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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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des Kaufmanns hineingeplatzt.
    Caesar Schröder blickte interessiert von seinem Platz hoch.
    »Schon wieder jemand umgebracht worden, Harry?«
    Kapitän Westphalen wischte ungeduldig mit der Hand durch die Luft. Wie üblich hatte er die Tür nicht geschlossen, so dass alle dem Gespräch folgen konnten.
    »Man hat die Uhr von Elbrand gefunden«, stieß er hervor. »Bei einem Höker. Der sollte sie wohl verkaufen.«
    Caesar Schröder lehnte sich in seinem Stuhl zurück, strich über die Tischplatte und lächelte zufrieden. »Sehr erfreulich. Dann ist Mister Stove den Makel eines Mörders los. Und die Sache wird endlich zu einem Abschluss gebracht.«
    Alexander klopfte Roger auf die Schulter und stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen.
    »Noch haben sie den Mörder nicht«, sagte Kapitän Westphalen. »Vielleicht hat er sich bereits ins Ausland abgesetzt.« Es klang, als hoffe er, der Verbrecher könne noch rechtzeitig dem Arm des Gesetzes entkommen.
    Caesar Schröder beugte sich nach vorn. »Harry! Wer auch immer Herrn Elbrand die Uhr abgenommen hat, er ist ein Mörder. Deine Abneigung gegen den Werftbesitzer kann doch nicht so weit gehen, dass du wünschst, der Verbrecher käme ungeschoren davon.«
    »Die Strafe vor dem höchsten Richter ist ihm gewiss. Und die lautet: Verdammnis bis in alle Ewigkeit. Was bedeutet da irdische Gerechtigkeit?«
    »Du bist aber sicherlich nicht gekommen, um mit mir Glaubensfragen zu diskutieren, oder?«
    Man hörte das Geräusch von Holzsohlen. »Nein. Ich möchte deine Beziehungen zur Polizei nutzen. Ich möchte wissen   –«
    Rums! Die Tür war zu.
    Am frühen Abend, Moritz war mit den Aufräumarbeiten im Kontor beschäftigt, polterte es wieder auf der Treppe. Dieses Mal allerdings auf der von oben, aus dem zweiten Obergeschoss. Die Tür flog auf, Cäcilie stürmte herein und warf sich Moritz an den Hals. Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Er hatte das Gefühl, unter ihrem Ansturm begraben zu werden.
    Als der Frontalangriff abebbte, tastete er nach hinten zum Stehpult, hielt sich daran fest und lächelte verstört. Nicht dass ihm Cäcilies Liebesbezeugungen unangenehm gewesen wären, beileibe nicht, sie hatten ihm sogar außerordentlich gut gefallen. Aber diese temperamentvollen Küsse waren ihm absolut fremd. Bisher war Cäcilie nie auf ihn losgegangen, immer hatte sie es so gedreht, als sei er es gewesen, der ihr die Küsse aufgedrängt hatte.
    Cäcilie strich ihm liebevoll über die Wange. Moritz spürte ein Aufwallen von Gefühlen, die ihm bisher fremd gewesen waren. Er liebte sie, wie sie so erhitzt vor ihm stand, mit offenem Haar, das blond und seidig über ihre Schultern fiel. Er wollte nach einer Haarsträhne fassen, zuckte jedoch zurück. Man fasste einer Frau nicht in die offenen Haare, das war unmoralisch. Doch als Cäciliesich an ihn kuschelte, strich er ihr doch über den Kopf. Wie weich sich die Haare anfühlten, nicht so störrisch wie seine. Ihre knisterten sogar, als er darüberstrich.
    Schließlich machte er sich frei und hielt Cäcilie eine Armlänge von sich entfernt. Sie trug dieses schlichte, flauschige Hauskleid wie bereits an den Tagen zuvor. Warum auch nicht?, dachte er, schließlich hat sie immer noch Hausarrest wegen ihres »Ausflugs« auf das Alsterbecken, da muss sie sich nicht für die Welt außerhalb des Speichers zurechtmachen. Und auch nicht parfümieren.
    Er nahm sie wieder in den Arm, strich mit den Händen an ihrem Rücken entlang, erstarrte. Kein Korsett! Ungläubig tastete Moritz weiter, von den Hüften nach oben zu den Rippen. Tatsächlich, kein Korsett, keine Fischbeinstäbchen, kein dicker Stoff, der sich wie ein Panzer anfühlte. Er konnte seine Hände nicht stillhalten, tastete langsam nach vorn und dann, mit angehaltenem Atem, nach oben. Er spürte die Rundungen ihrer kleinen Brüste unter dem Stoff, erwartete eine Ohrfeige, eine Zurechtweisung, einen empörten Aufschrei. Als nichts geschah, wanderten seine Finger weiter und erreichten das Dekolleté.
    Cäcilie löste sich von ihm und drückte seine Arme sanft nach unten. »Das ist zu weit, Liebster. Dahin darfst du erst nach unserer Verlobung.«
    »Aber wir sind doch verlobt.«
    »Ja, das sind wir. Aber nicht offiziell.«
    Sie ging langsam zur Treppe, mit gesenktem Kopf, als müsste sie über etwas nachdenken. In der Tür drehte sie sich um, lehnte sich gegen den Türrahmen und reckte das Kinn in seine Richtung.
    »Du bist übrigens mit drei jungen Demoisellen auf dem Jungfernstieg

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