Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
Rinaldo mitgebracht hat. Da sind meine Sachen drin. Und der Schädel.«
    Ulrich war plötzlich klar, dass es eine Finte war. Jörg versuchte Bruder Antonius und seine Knechte hereinzulegen. Irgendetwas war in dem Sack, das es ihm und Jörg ermöglichen würde, die Feinde zu überwältigen und zu fliehen. Die Erleichterung schoss heiß in ihn hinein. Einen Moment lang hatte er tatsächlich geglaubt, Jörg hätte …
    Der Knecht, der Jörg das Messer an die Kehle gehalten hatte, rannte zu dem Sack hinüber und rumorte darin herum. Er warf einen Helm, Schulterstücke und einen kleinen hölzernen Wappenschild heraus und hielt plötzlich inne. Dann zerrte einen Gegenstand hervor, der in Leder und Leinen eingenäht war, und hielt ihn in die Höhe. Ulrich starrte darauf, immer noch erleichtert. Was immer dort drin war, es war zu klein für einen Knochenschädel. Es musste Jörgs Trick sein, die Falle, die er sich ausgedacht hatte, um sie in letzter Sekunde zu retten …
    »Bring es herüber«, sagte Antonius. Der Knecht händigte ihm seine Beute aus. Antonius wog sie in der Hand. »Gib mir das Messer.« Rinaldos Messer wechselte seinen Besitzer. Vorsichtig trennte Antonius ein paar Nähte auf. Ulrich zog den Kopf ein, aber nichts geschah. Antonius reichte das Eingenähte an Jörg weiter. »Mach es ganz auf«, sagte er.
    Ulrich starrte erschrocken von ihm zu Jörg und zurück. Wie sollte der Trick jetzt funktionieren? Jörg packte die Nähte mit seinen großen Händen und zog ein gleichmütiges Gesicht. Dann riss er die Umhüllung mit einem Ruck auseinander. Etwas wurde förmlich herausgeschnellt. Antonius sprang mit einem Aufschrei nach vorn, versuchte es aufzufangen, griff ein paar Mal daneben, dass das Ding auf und ab hüpfte, und hatte es schließlich sicher. Er zog es an die Brust. Ulrich hatte etwas Weißes, Rundliches gesehen. Jörg gab seinen Blick ausdruckslos zurück und wandte sich dann Antonius zu.
    Antonius spähte vorsichtig in seine gekreuzten Arme hinein. Dann begann er zu lächeln. Das Lächeln wurde immer breiter, und schließlich fing er zu lachen an.
    »Jaaa!«, schrie er. »Gott liebt die Tüchtigen! ich habe ihn!«
    Er riss einen weißen Knochenschädel ohne Unterkiefer hervor und hielt ihn in die Höhe. Ulrich hatte das Gefühl, ihm würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Er fiel auf die Knie und starrte Bruder Antonius an, der einen lächerlichen kleinen Freudentanz aufführte.
    »Ich habe ihn. Ich habe ihn. ich habe ihn!«

Kapitel 31.
    I ch habe ihn, dachte Rinaldo in den ersten Augenblicken nach dem Erwachen aus der Besinnungslosigkeit.
    Ich habe ihn … nicht im Stich gelassen.
    Ein Gefühl des Triumphs, das stärker war als alle Schmerzen, durchströmte ihn und wischte die letzten Reste der Betäubung davon.
    Ich habe meinen Herrn, dem ich Treue geschworen habe, am Ende nicht im Stich gelassen.
    Er spürte ein dumpfes Pochen, das von der Stelle ausging, an der Antonio ihm den Dolch in den Leib gerammt hatte. Er war erstaunt, dass der Schmerz nicht größer war. Die Stelle, an der Antonios Faust seine Unterlippe gegen seine Zähne gequetscht hatte, sodass sie aufgeplatzt war, und sein Kopf, mit dem er beim Sturz von der Treppe irgendwo angeschlagen war, taten mehr weh. Vorsichtig blinzelte er und sah sich um, ob er allein war. Man hatte ihn dort liegen lassen, wohin Antonios Fußtritt ihn befördert hatte, ohne sich noch einmal um ihn zu kümmern. Anfänger! Rinaldo lachte in sich hinein. Was hätte er darum gegeben, jetzt in Jörgs Gesicht zu sehen. Es tat niemals gut, einen Gegner zu unterschätzen, und schon gar nicht war zu raten, einen Gegner für tot zu halten, wenn er in Wahrheit nur angekratzt war. Am schlimmsten war es, Rinaldo di Milano zu unterschätzen, nur weil er klein und ein Sänger war.
    Vero!
    Er hörte Antonio vor Freude lachen und lauschte seinen Ausführungen, wie er mit diesem Stück Beute das beste Geschäft seines Lebens machen würde. Wie er sich vorstellte, es dem Papst persönlich vor die Füße zu legen und zu erklären, dass eine ganze Stadt fieberhaft danach gesucht habe; wie der Papst ihn aufheben und fragen würde, ob es einen irdischen Wunsch gebe, den man ihm erfüllen könne neben dem Lohn, der ihm im Himmelreich gewiss war … Rinaldo bewegte verstohlen einen Arm und tastete seinen Bauch ab. Das Hemd war blutig, doch der Fleck war nicht allzu groß. Er spannte die Bauchmuskeln an. Ein Stich ging durch seinen Leib, aber nicht so arg, als dass man es nicht

Weitere Kostenlose Bücher