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Im Schatten des Galgens Kommiss

Im Schatten des Galgens Kommiss

Titel: Im Schatten des Galgens Kommiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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plötzlich seinen Wutausbruch ab. Wie eine Raubkatze duckte er sich zum Sprunge und glitt mit gefährlich blitzenden Augen auf den steif dastehenden Roger Bates zu.
    Seine stechenden Augen bohrten sich förmlich in die seines Gegenübers. Unheimlich leise zischte er seinen Unterführer an: „Aber sag mal, wo waren die anderen, als die Nachricht von unserem Mann aus dem Hafenbüro kam, daß die Susanne hier vor Anker ging? He — und wo warst du?"
    Roger Bates antwortete nicht sogleich. Er kannte seinen derzeitigen Boß nur zu gut, als ihn in diesem Zustand, in dem er sich befand, durch unüberlegte Worte noch weiter zu reizen. So sann er angestrengt nach, wie er sich und auch die anderen Ganoven entschuldigen konnte, daß sie sich nicht, wie befohlen, in ständiger Bereitschaft gehalten hatten.
    Doch während er noch nach einer Erklärung suchte, schien Mike Callinger zu ahnen, was seine Leute in der vergangenen Nacht gemacht hatten. Giftig kam auch schon seine diesbezügliche Bemerkung: „Du brauchst mir nichts mehr zu sagen. Ich kann mir schon denken, was ihr verfluchten Burschen in der Nacht getrieben habt. Doch so wahr ich Mike Callinger heiße, das wird in Zukunft anders werden. Und noch etwas: ihr allein werdet das auszubaden haben, was ihr heute Nacht verpatzt habt. Noch weiß ich nicht, wie es nun weitergehen soll. Über unser weiteres Verhalten muß ich erst mit dem Auftraggeber verhandelt haben. Aber eins kann ich schon sagen: in Zukunft werde ich euch so einheizen, daß ihr keine Lust mehr verspürt, euch Nacht über irgendwo herumzutreiben. Ihr werdet kaum noch zur Ruhe kommen, das schwöre ich euch."
    „Schon gut — schon gut", versuchte Roger Bates seinen Boß zu beschwichtigen. „Ich sehe ja ein, daß wir da etwas versäumt haben, was unter Umständen nicht wiedergutzumachen ist. Aber zerfleischen wir uns darum doch nicht selbst. Denken wir dafür doch lieber nach, wie wir die verfahrene Karre noch aus dem Dreck ziehen können."
    Zunächst sah es so aus, als wolle Mike Callinger eine erneute Strafpredigt halten. Doch dann besann er sich, daß auch er nicht ganz schuldlos daran war, daß diese Pleite geschehen konnte. So knirschte er nur böse mit den Zähnen auf und traf Anstalten, seine Bude augenblicklich zu verlassen. Sichtlich erleichtert atmete Roger Bates auf, als sich Mike Callinger mit verändertem Ton an ihn wandte.
    Seiner Stimme war nicht mehr anzumerken, daß in ihm immer noch ein wahrer Vulkan tobte. „Roger", kam seine Anordnung, „trommele sofort den gesamten Saufverein zusammen. Um elf Uhr will ich ihn vollzählig in der ,Merry Grotte' beisammen haben. Bis dahin werde ich wissen, was zu tun ist. Schaff mir auch diesen Settloom herbei! Ganz gleich, ob er einen lahmen Flügel hat oder nicht."
    „Well, Mike — wird erledigt", war Roger Bates froh, aus der Nähe des wütenden Anführers ihrer Clique zu kommen.
    „Also klar", wiederholte Mike Callinger noch einmal seine Worte, bevor er zusammen mit Roger Bates seinen Schlupfwinkel in der Green-Bank-Street verließ. „Du holst mir den gewiß noch schlafenden Verein zusammen, während ich mit unserem Auftraggeber über unser weiteres Unternehmen verhandeln werde. Beeil dich und bestell den Burschen von mir, daß ich mich riesig über deine Nachricht gefreut habe..."
    Wenig später gingen diese zwei lichtscheuen Elemente ihre getrennten Wege. Schon in wenigen Stunden würden sie wieder zusammen sein und über eine neue Gemeinheit brüten . . .
     
    *
     
    Welche neue Gemeinheit sich ihr Auftraggeber im Verein mit Mike Callinger ausgedacht hatte, sollten die finsteren Gestalten in der ,Merry Grotto' bald erfahren.
    Schon vor der verabredeten Zeit trafen insgesamt sieben wüst aussehende Gestalten — unter ihnen Sten Settloom, dessen Gesicht weiß wie eine Kalkwand aussah, und auch der Unterführer Roger Bates — in einem Hinterzimmer der ,Merry Grotto' zusammen. Sie lümmelten an einem langen Tisch herum und pafften dicke Rauchwolken gegen die niedrige, dunkle Decke.
    Nicht wie sonst bei ihren Zusammenkünften ging es heute laut und stimmungsvoll bei ihnen zu. Im Gegenteil: In ihren teils stumpfsinnigen, teils verschlagenen brutalen Gesichtern stand deutlich jenes Schuldempfinden, das sie durch ihr Versagen in der letzten Nacht auf sich geladen hatten. Fast ängstlich blickten sie hin und wieder zu der Tür des Raumes, in deren Öffnung bald die massige Gestalt Mike Callingers erscheinen mußte.
    Je näher der Uhrzeiger sich der

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