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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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weiter. Außerdem muss ich für meine Arbeit noch viel mehr recherchieren. Wenn ich eine Abhandlung über die Familie Cortés schreibe, sollte ich noch viel mehr über Hernán Cortés erfahren.«
    Er schob das letzte Buch in die Lücke, setzte sich wieder und stützte das Kinn in die Hände. »Da hast du mich auf ein spannendes Thema gebracht. Viel besser, als meine alte Idee über die aktuelle Wirtschaftslage im Land. Deshalb habe ich soeben beschlossen, die ganze Woche hier zu bleiben. Alice könnte am Freitag herkommen und wir könnten uns ein tolles Wochenende gönnen und uns die Stadt ansehen.«
    Naomi fühlte sich trotz der Neuigkeiten enttäuscht. Selbst wenn sie nun ihre Ahnentafel etwas weiter zurückverfolgen konnte, nutzte ihr dieses Wissen bisher nicht das Geringste.
    »Mensch, jetzt haben wir was herausgefunden und du ziehst eine Miene, als wäre es ein voller Fehlschlag gewesen.«
    »Das ist es nicht, aber es bringt mich einfach nicht weiter.« Naomi stand auf und sah Karsten an. »Du weißt schon, was ich meine.«
    Karsten zog sie mit sich aus der Bibliothek. »Du dachtest doch nicht ernsthaft, in den Büchern etwas über den Ursprung deiner Verwandlung zu erfahren, oder?«
    Schweigend ging Naomi neben ihm her. Karsten hatte recht. Es war dumm zu hoffen, die Herkunft des Clans aus irgendwelchen Büchern erklären zu können. Das war ihr im Grunde selbst klar. Doch was nützte es schon, wenn sie ihre Ahnen bis vor die Zeitrechnung zurückverfolgen konnte, ohne einen Hinweis auf den Grund ihrer Verwandlung zu erhalten? Nichts. Überhaupt nichts.
    In diesem Moment wusste sie, was Dorothea damit meinte, die Jagd auf die Vergangenheit sei sinnlos, und man solle besser in der Gegenwart leben und diese Zeit so intensiv wie möglich genießen. Naomi beschloss, noch diese eine Reise nach Mexiko zu unternehmen und anschließend ihr Leben zu leben. Das war sie Roman schuldig.
     
    *
     
    Am darauf folgenden Morgen begleitete Naomi Karsten nochmals in die Universitätsbibliothek. Nachdem sie mit Roman telefoniert und ihm erzählt hatte, dass ihre Familie eventuell von der berühmten Familie Cortés abstamme, es sie aber nicht weiterbringe, was die Herkunft des ersten Clanmitglieds und dessen Umstände anbelange, und sie nach ihrer Reise nach Mexiko die Suche aufgäbe, stimmte er ihr zu. Roman erklärte, wenn sie es nicht ändern könne, müsse sie ihre Andersartigkeit akzeptieren. Sie beide. Ihr Leben würden sie nach dem Vollmond ausrichten und sich daran gewöhnen. Sobald Sammy aus ihrem Leben verschwunden wäre, würde alles nur noch halb so gefährlich sein. Und irgendwann wäre er besiegt. Doch an seiner Stimme hörte sie, dass er nur versuchte, sie zu beruhigen und aufzumuntern. Roman sorgte sich um sie, und er hatte sich, wie sie selbst, der Hoffnung hingegeben, dem Ganzen irgendwie ein Ende bereiten zu können.
    Doch es wäre Unsinn, am Glauben festzuhalten, sie sei in der Lage, etwas zu entdecken, was Dorothea oder Romina bisher übersehen hatten. Wie hatte sie annehmen können, in ein paar Stunden mehr herauszufinden, als Dorothea in einem halben Jahrtausend?
    Karsten bedachte sie mit einem aufmunternden Blick. »Hey, jetzt lass den Kopf nicht hängen. Es muss sich doch irgendwie genial anfühlen, unsere Welt aus den Augen eines ganz anderes Wesen zu sehen.«
    Naomi fummelte am Reißverschluss ihrer Sweatshirtjacke herum. »Wollen wir tauschen?«
    »Aber nur, wenn ich auch deine tollen Beine bekomme«, sagte er und legte mit einem Grinsen im Gesicht den Arm um sie. »Ist es denn so schlimm für dich?«
    »Wenn Sammy nicht wäre und ich nicht ständig die Menschen um mich anlügen müsste, wäre es leichter.« Im Grunde hatte sie sich mit den Verwandlungen arrangiert. Trotzdem hatte sie nach einem Strohhalm gegriffen, in der Hoffnung, dass Kai nicht dasselbe durchleben müsste, wie sie. Und nicht nur Kai. Naomi würde es nicht über sich bringen, weiteren Kindern dieses Leben aufzuerlegen. Die Hoffnung, dass es eine Generation überspränge, wäre gering, und das Risiko, eine Generation später ihren Enkeln zu schaden, wäre viel zu groß.
    »Irgendwann gewöhnst du dich an die Ausreden. Und Sammy; es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er von der Bildfläche verschwindet. Er wird euch nicht ewig suchen.«
    Als sie die Bibliothek betraten, gingen sie direkt zu dem Angestellten, der ihnen am Vortag die Bücherliste gegeben hatte.
    Karsten fragte ihn, ob es Aufzeichnungen über Martíns Leben vor seiner

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