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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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haben, dass sie Pilar hatte fragen wollen, ob sie ihren neuen Freund eingeladen hätte, und sich für ihn so herausgeputzt hatte.
    Im letzten Moment hatte sie sich den Kommentar verkniffen, ebenso andere passenden Spitzen, die sie Iker und Romina zuliebe mit einem Schluck Wein hinuntergeschluckt hatte.
    Roman bemerkte Pilars Verhalten entweder nicht, oder er ignorierte es, was Naomi beruhigte, ihre Wut auf Pilar aber nicht schmälerte.
    Nachdem sie Kai in den Schlaf geschaukelt und sich zu Roman aufs Sofa gesetzt hatte, hatte sie sich nicht mehr zurückhalten können.
    Roman hatte gelacht, Naomi in seine Arme gezogen und erklärt, sie sei in ihren besabberten Joggingsachen bedeutend reizvoller als Pilar in diesem Minikleid. Selbst wenn diese nackt vor ihm Samba tanzte, würde sie ihn nicht interessieren.
    Anschließend hatte er sie ins Bett getragen, wo sie sich geliebt hatten und obwohl Naomi bis eben in seinen Armen gelegen hatte, gärte es in ihr weiter, weil sie wusste, Pilar würde nicht aufgeben.
    An diesem Morgen sollte ihre Spanischlehrerin kommen, was ihre Laune nicht eben besserte. Die kalte Morgendusche kühlte ihren Zorn, der ihr beim Gedanken an Pilar die Hitze ins Gesicht getrieben hatte. Als sie das Wasser abdrehte, stand ihr Entschluss fest. Irgendwann erwischte sie Pilar alleine und dann würde sie ihr klarmachen, wohin sie gehörte.
    Fünfzehn Minuten später eilte Naomi die Treppe hinunter, wo Iker bereits an der Tür zur Bibliothek auf sie wartete.
    »Schon am ersten Tag zu spät?«, fragte er und zog die Augenbrauen missbilligend nach oben.
    »Ich musste noch Windeln wechseln.« Sie drückte ihm Kai in die Arme und sah auf die Uhr. »Außerdem sind es nur zwei Minuten.« Sie küsste Kai auf den Kopf, bevor sie durch die Tür schlüpfte.
     
    *
     
    Pilar saß auf dem Fensterbrett in ihrem Zimmer und starrte in den Himmel. Im Osten türmten sich schwarze Wolken auf und kündigten ein gewaltiges Gewitter an.
    Der Mai zeigte sich bisher sonnig und mild, aber die Frühjahrsstürme gehörten ebenso zu diesem Monat wie die strahlende Sonne. Die aufziehende Front spiegelte exakt Pilars niedergedrückte Stimmung wider, und sie seufzte, bevor sie ihren Kopf auf den Knien abstützte und die Augen schloss.
    Die Nachricht über Romans Rückkehr nach Barcelona hatte sie euphorisch aufgenommen, auch wenn sie versucht hatte, ihre Gefühle vor Iker und Romina zu verbergen. Doch nichts lief so ab, wie sie es sich in ihren Träumen ausgemalt hatte.
    Obwohl Kai, mit seinem roten Haar, eindeutig von Sammy abstammte, kümmerte sich Roman dermaßen rührend um ihn, als handle es sich um seinen leiblichen Sohn. Warum nur störte es ihn nicht, ein Kind aufzuziehen, dass nicht seines war? Es wollte nicht in ihren Kopf.
    Romina hatte sie kurz nach Kais Geburt darüber unterrichtet, dass Sammy der Vater des Kindes sei und Kai damit ein besonderes Clanmitglied mit Ikers Fähigkeiten wäre.
    Und wenn schon, so war das kein Grund, dass sich Roman mit ihm beschäftigen musste.
    In ihren Tagträumen ignorierte er das Baby, ertrug es nicht, es auch nur anzusehen und ständig durch ihn an Sammy erinnert zu werden, was zu Streitereien mit Naomi führte. Naomi und er zankten sich fortwährend, denn in ihren Träumen kam Roman zu ihr zurück.
    Die Wirklichkeit hatte sie schockiert. Und das Gespräch mit Iker ebenfalls. Sie solle sich zurückhalten, hatte Iker gesagt, Roman in Frieden lassen und sich damit abfinden, dass dieser Naomi liebte.
    Sich damit abfinden!
    Der Kerl wusste ja nicht, wovon er redete! Er verschloss die Augen vor der Tatsache, dass er Unmögliches von ihr verlangte.
    Iker hatte vorgeschlagen, sie solle für einige Wochen zu ihrem Vater ziehen, und nur an den Vollmondnächten herkommen; doch das wollte sie nicht. Sie musste in Romans Nähe bleiben, seine Anwesenheit spüren, auch wenn sie vor Sehnsucht beinahe umkam.
    Pilar schüttelte den Kopf. Ihr musste etwas einfallen; sich eine andere Taktik überlegen, um Roman zurückzugewinnen.
    Nur welche?
    Roman würde Naomi niemals verlassen, nicht solange er sich für sie und das Kind verantwortlich fühlte. Dazu war er zu anständig.
    Plötzlich tauchte Sammy in ihren Gedanken auf. Wenn sie ihm verriet, wo Naomi sich aufhielt, würde er kommen.
    Vermutlich war er längst hier in Barcelona auf der Suche nach ihr.
    Ein kleiner Hinweis und er würde Naomi töten, sobald er die Gelegenheit dazu erhielte.
    Doch Sammy handelte unberechenbar. Was garantierte ihr, dass er

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