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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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hast du beim Spielen beschissen.«
    »Ich meine, ich löse es nicht sofort aus. Ich … gib mir ein paar Tage.«
    »Dann bin ich schon lange nicht mehr hier. Pech im Spiel, Glück in der Liebe, was?«
    Jörg schluckte. Er streckte den Arm aus und schloss die Faust um das Medaillon. Sein Mitspieler blickte nun doch auf. Seine Augen wurden schmal. »Es ist nicht mehr deins. Lass es los.«
    »Ich will …«
    »Wirt! Wo ist der Wirt? He, du fauler Sack, hol die Stockerknechte! Hier wird ein ehrlicher Mann unter deinem Dach um seinen Gewinn gebracht …!«
    »Pssst!«, zischte Jörg und sah sich um. Das jenseitige Ende des Raumes war fast nicht zu erkennen. Rauch, Dunst, Küchengeruch und der Gestank ungewaschener Füße waberten wie Nebel unter den tiefhängenden Deckenbalken. Der Lärm war der einer Horde blutdürstiger Seldschuken während einer Attacke, dabei war noch gar kein Streit ausgebrochen. Auf einer Bank neben dem offenen Kaminfeuer saßen zwar einige Gestalten und hofften, eine Fehde auszulösen, indem sie Brotscheiben in den Pfützen tränkten, die auf dem Boden schwammen, und ziellos in die Menge schleuderten (und danach demonstrativ unauffällig die Köpfe einzogen und … gnhihihi … blöde kicherten), aber sie schienen noch niemanden ernstlich getroffen zu haben. Ein paar Gesichter in der Nähe wandten sich Jörg und seinem Gegenüber zu, doch der Ruf nach dem Wirt war weitestgehend ungehört geblieben. Glück gehabt … der Wirt musste ja nicht unbedingt so deutlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass Jörg mittellos war. Bis jetzt war der Wirt noch guter Hoffnung (kräftig unterstützt von Jörg), dass es sich bei dem Gast seiner einzigen Kammer unter dem Dach um einen Mann handelte, dessen finanzieller Engpass nur kurzfristig war. Wurde Jörg auf die Straße gesetzt, würde es nicht mehr lange dauern, bis er gezwungen war, sich als Halsabschneider zu betätigen, wenn er nicht verhungern wollte. Und das einem Mann, der voller Zuversicht mit Kaiser Rotbart dem Kreuz hinterhergezogen war, um die heilige Stadt Jerusalem aus der Hand der Sarazenen zu befreien! Verfluchte Misere … Jörg erinnerte sich, wie man sie in den Städten gefeiert hatte, durch die sie auf dem Hinweg gezogen waren (zumindest in denen, die nicht von ihrem Heerzug geplündert worden waren, als die lange Versorgungslinie zusammenbrach – noch weit innerhalb des Reiches, wohlgemerkt). Damals hatte die Ehrfurcht derjenigen, die nicht auf die Pilgerfahrt gegangen waren, sie für einige Zeit ernährt. Versuch das jetzt mal einzufordern … haha, noch so ein guter Witz! Jörg sah den Wirt an einem Tisch stehen, beladen mit Weinkrügen und Brotlaiben. Er hatte nichts mitbekommen. Jörg öffnete die Faust.
    »Ich nehme es dir nicht weg!«, stieß er hervor. »Ich will doch nur … siehst du …« Er ließ das Medaillon aufschnappen.
    Sein Mitspieler beugte sich überrascht nach vorn. »Was ist das? Haare?«
    Jörg fischte mit spitzen Fingern nach der Locke. Er stellte fest, dass seine Finger zu dick waren, um sie herauszuholen – und zu sehr zitterten.
    »Ist das eine Reliquie? Wenn’s so ist, war sie in dem Medaillon und gehört also mir …«
    »Nein!« Jörg schüttelte den Kopf und mühte sich weiter ab. Er schüttelte das Medaillon in der Hoffnung, die Locke so zu befreien, jedoch vergeblich. Sie hatte sich in all den Jahren unter die Krempe des Schmuckstücks geschoben und sich dort seiner Form angepasst. Wenn seine Finger ein wenig dünner gewesen wären … er angelte mit abgespreiztem kleinem Finger und schob die Haarlocke hin und her, bekam sie aber nicht heraus. »Zum Teufel …«
    »Von deiner Liebsten?«, fragte Jörgs Mitspieler.
    Jörg brummte etwas.
    »Warte mal.« Der Mann nahm Jörg das Medaillon ab und spähte hinein. Dann zog er ein dünnes Messer hervor, stocherte … und die Locke sprang heraus und segelte auf die Tischplatte. Jörg griff hastig danach.
    »Eine gute Idee, Herr«, sagte Jörgs Mitspieler. »Wenn mir mal eine so sehr ans Herz wächst, schneide ich ihr auch ein paar Haare ab und leg sie hier rein. Wenn dir das ein Trost ist.« Er zwinkerte. »Mal sehen, ob ich sie ihr oben oder unten abschneide …« Er stand auf. »Dann hast du ja das Wichtigste behalten. Wie ich schon sagte: Pech im Spiel … Gott mit dir, Herr Ritter.« Er klappte das Medaillon zu, ließ es in seiner Börse verschwinden (Jörg hielt sich an der Bank fest, damit er nicht aufsprang und es mit Gewalt wieder an sich brachte), strich

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