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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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auf dem Tisch lagen, und strich sie ein. Dann wurde ihm bewusst, dass der Wirt höchstselbst neben der Eingangstür stand und sie aufhielt, und ein kleiner dunkler Mann, der mit seinem Bart und seiner Gesichtsfarbe inmitten einer Schar von Pilgerfahrern nur so lange überlebt hätte, wie seine Körperteile brauchten, zwischen den schwirrenden Schwertklingen zu Boden zu fallen, stolzierte hinaus. Jörg hatte nicht darauf geachtet, wann er hereingekommen war, doch die Dauer seiner Anwesenheit hatte genügt, den Wirt zum Schwitzen zu bringen, obwohl dieser weit vom Feuer entfernt stand. Jörg fragte sich, wer da wohl die Schankstube betreten haben mochte, dass sogar der abgebrühte Wirt des Heiligen Knochen Angst vor ihm hatte.

Kapitel 11.
    D as soll es sein?«, fragte Ulrich zweifelnd. »Der Heilige Knochen? Das hört sich nach Blasphemie an. Sollten wir nicht lieber in der Nähe des Doms Unterkunft suchen?«
    Rinaldo, der seine gute Laune noch nicht ganz wiedergefunden hatte, sah ihn von unten herauf an. »Willst du für die Rückkehr von die Albo beten oder danach suchen?«
    Ulrich saß unschlüssig auf dem Rücken seines Tiers.
    »Natürlich schauen wir uns bei die Dom um«, sagte Rinaldo und seufzte. »Aber wir müssen ja auch wo schlafen und essen, no?«
    »Ausgerechnet hier?«
    »Die Wirt hat gesagt, er hat ein eigene Kammer für uns. Was willst du mehr?«
    »Und er tritt sie uns ab? Das gibt’s doch gar nicht.«
    Rinaldo nahm Ulrich die Zügel seines Pferdes aus der Hand und zerrte es hinter sich her zu den Stallungen der Herberge, um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Tatsächlich war der Heilige Knochen nicht der schlimmste Fleck Kölns, an dem man für ein paar Münzen etwas zu trinken, eine Feuerstelle zum Kochen und einen Platz für den Nachtschlaf bekommen konnte. Rinaldo hatte sich sowohl bei den Zöllnern am Stadttor als auch später unter den Müßiggängern erkundigt, und er meinte den Namen des Heiligen Knochen oft genug herausgehört zu haben, um sicher zu sein, dass es ein Platz war, den die meisten kannten und wovor niemand sich fürchtete. Es war wichtig, dass sich hier viele Leute trafen; es war wichtig, dass die Nachricht in der Stadt bekannt wurde, dass Ulrich und Rinaldo hier waren und nach dem Schädel des heiligen Albo suchten. Was weiters noch zu tun war, würde Rinaldo beizeiten besorgen; doch das Hauptquartier dort aufzuschlagen, wo es viele Ohren gab, gehörte unabdingbar dazu. Er sah sich um und stellte fest, dass Ulrich ihm mit verkniffenem Gesicht folgte. Als er sich klarmachte, wie viele Überraschungen bis jetzt auf den Mönch eingestürmt waren, konnte er ihm seine Starrsinnigkeit nicht wirklich verdenken. Eigentlich hatte der Bursche sich ganz gut gehalten, und er würde seine Haltung weiter bewahren müssen … Rinaldo seufzte in sich hinein und hoffte, dass Bruder Ulrich wirklich aus dem Holz geschnitzt war, wie Rinaldo es vermutete. Wenn der Mönch die Nerven verlor, würde Rinaldo sich entweder absetzen oder allein hinter die Suche nach dem alten Knochen klemmen müssen; da Möglichkeit Eins ausfiel, wenn Rinaldo sich jemals wieder selbst in die Augen sehen wollte, wäre er in der Aufgabe gefangen, zu deren Erledigung er eigentlich nur einen kleinen Teil hatte beitragen wollen; die Erreichung seines eigenen Ziels, währenddessen (und unterstützt von Ulrichs Geld) nach einem neuen Brotgeber Ausschau zu halten, wäre dann unmöglich. Nein, er musste sich darauf verlassen, dass unter dem festen Speck um Bruder Ulrichs Seele auch ein harter Kern steckte. »Pass auf die Kopf auf«, sagte er über die Schulter, als er durch das niedrige Eingangstor schritt. Er hörte, wie Bruder Ulrich »Danke!«, murmelte.
    Der Wirt stand an der Tür und begrüßte sie, was höchst unüblich war. Rinaldo war froh, dass Ulrich die Gepflogenheiten in weltlichen Herbergen unbekannt waren. Der Wirt schwitzte, und sein Lächeln war wie festgefroren. Er redete hastig und neigte dazu, Silben zu verschlucken; seine Unruhe machte dieses Leiden noch schlimmer.
    »Der Friede des Herrn sei allezeit mit Euch«, knödelte er und verbeugte sich tief. Es hörte sich an wie: DerFriesHerrnallsEuch.
    »Und mit deinem Geiste«, erwiderte Ulrich und machte ein erfreutes Gesicht. Rinaldo konnte förmlich spüren, wie sich im Innern des Mönchs etwas entspannte. Mit dieser Höflichkeit hatte er sichtlich nicht gerechnet. Nun, er würde noch früh genug erfahren, warum der Wirt so zuvorkommend war, doch bis

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