aber wirklich schwer. Sag ihm einfach, er habe die falsche Suppe gegessen und damit Schluss.«
    »Bernard hat nichts Falsches getan.«
    »Du hast die Suppe gegessen?«, wollte Doroga wissen.
    »Nein«, erwiderte Amara gereizt. »Es gab gar keine Suppe. Ach, Doroga. Bernard und ich - wir können nicht zusammen sein.«
    »Oh«, meinte Doroga. Er schüttelte verwirrt den Kopf und legte kurz die Hand vor die Augen, als seien sie verbunden. »Ich verstehe.«
    »Ich habe Verpflichtungen Gaius gegenüber«, sagte Amara. »Und er auch.«
    »Dieser Gaius«, sagte Doroga. »Mir kam er recht schlau vor.«
    »Ja.«
    »Dann sollte er wissen, dass kein Häuptling über das Herz bestimmen kann.« Doroga nickte. »Wenn er sich dem Herzen in den Weg stellt, wird er lernen müssen, dass Liebe immer Liebe ist und er entweder alle töten muss oder verzichten. Und du solltest das ebenfalls lernen.«
    »Was lernen?«
    Doroga tippte mit dem Zeigefinger an den Kopf. »Der Kopf hat nichts mit dem Herzen zu tun. Dein Herz will, was es will. Der Kopf muss lernen, dass er nur das Herz töten kann oder ihm den Weg frei machen muss.«
    »Willst du sagen, es würde mein Herz töten, wenn ich mich von Bernard abwende?«, fragte Amara.

    »Dein Herz. Und auch seins.« Doroga zuckte mit den Schultern. »Du musst deine Wahl treffen.«
    »Gebrochene Herzen heilen mit der Zeit«, gab Amara zurück. Dorogas Miene veränderte sich, und plötzlich lag eine leise Schwermut in seinem Blick. Er griff an einen seiner Zöpfe, an einer Stelle, wo in sein bleiches Haar feine rötliche Strähnen eingeflochten waren, die Amara für gefärbt gehalten hatte. »Manchmal ja. Manchmal nein.« Er wandte sich wieder zu ihr um. »Amara, du besitzt etwas, das nicht jeder findet. Diejenigen, die es verlieren, würden oft ihr Leben geben, um es zurückzubekommen. Wirf es nicht leichtfertig weg.«
    Amara saß schweigend neben ihm auf der Matte und schwankte im Rhythmus der langen Garganten-Schritte.
    Es war nicht so einfach, über Dorogas Worte nachzudenken. Nie zuvor hatte jemand so mit ihr über Liebe gesprochen. Natürlich glaubte sie daran. Ihre eigenen Eltern hatten sich sehr geliebt, oder zumindest war es ihr als kleines Mädchen so erschienen. Doch seit man sie bei den Kursoren aufgenommen hatte, betrachtete sie Liebe nur noch als Mittel zum Zweck. Oder als Teil einer traurigen Geschichte über Verlust und Pflicht. Ein Kursor durfte nur eine Liebe haben: den Ersten Fürsten und mit ihm das Reich. Das wusste Amara, seit sie ihre Ausbildung beendet hatte. Und ja, sie hatte sogar daran geglaubt.
    In den vergangenen zwei Jahren hatten sich die Dinge jedoch geändert. Sie hatte sich ebenfalls verändert. Bernard war wichtig für sie geworden, so wichtig wie Luft zum Atmen, wie Essen und Schlaf. Wenn er nicht bei ihr war, vermisste sie etwas, und erst, wenn sie zusammen waren, fühlte sie sich wie ein ganzer Mensch.
    Für einen so starken Mann war er ausgesprochen zärtlich. Seine Berührungen waren so sanft, als hätte er Angst, sie zerbrechen zu

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