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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schnappte ein paar Mal nach der dünnen Luft, um dem Hämmern in meinen Ohren entgegenzuwirken. Krabbelte ein Stück nach links hinter einen größeren Felsen und grub mich tiefer in den Schnee hinein. Dann warf ich einen Blick durch das Zielrohr und kontrollierte das ungefähr einen halben Kilometer breite Feld, das ich gerade überquert hatte, bis hinüber an seine Ränder, wo Gletscherrisse und einzelne Felsen Schutz boten. Nichts bewegte sich.
    Der langsam trocknende Schweiß gefror und umgab mich wie eine Eishülle. Ich kroch weiter und presste meinen Rücken gegen den Stein, sodass ich den weiteren Verlauf der Moräne entlang des Bergrückens sehen konnte. Zwanzig Meter weiter gab es eine ähnliche Felsformation, von meiner getrennt durch einen drei Meter breiten Spalt zwischen zwei Granitblöcken. Von dort aus schien man von einer erhöhten Position auf meinen derzeitigen Standort gucken zu können, aber mit Sicherheit konnte ich das nicht sagen, und ich sah keine Möglichkeit, dorthin zu kommen, ohne verräterische Spuren zu hinterlassen. Ich suchte die steinige Zickzacklinie ab, die von meinem Versteck wegführte, und fand endlich einen Weg – eine schmale Brücke aus zerbrochenen Steinplatten, die bei der Spalte endete. Aber die Kletterei würde nicht einfach werden, und wenn ich erst mal da war, konnte es sein, dass ich es nicht hinüber schaffte.
    Ich suchte noch mal mit dem Zielrohr das Gelände ab. Immer noch nichts. Gerade als ich wegschauen wollte, sah ich hinter dem aufgebrochenen Eis zu meiner Rechten die Rauchfahne einer Panzerfaust aufsteigen. Ich presste mich an den Felsen, aber die Erschütterung der Explosion schleuderte meinen Kopf gegen eine scharfe Kante. Blut lief mir von der Stirn über die Wange und wärmte die vereiste Haut. Ein paar Tropfen bildeten rote Flecken im Schnee. Ich legte mein Gewehr beiseite. Nahm den linken Handschuh ab, zog ein Kampfmesser hervor und schnitt mir möglichst sauber den Handballen auf, sodass die Wunde später einfach zusammengenäht werden konnte. Dann presste ich meine Faust wie eine Zahnpastatube zusammen, bis der Schnee um mich herum komplett rot war. Außerdem schmierte ich Blut auf den Kragen meines Schneeanzugs. Bei einem kurzen Blick durch den Sucher nahm ich eine blitzartige Bewegung im Eis wahr. Wie erwartet kam der Rebellentrupp seitlich von mir den Hang hoch.
    Ich zog den Anzug bis auf die lange Unterwäsche aus, füllte ihn mit Schnee, streifte auch die Stiefel samt Steigeisen und allem anderen ab, und stopfte die Hosenbeine in die Stiefel. Dann drapierte ich den ganzen Haufen so, dass er einem blutüberströmten Toten ähnelte.
    Mit einem kurzen Blick auf die Felswand schulterte ich das Gewehr. Sprang so hoch ich konnte, bekam einen drei Zentimeter breiten Vorsprung mit den Fingerspitzen zu fassen, zog mich hoch und setzte einen besockten Fuß auf einen wackligen Stein. Von dort arbeitete ich mich wie eine Spinne drei Meter weiter hoch zu einem breiteren Vorsprung. Eine neue Explosion blies mir Schnee und einen Steinhagel um die Ohren. Mit jedem Schuss aus einer der sechs oder sieben Panzerfäuste stürmten die Rebellen weiter den Berghang hinauf. Ich hechtete in die Höhe und hängte mich an den nächsten Absatz. Meine abfrierenden Zehen rutschten weg, und ich musste aufpassen, dass ich nicht den Halt verlor. Endlich bekam ich eine Felsspitze fest zu fassen und konnte meine Beine hoch genug schwingen, um mit dem Fuß in einer Vertiefung zu landen und mich hochzuziehen und über den Rand zu hebeln.
    Oben auf dem gewaltigen Vorsprung standen aufgerichtete Granitplatten, die bis zur Spalte führten und aussahen wie das Rückgrat eines Stegosaurus. Von unten abgeschirmt wankte ich mit ausgestreckten Armen über die glatten Steine und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Mehrere Minuten später stand ich zitternd vor der Felskluft: Sie war an ihrer schmalsten Stelle immer noch fast drei Meter breit. Eine Panzerfaustrakete zertrümmerte gerade mein eben erst verlassenes Versteck.
    Es gab keine Chance, Anlauf zu nehmen. Ich ging in die Hocke, flog in die Luft, blieb dort einen unerträglichen Moment lang schwerelos hängen und schlug dann gegen den unnachgiebigen Granit auf der anderen Seite. Dort hielt ich mich eine Weile atemlos keuchend fest, bevor ich mich über die Kante ziehen konnte.
    Nach Luft schnappend lag ich auf dem Rücken und hörte unter mir die Rebellen durch den Firn stapfen. Eine Rakete krachte durch die Luft und wirbelte den

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