Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
»Danke.«
Nachdem sie Iker den Tee mit einem ordentlichen Schuss Rum gebracht hatte, schlurfte sie in ihre Wohnung hinauf. Jeder Schritt bereitete ihr Mühe, so schwer und müde drückte sie ihre Niedergeschlagenheit nieder. Iker hatte mit ihr sprechen wollen, aber sie wollte mit ihren Gedanken alleine sein.
Es hätte ein lustiger Abend mit ihrer Freundin werden sollen. Tratschen, lachen, trinken, über ihre Zeit in Stillwater sprechen. Ganz normale und banale Dinge eben. Doch es lag ein anstrengender Abend hinter ihr und Alice hatte sicherlich bemerkt, dass sie sich anders verhielt als früher. Sie war nicht ohne Grund so früh aufgebrochen.
Der Anblick der Pizza auf dem Wohnzimmertisch verursachte ihr Übelkeit. Sie klappte den Deckel zu, packte die Schachtel in den Kühlschrank und ging in Kais Zimmer. Entgegen ihrer Gewohnheit holte sie Kai aus der Wiege, roch an seinem Kopf, bevor sie ihn küsste und mit sich zusammen ins Bett nahm.
Seine Nähe tröstete sie.
Eine Stunde später kam Roman zurück. Im Dunkeln schlich er ins Badezimmer.
Naomi knipste die Nachttischlampe an. »Na, hattet ihr Spaß?«
»Nicht so richtig. Karsten erzählte mir davon, dass ihr nach Sevilla fahrt, um die Archive zu durchsuchen. Schade, dass ich dich nicht begleiten kann, weil ja jemand bei Kai bleiben muss.« Er zog die Jeans aus und hängte sie an einen Handtuchhalter. Nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, warf er sein Hemd unters Waschbecken und betrat in Unterhosen das Schlafzimmer.
Naomi genoss den Blick auf Romans gut bemuskelten Körper. Es war Zeit Kai in sein Bettchen zurückzubringen. Mit dem Kleinen im Arm stand sie auf und legte ihn in die Wiege.
»Außerdem wurde uns klar, dass du mit Alice alleine bist, und ihr was vormachen musst. Das muss sich ziemlich übel anfühlen, oder? Deswegen haben wir nach einigen Bierchen beschlossen, zu unseren Frauen zu gehen.« Roman kuschelte sich ins Bett. »Alice wird bemerkt haben, dass du dich anders verhältst. Deine lockere Art ihr gegenüber ist verschwunden, weil du auf jedes Wort achten musst, das du sagst.«
Naomi nickte. »Und aus diesem Grund ist es dein Job, mich jetzt von meinen trüben Gedanken abzulenken.« Sie warf sich in seine Arme. »Und morgen bleiben wir den ganzen Tag im Bett.«
»Du wolltest doch joggen gehen«, raunte er ihr ins Ohr.
»Mir fiel gerade ein, dass es noch andere sportliche Betätigungen gibt.« Naomi lächelte ihn an. »Außer, du hast morgen schon was vor.«
Den halben Sonntag blieben sie im Bett, bis Kai lautstark sein Recht einforderte. Roman beschloss, mit ihm spazieren zu gehen und den neuen Tragegurt auszuprobieren.
Naomi verabschiedete ihre beiden Herren an der Haustür und klopfte anschließend an Ikers Tür.
»Komm rein.«
Naomi öffnete die Tür und entdeckte Iker, wie er gerade aus dem Badezimmer kam. An diesem Morgen trug er einen frischen Jogginganzug und er hatte etwas mehr Farbe im Gesicht. »Wie geht es dir?«
»Gut genug, um mir ein spätes Frühstück mit Rühreiern zu gönnen.« Iker schlenderte an ihr vorbei und marschierte in die Küche. »Willst du auch?«
»Gern. Aber ich brate die Eier und du ruhst dich aus.«
»Es wird Zeit, dass ich mich bewege, damit mein Kreislauf wieder in Schwung kommt. Aber du kannst mir gerne zusehen und mir Gesellschaft leisten.« Iker holte eine Pfanne aus dem Küchenschrank und sah sie an. »Wie viele Eier?«
»Drei, aber mit Zwiebeln und Tomaten, okay?« Naomi drehte sich zum Gehen um. »Bin gleich zurück. Ich hole nur kurz meinen Laptop.«
»Wie Madame wünscht. Wohin wird die Reise gehen?«
Naomi lachte und rannte die Treppenstufen nach oben. Nur einen kurzen Moment hatte sie darüber nachgedacht, dass sie die Flüge buchen musste, und schon wusste Iker Bescheid.
Zurück in der Küche klappte sie den Bildschirm auf und gab die gewünschten Flugdaten in die Suchmaschine ein.
»Karsten und ich fliegen nach Sevilla. Wir wollen überprüfen, ob an Dorotheas Verdacht etwas dran ist.« Sie überprüfte die Flugverbindungen und fand keinen Anbieter, der frühmorgens hinflog und spätabends zurück. »Wie viel Zeit muss ich einkalkulieren?«
Die Zwiebeln und Tomaten brutzelten in der Pfanne. Iker schlug die Eier auf und vermischte die Zutaten. »Schwer zu sagen. Ein Tag könnte etwas knapp werden. Besser du planst eine Übernachtung ein.«
Naomi brummte. Wie sollte Karsten das Alice erklären? Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und wählte seine Nummer.
»Was
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