Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
was ich die letzten Tage erfahren habe, sehe ich die Welt mit anderen Augen. Du gehörst zu meiner Familie.« Brenda sah sie lange an, bevor sie Naomi in die Arme schloss und fest an sich drückte. »Wenn du mich besser kennenlernst, dann wirst du sehen, dass ich gar nicht so übel bin. Es fällt mir nur schwer einzugestehen, dass es mehr als einen Gott geben soll.«
Naomi zögerte kurz, bevor sie sich aus ihren Armen löste. »Es tut mir leid.« Naomi wusste nicht, was sie ihr sonst hätte sagen sollen.
»Nun geh schon. Dein Flug wartet nicht auf dich. Pass auf dich auf, ja?« Brenda lächelte sie an. »Und lass uns nächste Woche telefonieren.«
Naomi nickte. »Ich hoffe, Katie kommt bald besser damit zurecht. Immerhin hat sie Jasons und jetzt auch deine Unterstützung. Wer weiß, vielleicht ist im Dezember tatsächlich diese ganze Geschichte vorbei«, fügte sie hinzu, obwohl sie selbst nicht daran glaubte.
Naomi trat zurück, winkte Brenda zum Abschied, drehte sich um und eilte zur Sicherheitskontrolle. Jede Faser in ihr drängte danach, endlich Romans Stimme zu hören. Auf der Fahrt zum Flughafen hatte sie ihm nur eine kurze SMS geschickt, dass alles in Ordnung wäre und sie sich bereits auf dem Weg zum Flughafen befände.
Dreißig Minuten später saß Naomi etwas abseits an ihrem Gate, um in Ruhe telefonieren zu können. Nach dem zweiten Klingeln hörte sie Roman sagen: »Du fehlst uns. Zeit, dass du nach Hause kommst.« Im Hintergrund hörte sie Kai glucksen.
»Ich vermisse euch auch. Am liebsten würde ich dir jetzt schon alles erzählen, aber ...«
»... aber das geht wegen der vielen Leute nicht. Das ist mir klar«, unterbrach Roman ihre Entschuldigung. »Auch wenn ich darauf brenne, wie so ein Aztekenhäuptling aussieht, bin ich einfach nur erleichtert, dass alles gut gegangen ist. Wann landet deine Maschine?«
»Morgens um sieben - und nein, du brauchst mich nicht abzuholen. Ich steige in ein Taxi, und sobald ich zuhause bin, kuschele ich mich zu euch ins Bett und dann wird eine Runde geschmust.« Roman wandte ein, dass er sie lieber am Flughafen abholen wollte. »Lass es dir nicht einfallen, das Bett zu verlassen!« Naomi lachte. »Außer, du willst schon Frühstück vorbereiten, das wir dann im Bett verputzen können.«
»Also gut. Dann gibt´s Frühstück und Krümel im Bett und du erzählst mir, was bei euch dort drüben abging, bis dir die Augen zufallen!«
»Abgemacht. Auch wenn ich es dann für Iker wiederholen muss.« Naomi hörte, dass ihr Flug aufgerufen wurde. Die ersten Passagiere stiegen bereits in die Maschine. »Ich muss aufhören. Wir sehen uns nachher, ja? Liebe Grüße an Iker und gib Kai einen dicken Kuss von mir!«
»Ja, ja, und wer küsst mich?«, fragte Roman lachend. »Ach ja, Pilar kocht übrigens heute Abendessen für uns. Sie meinte, sie hätte einiges gutzumachen.«
Naomi lachte über seine erste Bemerkung, obwohl ihr die harmlose Bemerkung über Pilar einen kurzen Stich versetzte.
»Ich liebe Dich!«, sagte Roman. »Sag dem Piloten, er soll etwas schneller fliegen, okay?«
Naomi küsste in den Telefonhörer, legte auf und stellte sich zu den restlichen Passagieren in die Schlange.
Der Gedanke an Pilar trübte ihre Freude nach Hause zu kehren; nicht sehr, aber doch genug, weil ihr bewusst wurde, dass auch Pilar ein Recht darauf hatte zu erfahren, was Romina und sie während des Rituals erlebt hatten. Vielleicht konnte sie Iker dazu überreden, es ihr zu erzählen, nachdem sie ihm alles erzählt hatte.
*
Pilar schleppte die Einkäufe vom Markt nach Hause. In Gedanken versunken überlegte sie, ob sich das, was sie ausgeheckt hatte, noch irgendwie aufhalten ließe; denn ihre Zweifel setzten ihr immer stärker zu.
Aber es war zu spät. Alles war arrangiert, und es führte kein Weg mehr zurück.
An dem Tag, an dem sie Sammy angerufen hatte, hatte sie noch geglaubt, ihr Plan sei perfekt. Wenn Kai verschwände und Naomi eine Nachricht von Sammy in Kais Wiege fände, würde sie durchdrehen und Roman die Hölle heißmachen, weil er nicht besser auf das Baby geachtet hatte. Es würde unweigerlich zum Bruch zwischen den beiden kommen.
Doch mit einem hatte Pilar nicht gerechnet: Sammy hatte überhaupt kein Interesse an diesem Kind. Sie hatte leichtfertigerweise angenommen, Sammy würde sich freuen und sich des Babys annehmen, es großziehen, da es sich schließlich um sein leibliches Kind handelte.
Sammy hatte sich über die Nachricht gefreut, allerdings nur aus
Weitere Kostenlose Bücher