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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Unterricht eine Frage stellt und du die Antwort nicht kennst.«
    Max blickte Tavi an. »Ich rülpse?«
    Tavi seufzte. »Nein, Max. Lenk die Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Spiel auf Zeit. Nur versuch das bitte nicht durch irgendwelche Laut- oder Duftabsonderungen deines Körpers.«
    Max stöhnte. »Diplomatie ist doch schwieriger, als ich dachte.«
    »Es ist doch nur ein Abendessen«, tröstete Tavi ihn. »Du schaffst das schon.«
    »Ich schaffe immer alles«, erwiderte Max, aber irgendwie klang er nicht so überheblich wie gewöhnlich.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Tavi.
    »Er hat sich nicht geregt«, berichtete Max. »Und ist auch nicht aufgewacht. Aber Killian sagt, sein Herz schlägt wieder kräftiger.«
    »Das ist gut«, sagte Tavi. Er biss sich auf die Unterlippe. »Was passiert, wenn …«
    »Wenn er nicht mehr aufwacht?«, meinte Max grimmig.
    »Ja.«
    Max atmete tief durch. »Die Legionen werden um die Krone kämpfen. Und viele Menschen werden sterben.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Aber es gibt doch ein Gesetz und außerdem Beispiele dafür, dass ein Fürst ohne Erben gestorben ist. Der Fürstenrat und der Senat werden Vorschläge machen und entscheiden, wer für das Amt am besten geeignet ist. Oder?«
    »Offiziell, ja. Wofür sie sich jedoch aussprechen, könnte ignoriert
werden. Die Hohen Fürsten, die nach dem Thron schielen, würden zwar eine Weile gute Miene machen, doch früher oder später verliert einer das politische Spiel, und dann wird er die Entscheidung auf dem Schlachtfeld suchen.«
    »Krieg der Cives untereinander.«
    »Ja«, sagte Max und schnitt eine Grimasse. »Und dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Städte des Südens von den Schildstädten trennen. Und ohne deren Unterstützung …« Max schüttelte den Kopf. »Ich habe zweimal eine Zeit lang auf der Schildmauer Dienst geleistet. Wir verteidigen die Mauer zwar gegen die Eismenschen, aber wir sind keineswegs so unbesiegbar, wie alle im übrigen Reich glauben. Mit eigenen Augen habe ich mehrmals gesehen, wie beinahe eine Bresche in die Schildmauer geschlagen worden wäre. Ohne die Unterstützung der Krone würde die Mauer innerhalb von drei Jahren fallen. Höchstens vier.«
    Schweigend wanderten sie durch die Tunnel. Tavi vergaß immer wieder, dass Max sich so gut mit den militärischen Aufstellungen der verschiedenen Hohen Fürsten auskannte wie er selbst sich mit der aleranischen Gesellschaft, ihrer Politik und ihrer Geschichte, oder wie Gaelle mit dem Umlauf des Geldes und dem Handel oder Ehren mit Rechnen und Zahlen. Jeder von ihnen hatte eine Stärke, die seinen Neigungen entsprach. Das war einer der Gründe, weshalb man sie für die Ausbildung zum Kursor ausgewählt hatte.
    »Max«, sagte Tavi leise, »du schaffst das schon. Ich bin ja dabei und helfe dir, wenn du in Schwierigkeiten gerätst.«
    Sein Freund atmete tief durch, sah ihn von oben an und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Es hängt nur leider so viel davon ab, Tavi. Wenn ich meinen Auftritt verpfusche, könnte das eine Menge Menschen das Leben kosten.« Er seufzte. »Ich wünschte fast, ich hätte im Unterricht besser aufgepasst.«
    Tavi zog eine Augenbraue hoch.
    Max zwinkerte. »Ich habe gesagt: fast.«

    Alles in allem hätte es schlimmer laufen können.
    ›Gaius‹ empfing den Ausschuss der Sprecher in seinem privaten Empfangsraum - der ungefähr die gleiche Größe besaß wie ein Hörsaal an der Akademie. Mit dem Ausschuss der Sprecher, deren Gemahlinnen, ihren Stellvertretern und deren Gemahlinnen hatten sich ungefähr fünfzig oder sechzig Gäste am Tisch versammelt, dazu ein Dutzend Mitglieder der Fürstlichen Wache. Max spielte seine Rolle hervorragend, ging von einem Gast zum anderen und sprach mit jedem ein paar freundliche Worte, während Tavi aus einer Nische hinter einem Vorhang hervor zuschaute und zuhörte. Einmal geriet Max ins Stocken, als ein besonders eifriger junger Sprecher auf eine sehr unbekannte Technik des Elementarwirkens zu sprechen kam, und sofort schritt Tavi ein und eilte zu dem falschen Ersten Fürsten, um ihm ein gefaltetes Stück Papier zu bringen, auf das ein paar Zeilen gekritzelt waren. Max faltete die Nachricht auf, las sie, entschuldigte sich bei seinem Gegenüber und nahm Tavi zur Seite, scheinbar, um ihm Anweisungen zu erteilen.
    »Danke«, sagte Max. »Verflucht noch mal, was heißt eigentlich ›umgekehrt proportionale Neigung‹?«
    »Keine Ahnung, ehrlich«, antwortete Tavi und nickte, als würde

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