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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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nun in die Kammer«, unterbrach Rinaldo.
    Der Wirt entfernte sich ein paar Schritte, wobei er sich verbeugte und rückwärts bewegte, bevor er sich herumwarf und die Treppe zum Dachgeschoss hinaufpolterte. Rinaldo sah sich um. Die Stille, die sich nach und nach über die Gäste in der Schänke gelegt hatte, löste sich in Tuscheln und Wispern auf. Da und dort reckten sich Hälse, um die beiden ungleichen Neuankömmlinge bei der Tür näher betrachten zu können. Rinaldo vernahm das Geflüster mit Befriedigung … gut! Die Gerüchtemühle konnte sich nicht früh genug in Bewegung setzen. Er schielte zu Bruder Ulrich hinauf.
    Ulrich sah nachdenklich auf ihn hinunter, dann musterte er ebenso nachdenklich den Schankraum. Er sagte kein Wort mehr, bis der Wirt wieder zu ihnen stieß (noch heftiger schwitzend als zuvor) und sie nach oben führte.
    Die Kammer war klein, die Decke niedrig, die Mansarde steil, sodass der Baumeister nur zwei kleine Fensteröffnungen in die Wand gebrochen hatte. Sie erhellten den Raum nur unzulänglich. Zwei Reisetruhen, die nie auf irgendwelche Reisen gegangen waren, und ein breites Bettgestell mit den üblichen Leinengurten stellten das Mobiliar dar.
    »Ich lasse Säcke mit frischem Heu ausstopfen … wegen der Matratzen …«, keuchte der Wirt und deutete aufs Bett.
    Rinaldos Blicke huschten durch die Unterkunft. Nicht schlecht, caro mio, nicht schlecht. Selbst zu seinen besten Zeiten im Hurenhaus in Mailand hatte er sein Nachtlager zwischen der Wachmannschaft und den Badeknechten aufschlagen müssen. Selbst im Vergleich zum Schlafsaal im Kloster war das hier Luxus. Hinter der Tür sah er einen Sack gegen die hölzerne Wand gelehnt, der selbst von weitem schwer wirkte. Etwas Zerzaustes, Federn vielleicht, lugte oben heraus; der Inhalt drückte sich teils kantig, teils sperrig von innen gegen das Sackleinen. Rinaldo winkte den Wirt mit einer Hand weg.
    »Gut, gut«, sagte er. »Meine Herr ist zufrieden.«
    Der Wirt schulterte ächzend den Sack (irgendetwas schepperte darin) und machte, dass er aus der Nähe seiner Gäste kam. Ulrich sah ihm ebenso schweigsam hinterher, wie er sich die letzten Minuten gegeben hatte. Rinaldo, dem die Stille plötzlich aufs Gemüt ging, schlug die Hände ineinander, rieb sie demonstrativ und versuchte dann ein aufmunterndes Kichern. Er stolzierte einmal um Ulrich herum und kam sich wie ein kleiner Junge vor, der auf die Strafpredigt wartet.
    »Ecco, was sagst du nun?«, fragte er schließlich.
    Ulrich sah ihn lange an. »Dass du ein Sünder bist, Rinaldo.«
    »Es hat wahrscheinlich keinen Sinn mehr, dagegen anzukämpfen«, sagte Ulrich, nachdem er seinen Vorwurf unerklärt im Raum hatte stehen lassen. Er starrte auf eine Stelle vor einer der Truhen, wo kleine, scharf gezeichnete Löcher im Holzboden waren, fingerlang, aber nicht so breit. Offenbar hatte dort jemand müßig mit der Spitze eines Schwerts auf dem Boden herumgestochert. Auch Rinaldo starrte auf die Stelle.
    »Stimmt, du musst die Schädel auf jeden Fall zurückbringen«, sagte er, nicht gewillt, früher aufzugeben als unbedingt nötig.
    »Das meinte ich nicht.«
    Rinaldo kratzte sich am Kopf. »Ich weiß«, sagte er endlich.
    Ulrich seufzte. »Und was nun?«
    »Ganz einfach. Ich gehe zu die Dom und rede mit die Leute und sehe zu, dass möglichst viele wissen, wozu wir hier sind – und wo sie dich finden können, wenn sie was anzubieten haben.«
    »Ich hoffe, dass du dabei diskret vorgehst.«
    Rinaldo hatte sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Er würde sich in die Pilgerscharen mischen, die sich vor dem Schrein drängten, in dem die Gebeine der Heiligen drei Könige verwahrt wurden, unsichtbar und hinter schweren Schlössern, und die dort den Staub von den Flächen des Schreins sammelten oder das Öl aus dem Ewigen Licht darüber in kleine Fläschchen abfüllten. Dort würde er laut darüber nachdenken, ob man die Herausgabe der hochverehrten Reliquie sofort verlangen oder das Ende der Pilgersaison abwarten solle. Dem von solchem Gerede hoffentlich herbeigelockten Domdekan und der atemlos staunenden Menge würde er beim Hinausgehen beiläufig unter die Nase reiben, dass man sich möglicherweise auch mit der Reliquie des heiligen Albo zufrieden geben würde, eines besonders wunderträchtigen Patrons …
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Rinaldo.
    Ulrich kniff die Lippen zusammen, ohne darauf zu antworten. Diese Geste schmerzte Rinaldo, und noch mehr schmerzte ihn, dass er sie verdient

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