Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
schreckliche Hitze hält mich vom Denken ab.«
»Brenda, wir kennen unsere Geschichte selbst nicht. Zumindest nicht genau. Ich weiß nicht, warum wir sind, was wir sind, noch weiß ich, wie man es stoppen kann. Wir haben unsere Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt. Aber den Ursprung kennt niemand von uns.«
»Dann sag, was du zu wissen glaubst.« Brenda blickte zu Romina, setzte sich auf einen Sessel und faltete die Hände. »Ich bin schon gespannt, wie du mich davon überzeugen willst, dass Leandra deine Tochter ist.«
Leandra wunderte sich darüber, dass Romina so ruhig wirkte. Brenda sah sie an, als sei sie diejenige, die den Kindern mit einer wahnwitzigen Geschichte den Geist vernebelt hätte.
»Vielleicht sollte ich damit beginnen zu erzählen, was ich über euren Familienzweig herausgefunden habe. Vor vielen Jahren hatte ich Briefkontakt mit deiner Mutter Carol. Ich fragte sie, ob ihre Wurzeln in Europa lägen, was sie bestätigte. Ihre Urgroßeltern kämen aus England. Genaueres wisse sie nicht, da ihre Großeltern bei einem Unfall ums Leben gekommen seien. Aus diesem Grund könne sie niemanden mehr über ihre Vorfahren befragen. Sie wollte damals jedoch für deinen Bruder Frank einen Stammbaum anfertigen. Hat sie das jemals getan?«
Leandra beobachte Brenda. Wenn Brenda sich darüber wunderte, dass Romina die Namen ihrer Familienangehörigen wusste, so ließ sie sich nichts anmerken.
»Nein, nicht dass ich wüsste«, sagte Brenda und sah von Katie, die immer noch zusammengekauert auf dem Sessel saß, zu Jason, der Romina nicht aus den Augen ließ und schwieg.
»Wir sind entfernt verwandt. Ihr und wir. Dorothea, die bis vor einem halben Jahr bei mir lebte, verlor ihren Mann während eines großen Feuers. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie nicht, dass sie bereits über sieben Leben verfügte. Sie verlor ein Leben bei diesem Feuer und trug schwere Brandnarben davon. Verängstigt, wie sie war, wagte sie es nicht Kontakt mit ihrer Schwester Hanna herzustellen, die sie ja für tot hielt. Dorothea blieb kinderlos, doch sorgte und kümmerte sie sich immer um die Nachfahren ihrer Schwester. So fanden Dorothea und ich letztlich auch zusammen. Sie suchte meine Nähe und wir vereinten unsere Erfahrungen und Kräfte. Hanna gebar während ihrer Ehe zwei Söhne. Einer starb noch im Kindesalter an Scharlach, doch der andere Sohn zeugte zwei Töchter, Maria und Barbara. Meine Familie stammt von Maria ab, eure von Barbara; eurer englischen Vorfahrin. Barbaras Urenkelin wanderte in die USA aus, nach Texas, wo sich in jenen Jahren viele Engländer ansiedelten. Carol, also deine Mutter, ist die Enkelin der Auswanderer David und Claire, die bei einem Unfall ums Leben kamen. Dies sagte zumindest Carol, als ich damals mit ihr in Briefkontakt stand. Sie schrieb mir auch, dass sie zwei erwachsene Kinder habe. Brenda, die Nonne sei, und Frank, der verheiratet sei und zwei Kinder habe, nämlich Katie und Jason. Um für eure Sicherheit zu sorgen, suchte ich eure Nähe. Ende der Geschichte.«
»Ich bin keine Nonne. Ich bin Ordensschwester. Das ist ein Unterschied«, wandte Brenda ein.
»Gut, dann eben Ordensschwester. Ich kenne mich in solchen Dingen nicht sonderlich aus. Carol schrieb jedenfalls, du seist in Lateinamerika und würdest in einer Mission arbeiten. Und sie glaubte, Frank würde sich über einen Stammbaum freuen. Das Thema interessierte Carol, und sie langweilte sich, seitdem ihr Mann verstorben war und ihre Kinder aus dem Haus waren.«
»Hast du die Briefe noch?«, fragte Brenda.
»Ja. Sie liegen sicher in unserem Versteck, wo wir alle Unterlagen zusammentragen und nach neuen Clanmitgliedern forschen, um sie vor unseren Feinden zu warnen«, erklärte Romina.
»Clanmitglieder, Feinde, Panther, sieben Leben ... warst du schon mal beim Arzt deswegen?« Brenda verschränkte die Arme und lehnte sich im Sessel zurück.
Leandra presste die Lippen zusammen, als sie bemerkte, wie Rominas Gesicht eine zarte Röte überzog. Sie schien jeden Moment die Geduld zu verlieren.
Das Klopfen an der Zimmertür enthob Romina einer Antwort, was Leandra freute, da sie befürchtete, deren Antwort könnte einen Streit provozieren.
Jason öffnete dem Zimmerservice die Tür und bedeutete ihm, alles auf den Wohnzimmertisch zu stellen.
Romina kramte in ihrer Hosentasche nach dem Trinkgeld, drückte dem Herrn ein paar Dollarscheine in die Hand und geleitete ihn zur Tür hinaus.
Leandra griff nach einer Cola, öffnete sie und
Weitere Kostenlose Bücher