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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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irgendwann in die Kirche gehst. Wenn du nicht willst, krieg ich den Namen auch auf die harte Tour heraus. In irgendeinem Winkelhaus wird mir schon einer verraten, was ich wissen will. Und wenn ich mit diesem Ungeheuer abgerechnet habe, komme ich wieder zu dir und erzähle dir, was ich davon halte, dass du mich trotz deines miesen kleinen Verrats nicht mal so viel unterstützt hast.« Zornig hielt sie ihm Daumen und Zeigefinger, die sie fest zusammengepresst hatte, vors Gesicht.
    »Hast du ihn denn nicht genau angesehen?«, zischte Iver. »Was denkst du, was der Kerl ist und für wen er arbeitet?«
    »Ich habe die Kutte gesehen …«
    »Die Kutte, ja, die Kutte! Und die Tunika darunter … und die Sandalen an den Füßen … und das Skapulier über dem Kopf. Was meinst du wohl?«
    »Er war wie ein Mönch gekleidet.«
    »Er ist ein Mönch, heiliger Gereon! Er hat für jeden verdammten Bischof oder Kardinal im Reich gearbeitet, und er hat schon die Absolution in der Tasche, bevor derjenige, der ihm in die Quere gekommen ist, seinen letzten Atemzug getan hat. Das ist der Mann, an dem du deinen vertrottelten alten Ehemann rächen willst, dessen Namen er gar nicht weiß, weil es ihm schnurzegal ist, wie sein Opfer heißt, solange es nur den richtigen Knochen in seinem Besitz hat! Es tut mir Leid um dich, Kindchen, wie es mir um den alten Gregor Leid getan hat, und sollte es dir wirklich gelingen, den Kerl zu finden, bist du jetzt schon tot.« Iver hielt inne und holte Atem. Barbara musterte ihn unverwandt. Iver stieß die Luft aus und drehte resigniert die Handflächen nach oben. »Also gut. Die ihn kennen, nennen ihn Bruder Antonius.«

Kapitel 9.
    W ie wäre es mit diese Antonio?«, fragte Rinaldo.
    »Wer?«
    »Von die du mir erzählt hast. Antonio, die Kerl, die für die hohen Herrn die Knochen von der Heilige jagt.«
    »Der Kerl«, sagte Ulrich, »es heißt der Kerl.«
    »Der Kerl«, sagte Rinaldo, »wäre jedenfalls ein gute Tarnung.«
    Das Gedränge vor der Fähre war beträchtlich. Deutz lag im späten Morgenlicht ein kurzes Stück flussabwärts, eine kompakte Festung; die Hütten der Fischer, Bootsbauer und Mühlenarbeiter lagen davor verstreut wie Unrat, den die Bewohner der Festung über die Mauern geworfen hatten und der sich nun bis zur Anlegestelle der Fähre heraufzog. Am jenseitigen Ufer war Köln zu erblicken; die Umrisse der hohen Gebäude flimmerten hinter den klobigen Konstruktionen der Wassermühlen, die in der Strömung hingen. Der Tag würde heiß werden. Ulrich schlug nach einer Mücke und spürte, wie ihm der Schweiß unter den Achselhöhlen hervorrann und unter der Kapuze von den Augenbrauen tropfte. Im Kloster war stets irgendwo Schatten zu finden gewesen, und die Obstbäume und gut gewässerten Beete hatten Kühle gespendet. Hier zeugten nur noch die Stümpfe davon, dass die Anlegestelle einst von Bäumen bestanden gewesen war; der Boden war so hart gestampft, dass kein Gräschen mehr wuchs. Der Staub der vielen Hufe und Füße stieg empor, kitzelte Ulrich in der Nase und machte die Hitze noch unerträglicher. Er sehnte sich danach, die Kapuze abzunehmen, fürchtete aber die Sonneneinstrahlung auf sein ungeschütztes Haupt. Er betrachtete Rinaldo; der kleine Mailänder schien in der Wärme aufzublühen. Seine Zähne blitzten im dunklen Gesicht.
    »Bruder Antonius ist ein schrecklicher Sünder, nach allem, was man so hört«, sagte Ulrich. »Nicht mal im Traum würde ich daran denken, seinen Namen zu adoptieren.«
    »Aber die Leute kennen ihn. Er muss nicht suchen. Sie kommen zu ihm und machen ihm Angebote.«
    »Anzunehmen.«
    »Ecco …«, sagte Rinaldo und breitete die Arme aus.
    Ulrich betrachtete ein Menschenknäuel, das sich weiter vorn in einer großen Pilgergruppe gebildet hatte. Stimmen wehten zu ihnen herüber, aufgeregtes Geschnatter, Geschrei, das sich über das rhythmische Klopfen der Wassermühlen erhob. In Ulrich stieg Besorgnis auf. Was war da vorn los? Seinen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz jagte die Stadt ihm einen Heidenrespekt ein; er fühlte, dass alle Menschen, die hier lebten, potenzielle Verbrecher waren. War da vorn eine Schlägerei im Gang? Oder wurde jemand abgestochen? Ulrich hörte Gelächter, hielt es aber durchaus für möglich, dass es Menschen gab, die lachten, wenn ihnen jemand mit einem Messer zwischen den Rippen vor die Füße sank. Die Unruhe machte seine Hände noch schwitziger. Eine raue Stimme war über dem Gewirr verschiedenster Laute zu hören, ohne

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