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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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ans Ende unserer Tage.«
    Nopaltzin sah Romina an. »Die Zeit der fünften Sonne neigt sich dem Ende zu. Dieses Jahr im Dezember wird sie untergehen. Doch bedeutet das tatsächlich das Ende der Zeit?« Er schüttelte den Kopf. »Es wird eine neue Sonne geben, die uns ein anderer Gott überbringen wird. Dieser Gott wird dann während der sechsten Sonne als der höchste Gott verehrt werden. Also könnte eine Erlösung für euch denkbar sein, da ein anderer Gott über die Erde wachen wird.«
    Romina senkte den Blick und flüsterte: »Im Dezember also.« Plötzlich stand sie auf. »Eine Frage stellt sich mir dabei. Ich frage mich - sollte es im Dezember diesen Jahres tatsächlich so weit kommen, dass der Fluch aufgehoben wird - ob ich künftig normal altere, plötzlich steinalt sein werde oder womöglich sogar einfach tot umfalle, nachdem ich bereits einige Leben aufgebraucht habe. Das ist ein Punkt, der mich wirklich interessieren würde.« Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck wandte sie sich ab, stand auf und verließ den Raum.
    »Ich verstehe nicht genau, was sie mit ihrer Frage meint.« Nopaltzin erhob sich ebenfalls.
    »Romina verfügt über sieben Leben. Einige hat sie bereits in Kämpfen verloren. Sie ist nicht dreißig, sondern siebenundneunzig Jahre alt.« Naomi überlegte kurz, ob die Aufhebung des Fluchs tatsächlich Gutes für ihre Familie brächte oder ob sich daraus nur weiteres Leid entwickeln würde. Für Romina könnte es das Todesurteil bedeuten.
    Naomi spürte Nopaltzins Blick auf sich ruhen.
    »Wie kann das sein? Ihr seht wie Schwestern aus. Im Grunde könntet ihr sogar Schwestern von Malintzin sein, so groß ist die Ähnlichkeit mit ihr. Wie ist das möglich?«
    »Romina ist meine Urgroßmutter. Sie erlangte sieben Leben, weil sie sich mit einem jungfräulichen Clanmitglied einließ. Iker, Rominas Sohn, wurde in dieser Nacht gezeugt und verfügt über besondere Fähigkeiten. Er kann unsere Gedanken lesen. So ist es auch bei meinem Sohn. Deine Götter hatten noch mehr Überraschungen für uns auf Lager.«
    Nopaltzin rieb sich das Kinn. »Darüber weiß ich nichts. Ich kann dir nur sagen, was mir von meinen Vorfahren überliefert wurde und versuchen zu deuten, was wir heute gesehen haben.«
    Naomi stand ebenfalls auf, um draußen nach Romina zu sehen.
    Die von schwachen Scheinwerfern beleuchtete Außenanlage wirkte mystisch und geheimnisvoll. In diesem Licht konnte sie sich die alten Gemäuer besser in ihrer ursprünglichen Form vorstellen, als bei hellem Tageslicht; vor allem, nachdem sie noch deutlich die Tempelanlagen von Tenochtitlán vor Augen hatte.
    Romina saß auf der obersten Treppenstufe der Steintribüne links des Tempels und sah winzig aus, wie sie so zusammengesunken dasaß. Auf der Tribüne fänden über zweihundert Menschen einen Sitzplatz.
    Naomi stieg die Treppenstufen des Tempels hinab, überquerte den Hauptplatz und erklomm die Stufen. Oben angelangt setzte sie sich auf eine Stufe unterhalb von Romina und sah zu ihr hinauf. »Alles in Ordnung mit dir?« Ein kühler Wind wehte über sie hinweg. Naomi löste das Sweatshirt, das sie bisher um die Hüften geschlungen hatte, und schlüpfte hinein. Die Jeansjacke hatte sie im Tempel liegen gelassen.
    Romina seufzte und sah Naomi in die Augen. »Ich versuche, mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich vielleicht nur noch sechs Monate zu leben habe. Erst hat mich der Gedanke erschreckt, doch je länger ich darüber nachdenke, desto weniger ängstigt er mich. Der Kampf wäre endlich vorüber. Und ob ich nun in dieser Nacht sterbe, alt werde oder mein jetziges Aussehen behalte, um noch weitere fünfzig Jahre zu leben ... es spielt keine Rolle. Nicht mehr. Ich bin bereit, egal was kommen sollte. Für Jason und Katie wäre es eine Erlösung und für dich ebenfalls. Du könntest in Frieden leben und ein normales Leben führen.« Romina erhob sich. »Brenda und Leandra sitzen dort hinten.« Sie zeigte zum Tempel, der aus Naomis Perspektive verschwindend klein unter dem aufragenden Felsmassiv aussah.
    Mit dem Rücken an der Felsenwand lehnten die beiden Frauen und sprachen mit einem Mann, dessen Gesicht Naomi aus dieser Entfernung nicht erkennen konnte. Nopaltzin konnte es nicht sein, da er gerade den Tempel verließ und sich umsah.
    »Lass uns zu ihnen gehen. Sie werden wissen wollen, was im Tempel vor sich gegangen ist«, sagte Romina und stand auf.
    Naomi betrachtete den fast vollen Mond. »Was hast du anschließend vor? Fliegst du mit Brenda

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