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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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beobachteten jede ihrer Bewegungen.
    Aufmerksam folgte Naomi jedem Schritt, den Pilar machte, und bald begannen sie sich zu umkreisen. Pilars Fell zuckte heftig. Die Tasthaare an ihrer Schnauze standen deutlich ab, und ihre Lefzen wirkten wie aufgeblasen. Ihre ganze Körperhaltung schien kampfbereit. Körperlich wiesen sie in etwa dieselbe Statur auf, wenn Naomi auch glaubte, etwas stärker zu sein.
    Plötzlich legte Pilar die Ohren dicht am Kopf an, was Naomi irritierte. Dieses Verhalten passte nicht in einen Trainingsablauf.
    Wie bereits beim Angriff auf Romina erkannte Naomi den genauen Absprungmoment an der unbeherrschten Fellzuckung und wich zur Seite. Pilars Sprung ging ins Leere. Wäre Naomi ebenso flink gewesen wie ihre Urgroßmutter, hätte sie Pilar ebenfalls eine Tatze auf ihren Hintern verpasst; doch so ging der Schlag in die Luft.
    Ein weiteres Umkreisen folgte. Dieses Mal wollte Naomi versuchen, Pilar zu Boden zu ringen. Diese wirkte immer noch hochaufmerksam und aggressiv, was Naomi nicht nachvollziehen konnte, aber vielleicht wirkte sie im Training einfach so.
    Naomi fackelte nicht lange. Sie war sich sicher, dass sie ihr Fell weitgehend unter Kontrolle hatte, und setzte ohne Vorwarnung zum Sprung an.
    Pilar schaffte es nicht, ihrem Angriff auszuweichen. Der Schwung riss sie von den Pfoten. Naomi thronte über ihr und sah mit Genugtuung auf sie hinab, bevor sie von ihr abließ und zur Seite trat, um Pilar aufstehen zu lassen.
    Ein brennender Schmerz durchzuckte plötzlich ihre linke Schulter, bis sie realisierte, dass Pilar ihr mit ausgefahrenen Krallen einen Schlag versetzt haben musste.
    Instinktiv fuhr sie herum, setzte zum Angriff an und sprang Pilar direkt an die Kehle. Mit ihrem Körpergewicht drückte sie Pilar zu Boden. Diese wirkte wie versteinert. Ihre Schnauze näherte sich Pilars Kehle. Mit gefletschten Zähnen fuhr sie über Pilars Hals, bevor sie sich besann. »Wag das nie wieder. Hörst du.« Naomi lockerte ein wenig die Umklammerung, um ihr in die Augen zu sehen. »Und lass deine Finger von Roman, wenn dir etwas an deinem Leben liegt.«
    »Es tut mir leid«, antwortete ihr Pilar.
    »Es wird dir noch leidtun, wenn du dich mir in den Weg stellst.« Naomi ließ von Pilar ab, stand auf und blickte direkt in Rominas Gesicht, die zwischenzeitlich dazugestoßen war.
    »Was ist hier los?« Sie sah von Pilar zu Naomi.
    Pilar lag noch immer reglos auf dem Rücken.
    »Nichts.« Naomi warf Pilar einen unmissverständlichen Blick zu. »Gar nichts. Wir haben nur etwas härter trainiert.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab und trottete zu den jungen Aleppokiefern, wo sie sich hinlegte und auf die Lichtung starrte.
    Romina forderte Pilar auf, mit dem Training weiterzumachen.
    In der kurzen Pause entschied Naomi, dass ihr dieser unplanmäßige Zweikampf durchaus gelegen gekommen war. Pilar wusste nun genau, was sie erwartete, sollte sie sich nochmals zu einem solchen Manöver hinreißen lassen. Ihre Krallen hatten sie nicht schwer verletzt und nur oberflächlich die Haut aufgeritzt.
    Das würde schnell verheilen.
    Schneller jedenfalls, als die Demütigung, die Pilar eben hatte hinnehmen müssen. Das angedachte Gespräch konnte sie ausfallen lassen, denn mit Sicherheit hatte Pilar ihre Nachricht deutlich verstanden.
    Die verbleibende Nacht ging ihr Pilar aus dem Weg, was Naomi entgegenkam. Zum einen legte sie auf ihre Gesellschaft keinen Wert und zum anderen war es ohnehin sinnvoller mit Romina zu trainieren, die eine härtere Gegnerin darstellte.
    Es gelang ihr erneut, Romina auf den Boden zu zwingen. Wenn jedoch Romina sie angriff, verlor sie, weil sie sich zu langsam bewegte, um rechtzeitig auszuweichen. Sie musste an ihrer Verteidigung arbeiten.
    Während Pilar sich in ihren Pausen ausruhte und zusah, wie Romina mit Naomi Zweikämpfe übte, arbeitete Naomi in ihren Auszeiten ohne Partner weiter.
    Als sie die Luftsprünge zu langweilen begannen, entfernte sie sich von der Lichtung auf der Suche nach einem hohen Baum, um ihre Kletterfähigkeiten weiterzuentwickeln.
    Nach ein paar Sätzen in den Wald entdeckte sie eine Steineiche. Einige Zylinderputzerbüsche verdeckten den Stamm. Die einzelnen Stiele der rot blühenden Bürsten schillerten im hellen Mondlicht beinahe purpurn. Naomi hatte diese Büsche bereits im hinteren Garten von Rominas Haus bewundert. Bisher hatte sie dieses Gewächs noch nicht berührt. Sie wusste nicht, ob die Blüten oder Äste stechen würden, sollte sie daran hängen

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