Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
ehrlich Oma.«
»Jetzt hab dich nicht so. Hier geht´s nicht ums Aussehen.«
Leandra kam auf sie zu und setzte Kai langsam hinein, damit seine Beine an den richtigen Stellen durch die Gürtelöffnungen passten. »Und?«
Naomi grinste. »Was und?« Sie beugte sich zu Kai hinab, küsste ihn auf die Stirn und schwor sich, dieses Teil höchstens zu Hause anzulegen. Damit ginge sie nicht in die Stadt. Niemals. Außerdem kam sie sich vor, als hätte man ihr einen vollgepackten Rucksack vor die Brust geschnallt. Im Sommer wäre es vor Hitze nicht auszuhalten.
»Gib wenigstens zu, dass es eine Erleichterung ist!«
Um Leandra einen Gefallen zu tun, nickte sie. »Kai wiegt jetzt nur noch fast so viel wie eine Feder.«
Leandras Augen wurden schmal. »Du bist unmöglich!«
Naomi nahm Kai aus dem Gurt, legte ihn in den Sessel und zog die Gurtkonstruktion aus. »Bitte, dann probiere ihn doch selbst aus.«
Leicht verärgert schnappte Leandra den Gurt, schlüpfte hinein und zurrte ihn fest. Dabei klemmte der Gurt über ihrer Schulter ihren Blusenkragen ein. Sie zerrte daran, bis er verknittert wieder zum Vorschein kam.
Naomi verkniff sich einen Kommentar und setzte Kai in die Babytrage. »Und?«
Leandra drückte die Schultern durch. Mit hochgerecktem Kinn stolzierte sie zum Flurspiegel. »Okay. Es sieht dämlich aus. Und unbequem ist es auch. Dabei hat der junge Mann, den ich damit gesehen hatte, behauptet, es sei die beste Erfindung seit dem Kinderwagen.«
Naomi griff nach ihrem Baby, zog es heraus und hielt es in ihren Armen. »Möglich, dass Männer es uncool finden mit dem Kinderwagen herumzufahren. Aber ich finde es uncool, mit dieser Kletterausrüstung herumzulaufen.« Naomi lächelte. »Vielleicht ist es ja etwas für Roman.«
Leandra schlüpfte gerade aus den Gurten, als Roman die Wohnung betrat.
»Was ist was für mich?«, fragte Roman, bevor er Naomi küsste.
»Oma hat uns ein Superteil besorgt. Mir ist es aber zu groß.« Sie gab Leandra ein Zeichen, es Roman zu zeigen. »Damit kannst du Kai durch die Gegend tragen, und alle Frauen werden dir vor Begeisterung nachsehen.«
Roman schnallte sich das Teil um. Naomi blieb nichts weiter übrig, als zuzugeben, dass es an ihm wirklich sexy wirkte.
»Praktisch.« Roman nickte zufrieden. »Da hat sich jemand was dabei gedacht. Man hat beide Hände frei und verrutschen kann auch nichts.«
Naomi musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen, als ihre Großmutter triumphierend zu ihr herüber sah.
»Zum Autofahren taugt es aber nicht. Seid ihr fertig?«
Leandra nickte und blickte auf ihre Armbanduhr. »Es wird tatsächlich Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Und danke, dass du uns fährst.«
Naomi schaute dem abfahrenden Wagen nach. Romina hatte nach kurzer Suche einen Flug für den kommenden Tag nach San Antonio gefunden und direkt gebucht. Jason würde sie am darauf folgenden Mittag am Flughafen abholen. Naomi hoffte sehr, dass Leandra und Romina Katie beruhigen konnten. Die Folgen, sollte nicht alles geheim bleiben, ließen sich kaum abschätzen.
Offensichtlich schlummerte Kai noch in seiner Wiege. Mit dem Babyfon in der Hand ging sie in die Küche, um für Iker eine Gemüsesuppe zuzubereiten. Iker lag seit drei Tagen mit einer schweren Erkältung im Bett. Er klagte über schmerzende Muskeln und sein Husten hörte sich grauenhaft an. Am Morgen hatte er zu Naomi gesagt, dass er sich seit Langem nach einer Vollmondnacht sehne. Nach den Verwandlungen fielen jegliche körperlichen Beschwerden ab. So war es bisher immer gewesen.
Das Gemüse köchelte in der Suppe. Naomi bemerkte, wie ruhig es plötzlich im Haus war. Iker lag in seinem Zimmer, Roman fuhr Romina und Leandra an den Flughafen und Pilar schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Ob sie Arbeit gefunden hatte? Wo trieb sie sich herum?
Den Löffel legte Naomi in die Suppentasse und ging vorsichtig zu Ikers Schlafzimmer, um nichts zu verschütten. Leise klopfte sie an seine Tür.
»Ich bin wach.«
Sie drückte die Türklinke hinunter und betrat das abgedunkelte Zimmer. »Ich koche zwar nicht so gut wie du, ...«
Iker setzte sich auf und nahm ihr die Tasse ab. »Riecht doch lecker. Danke.«
»Wo steckt eigentlich Pilar in letzter Zeit?« Naomi setzte sich ans Bettende.
»Fehlt sie dir etwa?« Iker lächelte sie müde an. »Ihr Vater drängt sie, weiterzustudieren, sonst streicht er ihren Unterhalt. Seither hält sie sich viel bei ihm auf.«
Naomi schwieg und beobachtete, wie Iker den
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