Im Schatten des Galgens Kommiss
noch am Boden liegenden Mannes . . .
Doch im selben Augenblick, als er sich über den Kerl am Boden hermachen wollte, erkannte er die neue Gefahr, die in der Gestalt eines zweiten Gauners drohte. Mehr ahnend, als er in Wirklichkeit in der Dunkelheit ausmachen konnte, fühlte er ein mächtiges Ding auf sich zukommen. Seinen Körper mitten im Sprung abbremsend, versuchte er dem Schlag dieses zweiten Angreifers auszuweichen. Es gelang Jean Embroke jedoch nicht ganz, seinen Körper rechtzeitig aus der Richtung dieses gewaltigen Schwingers zu bringen.
Gleichzeitig mit einem stechenden Schmerz, der sich von seinem Hinterkopf in alle Fasern seines Gehirns einfraß, wurde sein Körper herumgeworfen. Während er einige Schritte zurücktaumelte, lösten sich zu seinem Glück wieder die leichten Schleier von den Augen. Nun war er erneut bereit, den ungleichen Kampf gegen seine nächtlichen Gegner aufzunehmen.
Jean Embroke brauchte nicht lange auf den erneuten Ansturm der Gangster warten.
Wie zwei hungrige Geier stürzten sie sich auf ihr Opfer. Harte Brocken prasselten hüben wie drüben hernieder. Immer mehr brachten Settloom und der Slumrobber Ted den sich wie ein Löwe wehrenden Jean Embroke in arge Bedrängnis. Bis zur gegenüberliegenden Straßenseite war dieser nun schon zurückgewichen. Nun fühlte er, daß es dort nicht mehr weiterging. Er mußte sich wieder nach vorn durchschlagen.
Gerade als Jean Embroke diese Erkenntnis kam, erkannte er auch schon seine Chance.
Einer seiner Gegner, — es war der wutschnaubende Settloom —, hatte sich so vor seinen Komplicen gestellt, daß dieser in der nächsten Sekunde nicht in den Kampf eingrei- fen konnte. Er hatte, ohne es zu wollen, seinem Genossen damit die nötige Bewegungsfreiheit genommen.
Ein kurzer, trockener Leberhaken Jean Embrokes ließ Settloom zusammenklappen wie ein Taschenmesser. Sein zweiter Schlag, der im gleichen Moment folgte, brachte den Gangster von den Beinen. Nun dasselbe in grün bei dem anderen, ging es Jean Embroke durch den Sinn — und schon war er auch an diesen heran. Doch so leicht er es sich vorgestellt hatte, ließ sich dieser nicht überfahren. Er hatte seinen Komplicen zusammensacken gesehen — und war wie ein Stier mit eingezogenem Kopf gegen Jean Embroke gestürmt. Durch die Wucht des Anpralles stürzten beide Gegner auf die Erde.
Zu Jean Embrokes Pech landete er bei diesem Sturz unter dem Gangster. Jetzt konnte ihn nur noch ein schnelles Trennen von seinem Gegner vor dessen vernichtenden Schlägen retten. Ein-, zweimal rollten die beiden Männer über die Erde, dann merkte Jean Embroke, daß er sich aus der Umklammerung des Gangsters frei gemacht hatte.
Während Jean Embroke, wie auch der Slumrobber sich wieder hochrappelten, geschah etwas Unerwartetes . . .
Keiner von den beiden ineinander verbissenen Gegnern hatte in den letzten drei, vier Sekunden auf den zu Boden gegangenen Settloom geachtet. Dieser aber hatte sich von seinem Niederschlag erholt. Nun stand er wieder schwankend auf den Beinen und kochte vor Wut.
Was man zwar wegen der Dunkelheit im Augenblick nicht sehen konnte, war das: kalte Mordgier stand in den Augen des Gangsters. Noch stand Jean Embroke mit dem Rücken zu seinem zweiten Gegner, von dem er annahm, daß dieser sich noch im Land der Träume befände.
Doch da irrte er sich . . .
Sein Leben hing an einem seidenen Faden, als der Gangster sich von hinten an ihn heranschlich. Er merkte nichts von der drohenden Gefahr, die ihm drohte. Er sah nicht das mattglänzende Metall, das zwei Schritte hinter ihm hochzuckte .. .
Unweigerlich hätte sich in der nächsten Sekunde die Stahlklinge eines Messers in seinen Rücken gebohrt, wenn. . .
„Vorsicht!" schrie in diesem Augenblick eine Jean Embroke bekannte Stimme durch die Nacht. Einen Herzschlag lang wurde es nach diesem Ruf totenstill in der West-Ferry-Road. Alle Anwesenden schienen im Moment wie erstarrt zu sein. Jean Embroke warf sich instinktmäßig, ohne zu wissen, warum er es tat, mit einem mächtigen Satz zur Seite. Seine Gestalt rollte mehrmals über den Boden, bevor sie zur Ruhe kam. Was seine Augen nun sahen, trieb ihm den kalten Schweiß aus den Poren. Keine vier Yards hinter ihm stand noch immer Sten Settloom. In seiner erhobenen Hand funkelte die mörderische Waffe.
Beim Anblick dieses hinterlistigen, gemeinen Gangsters verspürte Jean Embroke nicht übel Lust, dem Messerhelden mit bloßen Händen an die Kehle zu gehen. Erst jetzt kam ihm so richtig
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