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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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würde, wenn man es mir anböte, bin ich doch nicht ganz so gierig. Außerdem würde es uns auch nicht helfen. Die Waffen sollen für die Kinder sein. Ich dachte daher eher an Revolver oder etwas Derartiges.«
    Jonans Unbehagen verstärkte sich noch. »Halten Sie das für eine gute Idee? Diese Kinder zu Kriegern zu machen?« Er blickte sich um, sah die jungen Mädchen, die sich um eine Kochstelle geschart hatten, und die kleinen Jungs, die in ihren Nischen hockten und neugierig hinter den Brettertrennwänden hervorlugten.
    »Unterschätze sie nicht, Jonan aus Firanza«, sagte Bonasse, und seine Miene verhärtete sich. »Sie sind bereits Krieger. Das Leben hat sie dazu gemacht. Aber es geht mir auch gar nicht um den Angriff, sondern um die Verteidigung. Seit einigen Wochen machen so ein paar Scheißkerle Jagd auf die Kinder und andere wie sie. Sie tragen die Uniformen der Garde des Mondkaisers, aber sie benehmen sich wie dekadente Höflinge, die einer kranken Freizeitbeschäftigung nachgehen: Sie jagen Menschen wie Tiere. Und genauso knallen sie sie ab. Ohne Skrupel, ohne Bedauern.«
    Bonasses Gesicht hatte sich verdüstert wie der Himmel kurz vor einem Unwetter. Seine Stimme grollte fernem Donner gleich, als er fortfuhr. »Ich will, dass sie dafür bezahlen. Sie sollen erfahren, was für ein Gefühl es ist, eine Kugel in den Bauch oder in den Kopf zu bekommen. Erst vor einer Woche musste ich wieder eins meiner Kinder beerdigen, Jean-Luc, er war erst neun Jahre alt. Das muss aufhören!«
    Jonan presste die Lippen zusammen. »Ich verstehe.«
    »Ich kann diesen Leuten zwar eine Falle stellen«, fuhr Bonasse fort, »aber viel werde ich damit nicht erreichen. Zum einen sind die Kerle auf ihren Pferden verdammt schwer festzusetzen. Zum anderen befindet sich in diesem Maschinengewehr«, er nickte in Richtung der Eingangstür, »weniger Munition, als mir lieb ist – und das, was ich habe, brauche ich, um unser Heim zu verteidigen. Das heißt, ich muss den Kindern ermöglichen, sich selbst zu schützen, wenn sie das nächste Mal in der Stadt unterwegs sind und diese Männer auftauchen. Dafür brauche ich Waffen, genau genommen zehn Revolver, und natürlich Munition.«
    »Jonan«, meldete sich Pitlit zu Wort. »Diese Kerle. Das müssen die gleichen sein, die wir gestern auf der Straße außerhalb der Stadt getroffen haben. Jetzt wird alles klar. Warum sie in die Trümmerzone geritten sind und so. Und wir haben uns noch gefragt, was sie dort hinziehen könnte. Bäh, mir wird ganz übel, wenn ich daran denke.« Der Junge verzog das Gesicht.
    Das konnte Jonan gut verstehen. Genau wie die Jungen und Mädchen hier, war Pitlit selbst einst ein Straßenkind gewesen. Arcadion ließ sich zwar nur schwer mit diesem Ödland vergleichen, aber der tägliche Kampf ums Überleben war auch ihm nicht fremd. Mit bohrendem Unbehagen stieg in Jonan die Frage auf, ob es wohl auch unter den Templern Männer gab, die mit den Kindern der Stadt ihre tödlichen Späße trieben. Er wollte es nicht glauben. »Also schön«, sagte er. »Sie sollen Ihre Waffen bekommen. Aber wo kann ich sie erwerben?«
    »Du musst nach Les Halles am Rand des Kraters. Dort gibt es einen Schwarzmarkt. Ich kann dort nicht hin. Zu viele Stufen. Und die Kinder werden nur fortgejagt. Dir allerdings sollten die Geschäfte der Händler offenstehen.«
    »Wie soll ich die Revolver und die Munition bezahlen?«
    »Das ist mir egal. Dir wird bestimmt etwas einfallen. Meine Bedingungen stehen fest: zehn Revolver plus Munition. Wenn ihr mir die liefert, bringe ich euch an den Hof des Mondkaisers.«
    Innerlich knirschte Jonan mit den Zähnen. Zehn Revolver zu bezahlen, war kein ganz einfaches Unterfangen angesichts ihrer gegenwärtigen Barschaft. Er wünschte sich, das letzte Goldstück bei sich zu haben, das sie von Caryas Eltern erhalten hatten. Doch das lag jetzt vermutlich in den Schatzkammern des Mondkaisers.
    Nichtsdestoweniger blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als auf Bonasses Angebot einzugehen. Sie brauchten seine Verbindung zu diesem Minister. Vielleicht konnten sie das Mofa verkaufen, das sie der Straßenbande abgenommen hatten. Und ein bisschen Handelsware besaßen sie schließlich auch noch. Jonan streckte Bonasse die Hand hin. »Einverstanden. Wir sind im Geschäft.«
    Dieser ergriff sie. Sein Händedruck war fest und wirkte aufrichtig. »Sehr schön«, sagte er. »Ich werde euch den Weg zum Markt beschreiben. Eigentlich ist er nicht zu verfehlen. Schließlich liegt er

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