Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
geschwenkt hatte, ließ es los. Der Mann mit dem Messer wich ein paar Schritte zurück, sprang zu dem Schwert hinüber und hob es aus der Pfütze, in die es gefallen war. Für einen Augenblick sank die Spitze nach unten, bis er sich an die Schwere der Klinge gewöhnt hatte. Jörg drehte sich um und musterte die drei Männer. Die Spitze seines Schwerts richtete sich nun auf ihn und beschrieb kleine erratische Bewegungen, weil sein neuer Besitzer es nicht ruhig halten konnte. Jörg starrte auf ihn hinunter.
    »Sieh an«, hörte Ulrich ihn sagen. »Ich wusste gar nicht, dass man Scheiße so hoch stapeln kann.«
    Ulrich räusperte sich. Jörgs Bemerkung hatte eine neue Situation entstehen lassen, in der die Gewalt explodieren konnte. Der Mann in der grauen Kutte sah auf. Ulrich trat neben die junge Frau. Unwillkürlich hob er die Hand zu der Stelle, an der ihr Messer gewesen war. Sie hatte seine Haut nicht geritzt, dennoch waren seine Finger klebrig von Blut. Sie musste sich selbst in die Hand geschnitten haben. »Ich nehme an, du bist der wahre Bruder Antonius«, sagte er.
    Der Neuankömmling neigte leicht den Kopf. »Und ich fühle mich durchaus nicht würdig vertreten durch dich, Bruder.«
    »Mein Name ist Ulrich. Wenn es dich stört, dass ich deinen Namen …«
    Der wahre Bruder Antonius winkte ab. »Ich habe mich amüsiert«, erklärte er.
    »Was soll dann dieser Aufmarsch mit zwei bewaffneten Männern, Bruder?«
    »Ganz einfach. Du hast etwas, was ich will.«
    Jörg sah sich verblüfft zu Ulrich um und kicherte plötzlich.
    »Du meinst doch nicht etwa …?«, begann Ulrich.
    »Genau, Bruder«, sagte Antonius und hob den Kopf so weit, dass das Licht unter seine Kapuze fallen und den Rest seines Gesichts enthüllen konnte. Ulrich hörte, wie die junge Frau neben ihm tief einatmete. Es hieß, dass Luzifer der schönste aller Engel gewesen war; es schien zu stimmen, denn dieser Teufel dort musste der schönste aller Menschen sein, dem er je begegnet war. Er lächelte und zeigte dabei eine Reihe ebenmäßiger, weiß blitzender Zähne. »Gib mir den Schädel, und wir sind quitt.«
    »Jungejunge«, brummte Jörg. »Was für ein Haufen Vollidioten.«
    »Ich habe ihn nicht«, erklärte Ulrich.
    »Natürlich nicht«, sagte Bruder Antonius mit der Freundlichkeit einer Schlange. Er wandte sich an seine Begleiter. »Bindet sie. Wir nehmen sie mit.«
    »Die Süße zuerst«, sagte der Mann mit der Armbrust.
    Bruder Antonius warf ihm einen Seitenblick zu. »Sie gehört nicht zu den beiden!«
    »Äh …«, machte der Armbrustschütze.
    Bruder Antonius verdrehte die Augen. »Sie hat ihn doch bedroht. Wahrscheinlich ist sie ein schlechtes Weib.« Er wandte sich lächelnd an Bruder Ulrich. »Wolltest du mit ihr in der Abgeschiedenheit dieses Ortes die Sünde des Fleisches begehen, Bruder Ulrich? Ich schäme mich für dich. Männer wie wir sollten wissen, dass Weiberfleisch schwach macht. Sei froh, dass ich gekommen bin. Sie wollte dich ausrauben, oder nicht?«
    Ulrich musterte die junge Frau aus dem Augenwinkel. Seltsam … als er den Namen des fremden Mönchs genannt hatte, war er sich schon sicher gewesen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag, und noch seltsamer: Die Erkenntnis, wer hier so plötzlich das Heft an sich gerissen hatte, erfüllte Ulrich mit Kühle. Alle Gefahren, denen er bisher begegnet war, stellten nur ein Vorspiel zu dieser Situation dar. Er nahm den Blick der jungen Frau wahr und glaubte, ein Fünkchen Hoffnung darin zu sehen, Ulrichs Antwort konnte sie retten … inmitten ihrer Resignation schien sie plötzlich erkannt zu haben, dass sie leben wollte.
    »Sie ist eine Sünderin«, sagte Ulrich langsam. »Und ich gestehe, dass ich nicht frei von Versuchung war.«
    »Gut. Tötet sie oder lasst es, aber macht schnell – und bindet diese beiden Burschen zuerst.«
    »Aber Herr«, wandte der Mann mit der Armbrust ein. »Wir sind nur Gewürm gegen Euch. Wir brauchen ab und zu ein bisschen Spaß, und die Weiber oben können wir uns nicht leisten …«
    Der andere Mann bekam einen Hustenanfall, doch es war zu spät.
    »Was hast du da eben gesagt?«, fragte Bruder Antonius mit unnatürlicher Ruhe.
    »Äh …«
    »Herr, der Wirt kennt nur uns beide, ehrlich«, stieß der zweite Totschläger hervor.
    »Soll das heißen, ihr wart oben?«
    »Na ja, wir mussten doch … das Geld musste doch gezahlt werden … er ahnt nichts von Euch …«
    »Habt ihr euch vielleicht auch noch vor den Gästen sehen lassen?«
    »Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher