Im Schatten des Klosters - Historischer Roman
nicht, Herr, aber selbst wenn … tiefer als das Wasser kommt keiner … dafür sorgt der Wirt, und keiner ahnt, dass wir … eh, ich meine, dass Ihr … also, dass unter dem Wasser …«
»Halt den Mund«, sagte Bruder Antonius.
»Sehr wohl, Herr.«
Antonius starrte finster auf Barbara. Seine beiden Totschläger rangen die Hände und schwitzten und versuchten, genügend Mut zu sammeln, um wieder dort anzuknüpfen, wo sie angefangen hatten.
»Eh, Herr, also … die Süße ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Wir könnten sie doch … wie gesagt …«
»Meinetwegen bindet sie ebenfalls und lasst sie hier liegen. Ihr könnt sie euch holen, wenn ich mit den beiden hier fertig bin.«
»Hähähä«, machte der Mann mit der Armbrust erleichtert und leckte sich die Lippen. Seine Blicke wanderten am Körper der jungen Frau auf und ab. Ulrich fragte sich, ob eine andere Antwort von seiner Seite dienlich gewesen wäre, sie sofort ziehen zu lassen, doch es war fraglich. Immerhin hatte sie nun eine Chance. Er versuchte in Jörgs Augen zu lesen und war überrascht von der Wut, die er darin sah. »Hähähä«, machte der Mann mit der Armbrust erneut. Die Rinne seiner Waffe war mittlerweile so weit ausgewandert, dass er keine der drei Personen in seiner Schussrichtung mehr getroffen hätte.
»Vielleicht passiert das heute noch«, sagte Bruder Antonius schneidend, und die Armbrust schwang erschrocken herum und richtete sich erneut auf sie.
Jörg wurde zuerst gefesselt. Ulrich atmete auf, als es vollbracht war, ohne dass Jörg versucht hatte, sich zu wehren. Ein Lederriemen spannte sich um seine Handgelenke, ein weiterer ließ seinen Beinen so viel Bewegungsfreiheit, dass er langsame Schritte machen konnte. Von weitem würde es nicht einmal auffallen, dass er gefesselt war. Dann wurden Ulrichs Hände vor seinem Leib gebunden. Hilflosigkeit und Wut erfüllten ihn gleichermaßen. Die beiden Knechte machten sich nun über die junge Frau her. Ulrich wandte sich ab, als ihm klar wurde, dass sie die Fesselung nutzten, um ihre Hände über ihren ganzen Körper wandern zu lassen. Das Keuchen der Kerle schnitt in seine Seele, als wäre es nicht erst wenige Augenblicke her, dass sie ihm ein Messer an die Kehle gehalten hatte. Jörg sah den beiden bei ihrem Treiben zu. Sein Gesicht war dunkelrot.
Bruder Antonius schlenderte auf ihn zu und starrte ihm in die Augen. »Vorletzte Gelegenheit«, sagte er. »Wo ist der Schädel?«
»Ich habe ihn nicht. Wenn du den Gerüchten glaubst, dass ich ihn hätte … lass dir sagen, dass wir diese Gerüchte selbst gestreut haben, um …«
»Ruhe«, sagte Antonius. »Los jetzt, ihr beiden. Nehmt diese zwei Vögel in die Mitte, und dann verschwinden wir hier. Wenn ihr die Metze noch nicht genügend gefesselt habt, dann erschlagt sie. Wir müssen los.«
»Schon erledigt, Herr. Keine Angst, die ist gut verschnürt.« Sie grinsten und zwinkerten sich gegenseitig zu.
»Die Süße sieht fast aus wie eine, die wir vor ein paar Monaten vernascht haben«, kicherte der eine.
»Abmarsch«, befahl Antonius.
»Ihr seid tote Männer«, sagte Jörg mit belegter Stimme zu den Knechten.
»Gibt es noch eine letzte Gelegenheit?«, hörte Ulrich sich fragen. Antonius lächelte. Er hob die Hände, zog Ulrich die Kapuze über den Kopf und richtete und glättete sie an beiden Seiten.
»Selbstverständlich. Wenn du mir deinen Todesatem ins Ohr hauchst«, flüsterte er. »Gehen wir.«
Ulrich fühlte sich plötzlich dazu getrieben, das letzte Wort zu sprechen. »Wie schön«, sagte er. »Aller guten Dinge sind drei.«
Kapitel 27.
N ochmal für drei«, sagte Rinaldo.
Der Tavernenwirt musterte ihn ausdruckslos. »Du hast genug.«
Rinaldo sah von den drei Bechern auf, die vor ihm auf der Tischplatte standen. Er hatte Mühe, den Wirt halbwegs deutlich zu erkennen. Als er es endlich geschafft hatte, schwankte dessen Bild hin und her. Rinaldo grinste und senkte den Blick wieder. Mit einer weit ausholenden Armbewegung deutete er in Richtung der Becher. Sie standen in klebrigen Weinpfützen; Tröpfchenspuren zogen sich kreuz und quer zwischen ihnen hindurch und wurden in Richtung zu Rinaldos Tischseite immer dichter. Lediglich der Wasserkrug schien unangetastet. Rinaldo schaffte es, mit dem ausgestreckten Finger am Krug vorbeizukommen, ohne ihn umzustoßen.
»Eins für meinen Freund Giorgio, eins für meinen Herrn Ulrico und eins für mich«, sagte er und beschrieb einen vagen Kreis über den Bechern.
»Ich sagte,
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