Im Schatten des Klosters - Historischer Roman
Ulrich.
»O Gott«, sagte der Bauer mit zitternden Lippen und bekreuzigte sich. »Ich meine, o heilige Schei… äh, ich …« Plötzlich sank er in die Knie und streckte die Hände zu Bruder Ulrich aus. »Segne mich, Bruder!«, rief er.
»Aber …«
»Herr, er ist eine einfache Charakter und sehnt sich nach die Vergebung«, raunte Rinaldo.
»Die du dafür niemals erlangen wirst«, zischte Ulrich aus dem Mundwinkel. Seine Wangen brannten, als er das Kreuzzeichen schlug. Der Bauer nahm das Geschenk aus den Händen Rinaldos entgegen, küsste blind vor Tränen, was er erhaschte, umklammerte das Hühnerbein und wankte davon, ärger hinkend denn je. »Ich kann gehen, ich kann gehen«, stöhnte er. »Gepriesen seist du, heilige Theosophilinia!«
Ulrich wandte sich ab. Er hatte das Gefühl, im nächsten Moment würde sich die Erde auftun. Rinaldos Blick war steinern.
»Das ist es, worauf du dich eingelassen hast, Bruder Ulrico«, sagte er. »Du glaubst, du suchst nach eine alte Knochen. Ich sag dir, du suchst nach die Macht, Fürstentümer zu vernichten.«
»Das ist doch …«, flüsterte Ulrich. »Weißt du, was du eben für eine Sünde begangen hast?«
»Ich habe eine Betrüger und eine arme Schwein gegeben, was beide verdient haben. Und es hat dich nichts gekostet.«
»Aber …«
»Es ist kein Hühnerknochen«, sagte Rinaldo. »Die Bauer hat sich geirrt.«
»Ich …«
»Ist auch ganz egal, was es war, bevor du es gekauft hast. Jetzt ist es die Finger von die heilige Theosophila.«
»Es gibt sie doch gar …«
»Schau die arme Schwein an«, sagte Rinaldo und winkte zurück, als die ganze Familie des Bauern begeistert herüberwinkte. Er lächelte ihnen zu, ohne beim Reden innezuhalten. »Er ist sogar überzeugt, dass seine schlimme Fuß besser geworden.«
»Ich schäme mich für das, was du getan hast.«
»Assurdità«, brummte Rinaldo. »Willst du nun die Bruder Antonio sein oder nicht?«
»Fang mir bloß nicht noch mal davon an! Mir dreht sich der Magen um, wenn ich daran denke, was ich gerade erlebt habe.«
Rinaldo zog ein Gesicht. Er schien tiefer von Ulrichs Ablehnung getroffen zu sein, als dieser erwartet hatte. Schon taten ihm seine harten Worte Leid. Der Sänger wandte sich ab und sah zu Boden. Vom anderen Flussufer drang ein Ruf schwach zu ihnen herüber. Die Fähre hatte abgelegt und paddelte in einem weiten Bogen gegen die Strömung hinaus. Die Pilger drängelten näher zum Ufer hin und nahmen Ulrich die Sicht auf Zacharias, der sich seitdem nicht bewegt hatte.
»Aber es war doch ein Hühnerknochen …«, flüsterte Ulrich.
»Nein«, sagte Rinaldo, ohne aufzusehen.
Ulrich hob die Hände und ließ sie wieder fallen. Er hatte sich noch nie so sehr gewünscht, sich nicht auf diese Geschichte eingelassen zu haben, nicht einmal, als er im Dormitorium vor seinen Schätzen gekauert war. »Ich verstehe gar nichts mehr.«
»War ein Ratte«, sagte Rinaldo, doch sein Gesicht hellte sich nicht dabei auf.
Kapitel 10.
D u kleine Ratte«, sagte Jörg und ließ seine Pranke auf die Hand des Mannes ihm gegenüber fallen. Der Lederbecher rollte auf die Tischplatte.
»Was? Bist du verrückt, Herr Ritter? Hier, die Würfel sagen ganz klar, dass du verloren hast.«
»Das kann doch nicht sein.« Jörg starrte die zwei kleinen Knochenwürfel auf der anderen Tischseite an, deren nach oben weisende Seiten jeweils zwei Punkte zeigten. Zweimal die Zwei, die doppelte Doppelung, der höchste Wert im Spiel. Seine Blicke wanderten zu dem silbernen Medaillon, das neben den Münzen seines Mitspielers auf dem Tisch lag. Er fühlte, wie ihm der Schweiß auf dem geschorenen Schädel ausbrach. »Ich hatte …«
»Zweimal die Sechs, Herr, ein vollkommen anständiges Ergebnis, ich hätte meine Alte drauf gesetzt, Herr, glaub mir. Aber hier …« Sein Mitspieler zeigte mit der freien Hand auf die Würfel und grinste schief, »was ich habe, ist trotzdem besser.«
»Das gibt’s doch nicht …«
»Tut mir Leid, Herr Ritter.« Der Mann schüttelte Jörgs Hand mit einem Gesichtsausdruck ab, der besagte, dass es ihm ganz und gar nicht Leid tat, und griff nach seinem Gewinn. Jörg sah entgeistert, wie sein Medaillon mit den Münzen zusammengeschoben wurde.
»Nein, warte!«, rief er. Der Mann sah auf. »Ich löse den Schmuck aus.«
Der Mann klaubte seine Münzen vom Tisch und zurück in seine Börse. »Vorhin hast du gesagt, du hast kein Geld zum Setzen«, sagte er leise und ohne aufzusehen. »Wenn du jetzt doch welches hast,
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