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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihrer annehmen«, sagte sie. »Und ich wünsche keinen Fehlschlag.«
    Die letzten Worte klangen so scharf wie kalter Stahl.
    »Ich verstehe, Herrin«, erwiderte er und schritt auf den düsteren Zugang zu den Tiefen zu.

18
    Tavi schlief wie ein Toter und erwachte erst, als ihn jemand heftig an der Schulter rüttelte. Langsam regte er sich, da seine Muskeln nach Stunden starren Schlafes verkrampft waren, und wischte sich Speichel vom Mund.
    »Was denn?«, murmelte er. Der Schlafraum, den er sich mit Max teilte, war in trüben Lichtschein getaucht. Der Helligkeit nach zu urteilen stand die Dämmerung kurz bevor. Er hatte mehrere Stunden geschlafen.
    »Ich habe gesagt«, wiederholte eine ernste, tiefe Stimme, »dass du sofort aufstehen sollst.«
    Tavi blinzelte und betrachtete die Person, die ihn geweckt hatte.
    Gaius blickte ihn streng an. »Ich habe keine Zeit für dumme Hirtenjungen, die schlafen, statt dem Ersten Fürsten des Reiches zu dienen.«
    »Herr«, entfuhr es Tavi, und er richtete sich sofort auf. Er strich sich das Haar aus den Augen und blinzelte, um den Schlaf zu vertreiben. »Verzeih.«
    »Ich hätte mehr von dir erwartet«, fuhr Gaius fort. »Ein Verhalten wie … das von Antillus’ Bastard zum Beispiel. Das ist ein feiner junger Mann. Er hat den Ruf, außerordentlich loyal zu sein. Und ehrsam. Außerdem erfüllt er seine Pflichten. Und sieht dabei obendrein noch gut aus.«
    Tavi verdrehte die Augen und schlug ›Gaius‹ die Faust in den Bauch.
    »Uff«, machte der falsche Gaius, dessen Stimme nun in Höhe und Tonfall der von Max glich. Die Züge des Ersten Fürsten lösten sich auf, und Tavi hatte seinen Freund vor sich, der wie immer
trotz der einst gebrochenen Nase ausgesprochen gut aussah. »Nicht schlecht, was? Einen Augenblick lang bist du drauf reingefallen.«
    Tavi rieb sich den verspannten Nacken. »Aber nur einen Augenblick.«
    »Ach«, meinte Max. »Du weißt ja schließlich auch, wer ich eigentlich bin, und du weißt außerdem, in welchem Zustand er sich befindet. Sonst aber niemand - jedenfalls ist das der Plan.« Er streckte die Beine aus und betrachtete die Spitzen seiner Schuhe. »Außerdem habe ich bereits der Eröffnungszeremonie der Windkämpfe beigewohnt und auch einem halben Dutzend weniger wichtiger Treffen. Ich brauche bloß griesgrämig dreinzuschauen und meine Äußerungen auf ein oder zwei Silben zu beschränken, und alle springen mir aus dem Weg, um mich ja nicht wütend zu machen.« Er zog vielsagend die Augenbrauen in die Höhe. »Es ist richtig schön, Erster Fürst zu sein.«
    »Still«, warnte Tavi seinen Freund und blickte sich um. »In diesen Räumen sollten wir nicht darüber sprechen.«
    »Andererseits ist das hier nicht gerade ein Ort, den Spione bevorzugt aufsuchen werden«, erwiderte Max und trat mit dem Stiefel in die Luft. »Hast du dich ein bisschen erholt?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Tavi und stöhnte leise.
    »Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen«, sagte Max. »Zieh dich um und komm mit.«
    Tavi erhob sich augenblicklich. »Was haben wir vor?«
    »Ich werde meinen wunderbaren Auftritt fortsetzen«, meinte Max. »Nachdem wir zwei Pagen dem Ersten Fürsten aufgewartet haben. Du wirst mich beraten.«
    »Dich beraten?«
    »Ja. Schließlich hast du im ersten Jahr die große Arbeit über die Theorie des Elementarwirkens geschrieben, und ich werde vor dem Ausschuss … vor irgendeinem Ausschuss reden.«
    »Vor dem Ausschuss der Sprecher der Wirker-Vereinigung?«, fragte Tavi.

    Max nickte. »Genau vor denen. Sie haben ein Treffen mit dem Ersten Fürsten, weil er zustimmen soll, dass sie weitere Studien durchführen, über … äh …« Max blinzelte. »Arthritisches Bier, glaube ich, aber das klingt ein bisschen daneben.«
    Tavi riss die Augen auf. »Über das anthropomorphische Theorem?«
    Wieder nickte Max, ebenso unbesorgt wie zuvor. »Richtig. Ich muss alles über dieses Thema lernen, während wir hinüber zum Palast gehen, und du wirst es mir beibringen.«
    Tavi starrte seinen Zimmergenossen an, riss sich die Kleidung vom Leib und zog frische an. Nachdem er heute Vormittag aus der Schwarzen Halle geflohen war, hatte er sich nicht einmal ausgezogen, bevor er ins Bett gefallen war. Schließlich war er umgekleidet und einigermaßen wach und kämmte sich noch rasch das Haar. »Ich beeile mich ja schon.«
    »Oh«, meinte Max. Er beugte sich vor und hob einen Umschlag vom Boden auf. »Das hat jemand unter der Tür durchgeschoben.«
    Tavi nahm den Umschlag

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