Im Schatten des Kreml
Schmerzen. Und Schlimmeres. Männer wie Sie zu brechen, macht mir Spaß. Ich werde etwas aus Ihnen machen, das sich nicht einmal mehr an den Mann erinnert, der Sie mal waren.«
»Bevor Sie mich gebrochen haben, Lachek, werde ich längst tot sein.«
Er hustet mir ins Gesicht. Ein fauliger Schleim legt sich wie ein Film auf meine Haut. »Was glauben Sie, wie oft ich diesen erbärmlichen Müll schon gehört habe? Am Anfang sind sie alle stark. Selbst Ihr Vater war ein paar Tage lang stark.«
Lachek war bei der Luftwaffe, wie dein Vater...
»Mein Vater war ein Held«, entgegne ich, weil ich daran immer glauben wollte.
»Er war ein Verräter und Feigling. Ich habe sein Geständnis gelesen. Glauben Sie mir, Sie werden sehr viel Schlimmeres erleben als er.«
Er steht wieder aufrecht, den Blick starr nach vorn gerichtet und eine unglaublich konzentrierte Bosheit ausstrahlend. Das Blut schießt mir in den Kopf, Wut und Schmerz eines Kindes überkommen mich, genau wie er es beabsichtigt hat, dessen bin ich mir sicher.
»Sie haben meinen Sohn wie einen Hund getötet«, zischt er. »Und jahrelange Pläne zunichtegemacht. Sie werden sehr, sehr lange leiden.«
Er hat so viele Menschen auf diese Weise zerstört, dass er eine vorhersagbare Reaktion erwartet. Wut, Trotz oder, am anderen Ende des Spektrums, panische Angst. Die Gelassenheit in meinem Gesicht gehört nicht zu seinen Standards. Also spielt er seinen letzten Trumpf aus und tritt mit einem feuchten Lächeln zurück zur Tür.
»Das ist noch nicht alles, Volk. Während ich mich mit Ihnen beschäftige, ist einer meiner Männer in Dagestan unterwegs. Er kennt die Gegend und hat Freunde überall. Und wenn er Ihre einbeinige Hure findet, lasse ich sie hierherbringen. Und dann reiße ich sie in Stücke.«
Ich zucke nicht mit der Wimper. Ich lasse nicht zu, dass die Gelassenheit auch nur einen Zentimeter aus meinem Gesicht weicht. Aber Lachek riecht meine Angst, so wie ich den Tod in ihm gerochen habe. Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen.
»Denken Sie mal darüber nach«, sagt er mit heiserer Stimme.
39
Lachek geht, aber sein fauliger Gestank bleibt zurück. Edorskai, seine Marionette vom FSB, bellt zwei uniformierten Gefängniswärtern, die aus dem Flur hereinkommen, Befehle zu. Sie halten mich mit ihren Maschinenpistolen in Schach, während er eine Spritze vorbereitet.
»Diprivan, Volk.« Er steckt die Nadel in eine Flasche mit einer milchigen Flüssigkeit und zieht den Kolben auf. »Ich blase Ihnen die Lichter aus. Sie schießen ganz bestimmt nicht mehr auf mich. Ich habe gesehen, was Sie den armen Kerlen auf der Straße angetan haben.«
»Wen hat Lachek in Dagestan?«
Er hält lang genug inne, um mir einen ungläubigen Blick zuzuwerfen. »Wenn Sie hier rauskommen, haben wir Sie vollkommen auseinandergenommen. Um alles andere würde ich mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen.«
Als die Spritze voll ist, kommt er vorsichtig auf mich zu, obwohl ich fest an den Stuhl gekettet bin. Aus sicherer Entfernung sticht er mir in den Oberschenkel, wie eine Schlange, die plötzlich zubeißt. Nachdem er mir die Droge gespritzt hat, springt er so schnell zurück, dass die Spitze der Nadel abbricht und im Muskel stecken bleibt; ein Strahl Flüssigkeit schießt aus der Kanüle in seiner Hand.
»Sie werden sich wünschen, einiges mehr von diesem Zeug intus zu haben, Volk. Glauben Sie mir, von der Zeit, die Ihnen bleibt, ist die, in der Sie ohnmächtig sind, noch die beste.«
Binnen Sekunden beginnt die Droge zu wirken. Alles um mich herum schwankt und verschwimmt. Edorskai sagt etwas zu den Soldaten, aber ich verstehe nicht, was. Einer von ihnen bewegt sich langsam auf mich zu und stößt mir den Lauf seiner Pistole in die Rippen, während Edorskai durch seine leuchtend weißen Gläser zusieht. Als ich nicht reagiere, kommt er an meine Seite und sagt leise: »Sein Sohn war genau wie er. Sie haben der Welt einen verdammt großen Gefallen getan.« Er entfernt seinen Kopf ein Stück, um sich zu vergewissern, dass ich noch bei Bewusstsein bin, dann lehnt er sich wieder vor und flüstert verschwörerisch: »Lacheks Mann in Dagestan heißt Khanzad.«
Ich wache in einem fensterlosen Steinschacht auf, wo es so eng ist, dass ich aufrecht zwischen den rauen Wänden eingekeilt bin. Meine Prothese ist weg. Das Gefühl ähnelt dem, ein echtes Körperteil zu verlieren. Mein rechtes Bein ist zur Seite gekrümmt, ohne mich zu stützen, sodass mein ungeschützter Stumpf und mein
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