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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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dahin waren die Tatsachen, für die Rinaldo gesorgt hatte, schon gefestigt. Er nickte dem Wirt zu und warf sich in Positur.
    »Meine bescheidene Herberge hat eine feine Kammer unter dem Dach, wo Euch niemand stören wird, Hochwürden«, sagte der Wirt und sah Ulrich ängstlich an. »Sie war belegt, aber ich lasse sie gerade in diesem Moment räumen.«
    »Wer hat dort logiert?«, fragte Ulrich.
    »Oh, Hochwürden braucht sich keine Sorgen zu machen, es ist ein Mann, kein Weib, und er ist recht reinlich gewesen.«
    »Ich dachte, so einen Gast hält man sich bei Laune?«
    Rinaldo sah zwischen Ulrich und dem Wirt hin und her. Ihm war klar, dass Ulrichs arglos-naive Fragen bei seinem Gegenüber ganz anders ankamen, und er grinste in sich hinein, ohne in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Er traute Bruder Ulrich durchaus zu, eine derart naive Frage zu stellen, dass selbst der vor Ehrfurcht halb erstickte Wirt misstrauisch wurde. Er hatte den Wirt nicht nur in diese Stimmung versetzt, um die Suche nach dem Schädel bequemer und schneller abzuwickeln; es gereichte auch ihm selbst und seinen Plänen zum Vorteil, wenn man sich vor seinem vermeintlichen Herrn fürchtete. Rinaldo, der es gewöhnt war, im Wirtshaus den Inhalt seiner Börse vorzeigen zu müssen, bevor man ihn bediente, würde sich diesen Luxus nicht so schnell wieder nehmen lassen, madonna santa …
    »Nun, für Hochwürden hätte ich sogar meine eigene Kammer geräumt, wenn meine Familie und ich nicht in der Schänke schlafen würden und …«
    »Nein, ich meine, warum wirfst du den Mann hinaus? Er wird sich doch ärgern.«
    »Er hat kein Geld, Hochwürden!«
    »Also, wir haben natürlich …«
    »O Gott … ich meine, o je«, der Wirt bekreuzigte sich hastig, »so war das doch nicht gemeint. Bitte, lasst Eure Münzen stecken, Hochwürden, Ihr beschämt mich. Es ist mir eine Ehre, Euch unter meinem Dach zu haben.«
    »Na ja, aber …«
    »Meine Herr wird die Kammer nehmen«, sagte Rinaldo.
    »Ja«, sagte der Wirt und atmete auf, »ja. Ich danke Euch. Ich versichere, dass ich nicht …«
    »Wann kann meine Herr in die Kammer ziehen?«
    »Es dauert nur ein paar Augenblicke, bis wir die Sachen Eures Vorgängers zum Fenster hinaus … bis wir die Kammer geräumt haben.«
    »Meine Herr wünscht sich in Kontemplation zu versenken.«
    »Was wünsche ich?«, fragte Ulrich.
    Rinaldo nahm ihn beiseite. »Du hast doch bestimmt jede Menge Messen versäumt, seit wir aufgebrochen sind, no?«
    »Ja, natürlich, und ich müsste auch … wieso nennt er mich dauernd Hochwürden? Und warum schwitzt er so? Er hat nur ein dünnes Hemd an, und hier bei der Tür zieht es mächtig.«
    »Wir können nicht mit die andere in Gastraum logieren oder vor Feuer in Kamin schlafen. Du brauchst eine ruhige Stelle, wo du die Anbieter auf die Zahn fühlen kannst.«
    Ulrich richtete sich verwirrt auf. »Du hast sicher Recht, aber trotzdem … ich fühle mich beschämt durch seine Unterwürfigkeit. Ich werde ihm sagen, er soll das bleiben lassen.«
    »Dann er wird glauben, du nimmst ihn auf die Arm.« Rinaldo hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, kaum dass es heraus war. Ulrich musterte ihn argwöhnisch.
    »Auf den Arm? Wieso denn das? Für wen hält er mich?«
    Zu Rinaldos Erleichterung dienerte der Wirt heran. Ulrich blickte von Rinaldo zu ihm und zurück. Man konnte dem Mönch ansehen, dass ihm ein Licht aufging, das aber noch zu klein war, um ihm die Sachlage wirklich zu erhellen.
    »Kann ich den verehrten Herrn gefällig sein?«, fragte der Wirt.
    »Ja«, sagte Rinaldo knapp. »Draußen die Pferde müssen versorgt werden. Die Kammer gerichtet. Etwas zu Essen gekauft, so wie ich dir vorher gesagt. Meine Herr wünscht mit solche Dinge nicht belästigt zu werden. Alle Fragen an mich, capito?«
    »Natürlich«, erklärte der Wirt.
    Rinaldo sah Ulrich mit einem demütigen Augenaufschlag an. »Wenn Hochwürden so freundlich sein wollen, dem Wirt drei oder vier Pfennige zu geben, damit er für Hochwürdens Wohlergehen sorgen kann? Untertänigster Diener, Hochwürden.«
    Ulrich zog den Beutel hervor und zählte vier Pfennige ab. Er hatte den Mund nachdenklich zu einer Schnute verzogen und musterte sowohl Rinaldo als auch den Wirt aus den Augenwinkeln. Rinaldo konnte sehen, wie seine Stirn sich langsam in Falten legte. Er hoffte, dass der Mönch nicht plötzlich losblökte.
    »Ich danke für das große Vertrauen, das die edlen Herren in mich setzen und …«, begann der Wirt.
    »Meine Herr will

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