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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ihren Reiz verlor. Jonan fragte sich, ob der Umstand, dass Bonasse über Wein verfügte, bereits ein Hinweis darauf war, dass er Verbindungen zum Hof des Mondkaisers unterhielt.
    »Also«, nahm Géants Bruder das Gespräch auf. »Ihr braucht Hilfe, um nach Château Lune zu gelangen?«
    »Ja«, bestätigte Jonan. »Wir haben guten Grund zu der Annahme, dass unsere Freundin dorthin verschleppt wurde.«
    »Es ist ein ganz schönes Risiko, sich am Hof des Mondkaisers einzuschleichen«, gab Bonasse zu bedenken. »Und eure Freundin könnte bereits tot sein.«
    »Oder auch nicht«, hielt Jonan entgegen. »Das wissen wir erst, wenn wir dort sind und uns kundig gemacht haben. Wir lassen sie nicht im Stich, genauso wenig wie Sie Ihre Kinder im Stich lassen würden.«
    Bonasse musterte ihn ernst. »Ich verstehe.«
    »Und noch eins«, fuhr Jonan fort. »Wir wollen uns nicht einschleichen. Einschleichen könnten wir uns auch ohne Hilfe. Aber das ist wirklich zu gefährlich. Wir brauchen eine falsche Identität, irgendeine gute Ausrede, die uns erlaubt, uns halbwegs normal am Hof bewegen zu können.« Er blickte sein Gegenüber forschend an. »Haben Sie da vielleicht eine Idee?«
    Statt einer Antwort trank Bonasse seinen Wein aus, stellte den Becher ab und lehnte sich mit verschränkten Armen auf seiner Sitzbank zurück. Wie er so in seiner massigen, aber behelfsmäßigen Rüstung dasaß, kam er Jonan wie der Schrottkönig der Trümmerzone vor, dessen Hofstaat aus zerlumpten Straßenkindern das eigenwillige Zerrbild der Aristokratengesellschaft auf Château Lune darstellte.
    »Es gibt einen kaiserlichen Minister, de Funès«, sagte Géants Bruder. »Vor zwei Jahren kehrte er gerade von einem Aufenthalt im Süden zurück, als seine Kutsche am Rand von Paris von einer Motorradgang überfallen wurde. Es kam zu einer Verfolgungsjagd, die in diese Gegend hier führte. Eines der Kinder sah, was vor sich ging, und unterrichtete mich. Ich bin kein Kaisertreuer, dafür behandeln uns die Oberen zu schlecht. Aber diese plündernden Horden, die einem das Leben schwermachen, kann ich erst recht nicht ausstehen. Also zog ich mit ein paar der Größeren los, und wir fielen der Gang in den Rücken, als sie ihr Opfer gerade gestellt hatte. Es gelang uns, die Bande zu vertreiben. Ein paar der Mistkerle haben dabei auch das Zeitliche gesegnet. Hatte ich nichts dagegen. Der Kutscher und die Wachen des Ministers waren tot oder so schwer verletzt, dass ich sie nicht retten konnte. Er selbst aber hatte nur leichte Wunden davongetragen. Da es bereits dunkel wurde, nahmen wir ihn mit hierher, versorgten seine Blessuren und gaben ihm ein Dach überm Kopf für die Nacht.«
    »Und seitdem ist er Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet?«, fragte Jonan zweifelnd.
    »Nein, viel besser«, antwortete Bonasse. »Die halbe Nacht lang haben wir getrunken und geredet. Ich lernte ihn besser kennen und er mich. Und wir begriffen, dass wir einander gar nicht so unähnlich waren. Wir beide möchten diese elende Welt ein wenig besser machen. Aber um eine lange Geschichte abzukürzen: Als wir uns am nächsten Tag am Rand der Trümmerzone, wohin ich ihn zur Sicherheit begleitet hatte, trennten, war das sozusagen der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Seitdem unterstützt de Funès uns hier ein wenig. Ich dagegen halte ihn über Veränderungen in der Zone auf dem Laufenden. Jeder gewinnt.«
    »Geht diese Freundschaft so weit, zwei Fremde an den Hof des Mondkaisers einzuschmuggeln?«, wollte Jonan wissen.
    »Es wird mich etwas kosten, so viel ist sicher«, antwortete Bonasse. »Aber wenn ich mich für euch verbürge, wird de Funès euch helfen – glaube ich zumindest.«
    Jonan spürte, wie er von Aufregung ergriffen wurde. Schneller, als er es je für möglich gehalten hätte, begannen ihre Rettungspläne Gestalt anzunehmen. »Wann können wir also loslegen?«
    »Immer langsam«, bremste sein Gegenüber ihn. »Ich mag ein Menschenfreund sein, aber das Leben ist zu hart, um Gefallen wie diesen zu erweisen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.«
    Ich wusste doch, dass es einen Haken gibt. Das war alles zu leicht , dachte Jonan. Laut fragte er: »Welche Art von Gegenleistung?«
    »Wir benötigen Waffen«, eröffnete Bonasse ihm.
    »Waffen?« Unbehaglich fiel Jonans Blick auf sein Templersturmgewehr. »Sie wollen mein Gewehr im Austausch für Ihre Hilfe haben?«
    Sein Gegenüber lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht. Obwohl ich so ein Gewehr nicht ablehnen

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