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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ist.«
    Ulrich starrte das Messer an, dessen Klinge an der Spitze feucht war und einen kleinen dunklen Schmierfleck auf Jörgs Haut hinterließ.
    »Ich will dir erklären, was jetzt passiert«, sagte Bruder Antonius zu Ulrich. »Ich frage dich, wo der Schädel ist. Du antwortest wieder, dass du es nicht weißt, und du wirst Zeuge, wie der zweite deiner Freunde das Zeitliche segnet … allerdings nicht so schnell wie der Kleine. Hast du schon mal gesehen, wie einer mit durchschnittener Kehle gleichzeitig erstickt und verblutet? Ich glaube nicht, dass dieser Anblick dir gefallen wird.«
    »Ich …«, begann Ulrich mit rauer Stimme. Bruder Antonius hob eine Hand.
    »Bitte! Ich bin noch nicht fertig. Wenn der Riese auf dem Boden liegt und verröchelt, frage ich dich noch einmal. Erhalte ich die gleiche Antwort wie eben, lasse ich das Messer an dir erproben. Es wird dann nicht mehr still stehen, bis du dich zu deinen Freunden in die Hölle begeben hast, ganz gleich, was du zu diesem Zeitpunkt noch zu sagen versuchst. Und stell dir vor: Wir werden mit der Messerarbeit nicht bei deinem Hals beginnen.«
    Bruder Antonius schob die Hände in die Ärmel seiner Kutte und lächelte aus den Schatten seiner Kapuze heraus Ulrich an.
    »Du wolltest mir doch nur noch eine Gelegenheit geben«, sagte Ulrich.
    Antonius zuckte mit den Schultern. »Ich kann es mir leisten, großzügig zu sein, oder nicht?«
    »Was passiert, wenn ich dir den Schädel gebe?«
    »Dann werden weder meine Männer noch ich Hand an euch legen. Mein heiliger Eid.«
    Ulrich sah zu Jörg hinüber. Der Ritter gab seinen Blick ruhig zurück, ohne etwas zu sagen. Ulrich spähte zu Rinaldos Körper, der nur eine vage Form im Dunkeln war.
Er senkte den Kopf. In seinem Innern wütete eine Stimme, doch er hörte nicht auf sie. Als er wieder aufsah, suchte er erneut Jörgs Blick. Der Anblick verschwamm ihm vor den Augen. Er fühlte zugleich erbärmliche Angst und so etwas wie ein befreites Jubilieren, dass er seine Aufgabe nicht nur erfüllen, sondern die Klostergemeinschaft damit zu etwas Besserem führen würde. Und noch ein Gefühl mischte sich hinein: Es tut mir Leid, Jörg, es tut mir Leid …
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe den Schädel«, sagte Jörg plötzlich.
    Ulrichs Gedanken kamen zum Stehen, als hätte ihm jemand ein Brett vor die Stirn geschlagen. Das Blut wich aus seinen Beinen. Bruder Antonius fuhr herum. Ulrich merkte, dass seine Knie nachgaben. Er hielt sich an der Wand fest.
    »Was?«, zischte Bruder Antonius.
    »Ich habe den Schädel«, erklärte Jörg zwischen den Zähnen. »Aber ich werde dir nicht sagen können, wo er ist, denn das Arschloch hinter mir schneidet mir gleich die Gurgel durch, so sehr zittert es.«
    »O Gott«, stammelte Ulrich, dessen Innerstes durcheinander wirbelte. »Das ist doch eine Lüge.«
    »Nimm das Messer weg«, herrschte Antonius seinen Knecht an. Der zuckte zurück und trat beiseite. Antonius streckte eine Hand aus, packte die gesenkte Armbrust und zerrte sie nach oben, bis sie auf Jörg zielte. Der Armbrustschütze fuhr erschrocken zusammen und brüllte in den Raum: »Mach’s Maul auf, Idiot!«
    »Halt den Mund«, sagte Antonius leise. Er verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Dann stemmte er die Hände in die Hüften und musterte den knienden Jörg. »Rede«, forderte er ihn auf. »Du hast nur wenig Zeit.«
    Diesmal wusste Ulrich, dass es kein Traum war, doch er wünschte sich, es wäre einer gewesen. Was er Jörg erzählen hörte, war so grauenhaft, dass er spürte, wie ihm übel wurde. Wie konnte es sein, dass er zweimal so getäuscht worden war? Er starrte den Ritter an, der die Augen abgewandt hatte und seine Geschichte hervorsprudelte, als wäre er noch stolz darauf.
    »Ich hab mich an ihn und den Kleinen rangemacht, als mir klar wurde, dass sie den Schädel suchten, den ich ein paar Tage zuvor aus dem Kloster geklaut hatte«, sagte Jörg. »Ich war abgebrannt und dachte, ich könnte das Teil in der Stadt an irgendeinen Trottel verhökern. Dann sagte ich mir jedoch, dass der Mönch mehr dafür zahlen würde als jeder andere, und so hängte ich mich an ihn dran. Ich dachte, ich warte, bis er so verzweifelt ist, dass er jeden Preis zahlt; dann denke ich mir irgendeine Geschichte aus, mit der ich den Schädel präsentieren kann – und das Geld hätte mir gehört.«
    »Aber …«, stotterte Ulrich.
    »Ich bin nicht überzeugt«, erklärte Antonius.
    Jörg ließ den Kopf hängen. »Sieh in dem Sack nach, den

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