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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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aber man muss leben, versteht Ihr. Der Herr ernährt die Vögel auf dem Felde, halleluja, doch unsereiner muss sehen, wo er bleibt … nein, ich schäme mich, wahrlich, ich schäme mich, Geld für dieses Kleinod verlangen zu müssen, und wenn es nicht meiner zwölf Kinder und meines kranken Weibes wegen wäre … ach, Bruder«, Zacharias seufzte tief. »Zehn Pfennig, Kölner Währung, sofort auf die Hand, oder fünfzehn in anderer Münze, keine Verhandlungen, keine Naturalien, schlagt ein!«
    »Zehn …«, ächzte Ulrich.
    »Wir geben dir eine halbe Pfennig«, sagte Rinaldo, »Kölner Münze, nix Verhandlungen, nix Naturalien, schlag du ein.«
    Zacharias schaute von einem zum anderen. Ulrich in seiner Fassungslosigkeit war wie gelähmt. Zehn Pfennig … und Rinaldo bot einen halben dagegen? Sollte das ein vernünftiges Verhandeln sein? Und wofür? Wer war die heilige Theosophila?
    »O ihr Heiligen«, rief Zacharias und warf die Hände in die Höhe. »Einen halben Pfennig? Ein Goldgräber, der die Latrine säubert, verdient mehr! O Herr, hab ich das verdient, wo ich doch danach strebe, deinen Ruhm zu mehren? Ich dachte, ich treffe hier auf gerechte Leute! Sieben Pfennig und kein Krümelchen weniger! Schon damit versündige ich mich an meinen zehn Kindern und meinem toten Weibe!«
    »Du hast zwölf Kinder, und dein Frau ist krank«, bemerkte Rinaldo. »Eine Pfennig, keine Viertelmünze mehr, oder du musst deine Glück woanders versuchen.«
    »Rinaldo, ich will dieses … Ding da nicht kaufen.«
    »Reiß mir die Leber heraus!«, jammerte Zacharias. Er zog sich die Kappe vom Kopf und schleuderte sie auf den Boden. »Nimm mein Herz und wirf es den Hunden zum Fraß vor! Fünf!«
    »Anderthalb.«
    Zacharias bückte sich nach seiner Kappe. »Zwei …?«
    »Gemacht.«
    Zacharias drückte Rinaldo den Knochen schneller in die Hand, als Ulrich blinzeln konnte. Dann hielt er Ulrich die offene Handfläche hin. »Sofort auf die Hand.«
    Ulrich zahlte, obwohl sein Kopf vor Schwindel kreiste. Zacharias’ Finger schnappten zu wie eine Falle. Er grinste und machte einen Bückling.
    »O Bruder, dein Knecht ist ein Aas, aber – halleluja! – ich bin glücklich, dass du nun diesen Schatz dein Eigen nennen kannst und …«
    »Sei froh, dass du so gut weggekommen bist«, sagte Rinaldo ruhig. »Mein Herr hat heute seine gute Tag, nicht wahr, Bruder Anto … äh, Ulrico.«
    Zacharias richtete sich steil auf. Plötzlich war kein Gezappel mehr an ihm festzustellen. Sein Gesicht wurde bleich. Seine Faust öffnete sich langsam.
    »Ihr seid Bruder …?«
    »Nein«, sagte Ulrich und warf Rinaldo einen vernichtenden Blick zu.
    Zacharias tat einen langen Atemzug. Dann streckte er die Faust mit dem Geld aus und ließ die Münzen zurück in Ulrichs Handfläche klimpern. Er zitterte. »Herr, verzeiht, aber unsereiner muss auch leben.«
    »Ich bin nicht …«, begann Ulrich.
    »Natürlich nicht«, murmelte Zacharias, »natürlich nicht. Ich muss gehen. Verzeiht, Herr, verzeiht.« Er wandte sich ab. Er wagte nicht einmal mehr, Ulrich ins Gesicht zu sehen.
    »Eine Schädel«, sagte Rinaldo. »Santo Albo. Wenn du was darüber hörst – meine Herr würde sich erkenntlich zeigen.«
    Zacharias blickte auf. Sein Gesicht war eine Maske nackter Angst. »Ich habe nichts …«
    »No«, sagte Rinaldo. »Aber wenn, frag nach meine Herr.«
    »Jawohl, Herr, jawohl. Euer Diener.« Zacharias versuchte, Ulrich in die Augen zu sehen, versagte jedoch und schlurfte davon. Die Pilger begrüßten ihn mit lauten Rufen und Schulterklopfen, doch er wand sich durch sie hindurch wie sein eigener Schatten, setzte sich am Ufer des Rheins zu Boden, ließ den Kopf hängen und nahm ihn zwischen beide Hände. Ulrich hätte geschworen, dass er ihn vor Entsetzen bis hier herüber stöhnen hörte.
    »Du lieber Gott«, sagte Ulrich, »was soll denn das …«
    »Pass auf.« Rinaldo setzte ein strahlendes Lächeln auf und winkte den Bauern heran, der weiterhin offenen Mundes der ganzen Geschichte gefolgt war. Nun hinkte er herbei. Rinaldo hielt ihm die Reliquie der heiligen Theosophila von Akkon vors Gesicht.
    »Meine Herr«, sagte er, »hat diese Kleinod gekauft, die Wunder machen kann und Lahme zum Gehen bringt. Er wünscht es dir zu schenken, um Barmherzigkeit zu üben und seine Seele für Ewigkeit vorzubereiten.«
    »’n Geschenk … ich … mir?«, stammelte der Bauer. »Diese …«
    »Reliquie. Der heiligen Theosophila. Die Lahme gehend macht.«
    »Es ist ein Hühnerknochen«, sagte

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