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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Tollkühnheit gewesen), war Rinaldo verschwunden gewesen. Jörg hatte ihn aus einer Gasse winken sehen, als er selbst auf den Kirchplatz hinausgetreten war, und war dem Wink gefolgt.
    Rinaldo hatte sich kichernd die Hände gerieben. »Erledigt«, hatte er gesagt. »Selbst die Probst hat die Köder geschluckt.«
    »Erzähl mir, was hier faul ist«, hatte Jörg gesagt.
    »Faul?«
    »Mit dir und Bruder Antonius und den Verrenkungen, die du da drinnen angestellt hast.«
    »Ist das wieder eine von deine ›Spaß‹?«, hatte Rinaldo gefragt.
    Jörg hatte den Kopf geschüttelt. »Bruder Antonius läuft herum wie das schlechte Gewissen. Du erzählst irgendwelche Märchen, wer ihn alles unterstützt, dass man glauben könnte, er sei der persönliche Legat des Papstes. Dabei braucht man ihn nur anzuschauen, um zu wissen, dass du und er allein arbeiten. Was hat es mit diesem verdammten Schädel des Sankt Albo auf sich? Das möchte ich mal wissen.«
    »Du bist verrückt«, hatte Rinaldo gesagt, ihm aber nicht in die Augen gesehen.
    »Gut, dann trage ich dich jetzt wieder in den Dom hinein, erzähle allen, dass ich dich von früher kenne und weiß, dass du in Wahrheit ein Muselmane bist, der die Gebeine der Heiligen Drei Könige klauen will, damit Sultan Saladin bei nächster Gelegenheit darauf pissen kann, und dann werde ich dich festhalten, damit sie dir die Glieder einzeln ausreißen können.«
    »Das ist aber jetzt eine Spaß, no?«
    Jörg hatte gegrinst.
    »Molto bene«, hatte Rinaldo geseufzt. »Komm mal hierher, damit uns nicht jeder zuhören kann.«
    Danach war Rinaldo mit seinem üblichen Grinsen und der Bemerkung davongeschlendert, dass er noch eine andere Mission zu erfüllen habe. Jörg war aufgefallen, dass sein freches Grinsen diesmal aufgesetzt gewirkt hatte, als wäre er nicht sicher, ob er das Richtige tat. Er selbst war in die Herberge zurückgekehrt, in dem festen Glauben, dass Bruder Ulrich schon längst dort sein musste, und mit dem Vorsatz, ihm zu erklären, dass er jetzt Bescheid wusste, ihn aber trotzdem weiter unterstützen würde. Da gewesen war nur der Wirt, der sich so schnell aus der leeren Schankstube verdrückt hatte, dass seine Abneigung, mit Jörg allein dort zu sein, mehr als deutlich geworden war. Gestern hatte er mit vielen gehaspelten Entschuldigungen, die sich in seiner Hast wie eine eigene Sprache anhörten, Jörgs Sachen eigenhändig in die Kammer zurückgeschleppt und ständig erklärt, er habe ja nicht ahnen können, dass Jörg der persönliche Beschützer von Bruder Antonius war.
    Jörg trommelte weiter auf die Tischplatte. Ulrich war nicht nur der Steigbügel, mit dessen Hilfe er wieder in den Sattel des Lebens kommen konnte; er hatte gelobt, ihm zu Diensten zu sein, und Jörg hatte noch nie einen Herrn im Stich gelassen. Wenn Ulrich etwas zustieß, hieß das, dass Jörg ihn im Stich gelassen hatte. Er sah auf, als er eine Bewegung an seiner Seite gewahrte.
    »Krugweinherr?«, fragte der Wirt und lächelte ängstlich.
    »Nein«, knurrte Jörg und wedelte ihn fort. Er fuhr herum, als die Eingangstür sich öffnete, doch es war ein Unbekannter, der hereinkam und sich an eine Bank weit entfernt von Jörg setzte. Seufzend lehnte Jörg sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. Wenn Bruder Ulrich nicht in den nächsten Minuten kam …
    … würde er wohl noch ein wenig länger warten müssen.

Kapitel 18.
    B arbara beschloss, nicht mehr lange zu warten.
    Das Ungeheuer war vom Kirchplatz weg in eine der Gassen geschritten und war dann, ohne einmal den Kopf zu heben, den verschiedensten Gassenverläufen gefolgt, ohne dass Barbara hätte erkennen können, wohin er wollte. Einmal hatte er vor einem Häuflein Kleider angehalten, das halb in der Gosse lag, doch im gleichen Moment war ein kleines Mädchen um die Ecke geflitzt, hatte sich auf das Bündel geworfen und es gerüttelt, worauf sich ein geröteter Kopf mit geschwollenen Augen aus dem Haufen geschält hatte, der mit versoffener Stimme zu reden versuchte und es nach einem Hustenanfall aufgab. »Komm, Papa, steh auf«, hatte das Mädchen gesagt, »wir müssen gehen, bevor die Stockerknechte dich finden!« Und der Betrunkene war schwankend auf die Beine gekommen und zusammen mit dem Kind in eine Gasse getaumelt, die nicht viel breiter war als eine quintana und deren Dunkelheit sie augenblicklich verschluckte.
    Das Ungeheuer war regungslos in der Gasse gestanden und dann weitergegangen. Barbara, hinter einer Hausecke versteckt,

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