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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dass sich eine ganze Gruppe Menschen dort drinnen aufhielt. Ob diese Menschen ihnen freundlich oder feindlich gesinnt waren, würde sich gleich zeigen.
    Der Mann senkte seine Waffe, und Jonan atmete erleichtert auf. Auch wenn der Bursche so aussah, als verspeise er kleine Kinder zum Frühstück, wollte auch er offenbar keinen Streit mit Jonan und Pitlit. Vielleicht riet ihm Jonans klobiges Templersturmgewehr davon ab. Vielleicht hatte er auch einfach schon gegessen.
    »Du klingst nicht, als kämst du von hier«, sagte der Mann. Er zögerte kurz, bevor er plötzlich in Jonans Sprache fragte: »Italier?«
    »Das stimmt«, antwortete Jonan erstaunt und zugleich erleichtert, jemanden vor sich zu haben, mit dem er sich in seiner Sprache unterhalten konnte.
    »Ich verstehe deine Sprache, aber spreche sie nicht gut«, gestand sein Gegenüber. »Verstehst du Francianisch?«
    »Ja, leidlich«, erwiderte Jonan.
    »Dann redet jeder in seiner Sprache. Gut?«
    Jonan nickte. »Einverstanden.«
    Der Mann wechselte zurück ins Francianische. »Woher kommt ihr?«
    »Aus Firanza«, log Jonan. Der Mann schien nicht direkt ihr Feind zu sein. Aber ob er ihr Freund war, wussten sie auch nicht. Es gab immer wieder Menschen, deren Leben elend genug war, dass sie sich ein Zubrot verdienten, indem sie ungewöhnliche Begebenheiten aus ihrem Umfeld an die Obrigkeiten meldeten.
    »Und was treibt ihr hier?«, fragte ihr Gegenüber weiter.
    Jonan sah ihn prüfend an. »Sie sind sehr neugierig.«
    Der andere zuckte mit den Achseln, was ein metallisches Scheppern seiner Rüstungsteile zur Folge hatte. »Ich denke, es ist mein gutes Recht, ein paar Dinge über zwei Fremde in Erfahrung zu bringen, die unangekündigt auf meiner Schwelle auftauchen. Aber ich kann diese Tür auch wieder schließen und euch eurem Schicksal überlassen, wenn euch das lieber ist.«
    »Nein, warten Sie«, beeilte Jonan sich zu sagen. »So war das nicht gemeint. Wir sind nach Paris gekommen, weil eine Freundin von uns hier ihre … ihre Eltern zu finden hoffte.« Das war nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Carya war dem Geheimnis ihrer Herkunft auf der Spur, und dazu zählte letzten Endes auch die Frage, wer ihre leiblichen Eltern waren. »Leider wurde sie von Häschern des Mondkaisers entführt. Wir wollen sie retten.«
    »Der Mondkaiser lebt auf Château Lune, außerhalb der Trümmerzone«, informierte sie ihr Gegenüber.
    »Das wissen wir. Aber alleine kommen wir dort nicht hinein. Wir benötigen Hilfe. Deswegen sind wir auf der Suche nach einem Mann namens …« Er stockte, als ihm einfiel, dass er gar nicht wusste, wie der Gesuchte hieß.
    »Nach dem Bruder von Géant«, kam ihm Pitlit zu Hilfe. »Riesiger Kerl, dunkle Hautfarbe, viele Tätowierungen. Die beiden lebten früher in der Nähe des Invalidendoms. Sie kennen ihn nicht zufällig?«
    Das Visier des Topfhelms richtete sich auf den Straßenjungen und dann wieder auf Jonan. »Géant? Was wisst ihr über ihn?«
    »Wir sind an Bord seines Frachtschiffes nach Francia gekommen«, antwortete Jonan. »Er dient unter einem Kapitän namens Denning. Sie schmuggeln Ware nach Albion – unter anderem. Es geht ihm gut, und er lässt grüßen.«
    Der Mann schien zu einem Entschluss zu gelangen. Er machte einen stampfenden Schritt zur Seite und öffnete damit den Eingang. »Wir reden drinnen weiter«, verkündete er.
    Jonan wechselte einen raschen Blick mit Pitlit. Der Miene des Jungen nach zu urteilen, war er von der Vorstellung, sich von dem grausig Gepanzerten in seine »gute Stube« einladen zu lassen, alles andere als begeistert.
    »Wenn das eine Falle ist«, sagte Jonan warnend und legte die Hände wieder auf sein Sturmgewehr, »wird Sie das teuer zu stehen kommen.«
    »Keine Sorge«, antwortete ihr Gastgeber. »Wenn wir euch wirklich umbringen wollten, wärt ihr schon tot.«
    »Reizend.« Ohne sein Gewehr loszulassen, trat Jonan durch das offene Portal. Pitlit folgte dicht hinter ihm. Da sie bereits im Schatten des Säuleneingangs gestanden hatten, fiel es ihren Augen nicht schwer, sich an die schlechten Lichtverhältnisse im Inneren der Kirche anzupassen. Als Jonan sah, was ihn dort erwartete, gab er einen Laut der Überraschung von sich.
    Der Innenraum der Kirche musste einst weitläufig und vom Atem ehrwürdiger Schwere durchzogen gewesen sein. Man konnte noch die breiten Marmorstufen erkennen, die zu Alkoven mit Heiligenstatuen und massiven Prunksärgen aus Stein führten. In der Mitte befand sich ein kreisrundes

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