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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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abrupt verstummte und die Augen aufriss. Jörg sah überrascht auf. »O heiliger Albo, in unserer Angst rufen wir zu dir! Hilf uns gegen unsere Feinde und tu ein Wunder!«
    »Hähähä«, machte der Mann mit der Armbrust.
    »Heiliger Albo«, rief Ulrich und hob beide Hände mit ausgestreckten Zeigefingern, als wolle er auf etwas deuten, »als die Heiden dich verfolgten, kam ein Engel Gottes und ließ einen Sturzquell aus Wasser zwischen dir und deinen Verfolgern aus der Erde schießen, der dich rettete. Heiliger Albo, ruf den Engel zu Hilfe und bitte ihn, uns beizustehen, denn wir sind in größter Not, und unsere Feinde sind auch deine Feinde.«
    Jörg starrte Ulrich an. Ein Ausdruck des Mitleids huschte über sein Gesicht. Er schüttelte den Kopf.
    »Heiliger der Sturzbäche und Wasserströme«, betete Ulrich lauthals und ballte die Fäuste an den ausgestreckten Armen, »tue ein Wunder und öffne die Steine, die das Wasser halten. Reiß die Riegel heraus, die es in den Felsen verschließen. Lass das Wasser frei, das seit Jahrhunderten in den Kammern unter der Erde ruht, und lass es unsere Feinde mit sich reißen und fortschwemmen und ertränken, während die Gerechten obenauf schwimmen und sich auf den Fluten in Sicherheit bringen. Heiliger Albo, tu das Wunder nochmals …« Ulrich riss die Fäuste auseinander.
    »Du glaubst auch noch wirklich daran, du armer Irrer«, sagte Antonius und beugte sich nach vorn, um Ulrich ins Gesicht sehen zu können.
    »… und öffne die Klappen zu den Heizungstanks und lass das Wasser herein!«
    Antonius richtete sich auf und starrte Ulrich betroffen an. »Heizungstanks …?«, echote er.
    »Eh, cazzo!«, krähte Rinaldo. Er stand an der Wand, aus der oben der Ring ragte, mit dessen Hilfe man die Flutklappen der Tanks öffnen konnte. Antonius fuhr herum. Rinaldo hielt den Haken, der vom Ring baumelte, fest in beiden Händen. Er lachte wie ein Teufel, dem es gerade gelungen war, eine heilige Jungfrau zu verführen. Jörg rollte sich plötzlich herum und unter dem Arm des Mannes hinter ihm heraus. Arm und Messer hingen immer noch verblüfft in der Luft, als Jörgs Faust schon nach oben schoss. Rinaldo stemmte den Fuß gegen die Wand. »Kannst du schwimmen?«

Kapitel 33.
    I ch hätte ausprobieren sollen, ob dieser verdammte kleine Mailänder schwimmen kann – mit einem Stein an den Füßen«, knurrte Tiberius.
    »Tja«, machte Barbara. »Hinterher ist man immer klüger. Ich spreche aus Erfahrung.«
    Tiberius schielte zu ihr nach oben. »So eine wie dich könnte ich gebrauchen«, sagte er.
    Barbara lächelte grimmig. »Wenn du glaubst, du kannst dir Frechheiten rausnehmen, nur weil ich das Messer an deinen Hals halte und nicht mehr an deine Eier, können wir das Arrangement sehr schnell wieder ändern.«
    »Im Ernst«, erklärte Tiberius.
    Der Bordellwirt lag zwischen Kissen in einer der Kammern, zu der Rinaldo ihn gebeten hatte, um mit ihm ein besonderes Geschäft zu besprechen: statt der zehn Pfennig, die Rinaldo nicht hatte auftreiben können, würde die Frau, die er mitgebracht hatte, so lange gratis für Tiberius arbeiten, bis der Gegenwert der zehn Pfennig erbracht war oder Tiberius erkannte, dass Rinaldo der einzige Sänger war, den er jemals anzustellen wünschte. Tiberius hatte sich misstrauisch gezeigt und herumgeknurrt, dass das Stück Fleisch, das Rinaldo ihm da anbrachte, dem Standard seines Hauses nur bedingt standhalte, und Barbara hatte einen demütigenden Kniff in die Backe und einen Klaps auf den Po hinnehmen müssen. Aber er hatte sie doch nach oben geführt, um Barbara einer Musterung zu unterziehen – und zu seinem Erstaunen plötzlich das Messer gespürt, das seinen linken Beinling über die gesamte Länge seines Oberschenkels aufschlitzte und sich dann gegen das Organ drückte, mit dem Tiberius die Musterung hauptsächlich durchzuführen gedacht hatte. Dann hatten tatsächlich Verhandlungen stattgefunden; der Einsatz: Tiberius’ Männlichkeit gegen die Information, ob wirklich derjenige in den alten Heizungsanlagen hauste, von dem Rinaldo überzeugt war, dass er es tat. Tiberius hatte sich nach kurzem Zögern kooperativ gezeigt. Barbara schnaubte. Ob Iver oder Tiberius – in ihrer Angst um ihr bestes Stück waren die Kerle alle gleich.
    »Hast du Kunden, die sich gern vom Bullen zum Ochsen machen lassen?«, fragte sie. »Was anderes käme dabei nämlich nicht heraus.«
    Sie zerrte an Tiberius’ Armen, um zu prüfen, ob die Fessel noch hielt, die sie aus

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