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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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ihr die Tasche reichte, bedankte sich und trat drei Schritte auf den Eingang zu. »Das Taxigeld zahle ich dir zurück.«
    Karsten grinste. »Das will ich auch annehmen.« Er sah sich um. »Wirklich schade, dass wir nur die Bibliothek zu sehen bekommen. Sevilla hat was.«
    Naomi musste sich eingestehen, dass sie die Fahrt damit zugebracht hatte, den Fahrstil des Taxifahrers zu überstehen und sich wegen der Recherche zu sorgen. Die Umgebung hatte sie bisher nicht bewusst wahrgenommen.
    Auf dem Campus fragte Karsten nach dem Weg zur Bibliothek, und je mehr Naomi vom Gelände sah, desto besser konnte sie sich Nonnen und Ordensmitglieder in diesem Gebäude vorstellen. Die Säulengänge, die Innenhöfe, alles wirkte auf sie wie aus einem alten Film. Mit ihrer Jeans und dem T-Shirt kam sie sich völlig fehl am Platz vor, wenn auch alle anderen Studenten in ähnlicher Kleidung umhereilten.
    »Jetzt komm schon«, drängte Karsten. »Lass uns keine Zeit verlieren.«
    Sie betraten die Bibliothek durch die große Hauptpforte und sahen sich um. Naomi entdeckte zu ihrer Rechten einige Computer, an denen Studenten arbeiteten. Auf der gleichen Seite befand sich ein Tresen, hinter dem ein älterer Mann Bücher an die Studenten ausgab. »Lass uns dort fragen, wo wir Informationen über Martín Cortés finden.«
    Karsten nickte und stellte sich in die Reihe. Der Bibliothekar ließ sich die Genehmigung von Karstens Professor zeigen und lächelte. Der Professor habe schon angerufen, erklärte er, um ihn darum zu bitten, Karsten wegen dessen eventuell lückenhafter Spanischkenntnisse zu helfen. Alte Geschichtsunterlagen zu lesen, sei nicht so einfach. Er habe bereits eine Liste vorbereitet, und die Bücher stünden in der Abteilung neun. Sollte er Hilfe benötigen, weil er etwas nicht verstünde, könne er sich jederzeit an ihn wenden. Karsten nickte und bedankte sich. Beim Weggehen murrte er: »Nicht, wenn ich es vermeiden kann.«
    Naomi sah ihn verständnislos an. »Was?«
    »Der Prof hat hier angerufen«, er wedelte mit dem Blatt Papier vor ihrer Nase herum. »Man könnte sagen, er hat diesen Señor dort schon auf mich angesetzt. Entweder traut er meinen Sprachkenntnissen tatsächlich nicht, oder er wollte sichergehen, dass ich hier nicht nur Ferien mache.«
    »Im Prinzip kann es dir egal sein, du arbeitest schließlich, und wenn du Hilfe brauchst, dann weißt du wenigstens, wen du fragen kannst.« Naomi kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Ich werde dir kaum eine Hilfe sein.«
    »Spitz du den Bleistift und schreibe einfach mit, was ich finde.« Karsten folgte den Schildern in den geschichtlichen Bereich. »Bücher heraussuchen kannst du aber.« Er gab ihr den Zettel. »Wenn Madame mir das Erste auf der Liste reichen würde ...«
    Fünf Stunden später brütete Karsten über dem letzten Buch. »Eigentlich haben wir immer noch nichts herausgefunden, was dir weiterhelfen könnte. Der eine Martín ist ehelich aus Hernáns zweiter Ehe. Er heiratete innerhalb des spanischen Adels und war stinkreich, bis sie ihn aus Mexiko rauswarfen und sein Geld einsackten. Sieht nach rauen Zeiten aus. Der andere Martín ist unehelich gezeugt, nachdem Hernán ein Verhältnis mit einer Indiofrau hatte. Was aus ihm wurde? Viel ist nicht bekannt. Auf alle Fälle hat Cortés der Eroberer es recht bunt getrieben.«
    »Wie vermutlich alle in dieser Zeit. Ich habe hier sieben eheliche Kinder und fünf uneheliche Kinder notiert. Aber alle wurden vom König legitimiert.« Naomi kritzelte Vierecke auf den Block. »Weißt du, mich interessiert diese Geschichte, über diesen unehelichen Martín, der mit einer Indiofrau aus Mexiko gezeugt wurde, die ihm offenbar während der Eroberung der Azteken gedolmetscht hat.«
    Naomi stand auf. »Lass uns was trinken gehen und nochmals alles durchgehen. Vielleicht haben wir was übersehen. Es muss doch irgendwo einen Stammbaum geben, was aus Martín, dem Mestizen, geworden ist. In diesen Büchern stand nichts über eine Heirat oder Kinder?«
    »Nein. Ich frage den Bibliothekar.«
    »Und ich hole uns was zu trinken. Soll ich auch belegte Brötchen mitbringen?«
    »Ja, gute Idee.«
    Naomi verließ nachdenklich das Gebäude. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die Cafeteria in der Uni um sieben Uhr bereits geschlossen hatte. Besser sie ging gleich in eines der Bistros vor dem Campus und ließ sich alles zum Mitnehmen einpacken.
    Es musste sich doch etwas herausfinden lassen. Kinder so bekannter Persönlichkeiten verschwanden

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