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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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einen Blick auf die Küchenuhr und lächelte. »Sie müsste bereits abgeflogen sein.«
    Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. Er setzte Kai in den Kinderstuhl und sah Pilar an. »Soll ich dir mit dem Kochen helfen?«, fragte er und sah zu Kai. »Sobald ich diesen Kerl hier verpflegt habe, hätte ich Zeit.«
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich über die Vorstellung, gemeinsam mit Roman zu kochen, gefreut, nur an diesem speziellen Tag musste sie sein Angebot ablehnen. »Bei Fisch mit Paprikakartoffeln und Gemüse kannst du nicht viel helfen. Das geht schnell. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du weißt, wie man eine katalanische Nachspeise zubereitet.«
    »Aber ich könnte es lernen ...«
    Pilar schüttelte den Kopf und holte das Gemüse aus dem Kühlschrank. »Ein andermal, okay?«
    Roman trat neben sie, öffnete den Kühlschrank und nahm die Babymilch heraus. »Sobald die warm ist, bin ich weg und störe dich nicht weiter.« Er griff nach einem kleinen Topf, füllte ihn mit Wasser und stellte das Fläschchen hinein, bevor er den Herd anstellte.
    »Du störst nicht, auch wenn ich heute wirklich lieber alleine koche.« Pilar wandte sich ab, legte das Gemüse ins Spülbecken und begann, es zu waschen und zu putzen. »Ich muss über einiges nachdenken.«
    Sie spürte Romans Blick im Rücken. Auch wenn er bemerkt hatte, dass sie sich anders verhielt als gewöhnlich, hakte er nicht nochmals nach, was sie sehr erleichterte. Hätte er nachgebohrt, hätte sie sich eine Geschichte ausdenken müssen. Vielleicht wäre sie sogar umgekippt und hätte ihm alles erzählt. Ihn zu verletzten, verursachte Pilar beinahe körperliche Schmerzen, und sie war sich unsicher, ob sie stark genug gewesen wäre, um durchzuhalten, wenn er nochmals nachgefragt hätte.
    Doch Roman schwieg.
    Nachdem das Glas aufgewärmt war, wusch er sich die Hände, gab einen Tropfen auf sein Handgelenk, um die Temperatur zu überprüfen und begann Kai zu füttern, der hungrig den Mund öffnete und nuckelte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nun Kai.
    Pilar presste die Lippen zusammen und fing an, das Gemüse klein zu schneiden. Als sie die Kartoffeln ins Wasser gab, verabschiedete sich Roman aus der Küche und versprach, pünktlich zum Essen wieder herunterzukommen.
    Eine halbe Stunde später brutzelten die scharf gewürzten Kartoffeln in der Pfanne, und der Fisch garte mit dem Gemüse im Ofen.
    Vorsichtig gab sie das Eigelb in eine Schüssel, fügte Zucker und Mehl sowie Milch mit Zimt und etwas Zitronenschale hinzu. Nachdem sich die Zutaten gut miteinander verbunden hatten, schüttete sie die noch flüssige Nachspeise in feuerfeste Schälchen. Nach einem prüfenden Blick in den Flur, mischte sie die bereits verriebenen Tabletten des Schlafmittels unter die Creme zweier Schalen, rührte nochmals um, bevor sie Zucker darüberstreute und die beiden Schalen getrennt von ihrem eigenen Nachtisch in den Kühlschrank zum Abkühlen stellte.
    Fünf Minuten später blickte Roman in die Küche und fragte, ob er ihr noch zur Hand gehen könnte. »Es ist alles fertig. Sieh nach, wo Iker bleibt und setzt euch schon rüber.« Pilar gab das Gemüse auf die Platte, legte den Fisch darauf und füllte eine Schüssel mit Kartoffeln.
    Kaum hatte sie die Küche verlassen, hörte sie Iker und Roman im Esszimmer miteinander reden.
    Sie betrat das Speisezimmer. Die Kerzen brannten, und einer der beiden hatte bereits den Wein eingeschenkt.
    »Prima. Dann kann es losgehen! Lasst es euch schmecken«, sagte sie und stellte die Fischplatte auf den Tisch. »Ich hole nur noch kurz die Kartoffeln.« Pilar verließ das Esszimmer und kämpfte die aufsteigende Übelkeit nieder. Die gute Laune im Zimmer war beinahe mit Händen greifbar. Ihr Herz krampfte sich zusammen und sie schnappte nach Luft. Nach einigen Atemzügen beruhigten sich ihre Nerven wieder.
    Als sie mit der Schale zurück ins Esszimmer kam, lächelte Iker sie an. »Das sieht toll aus! Womit haben wir ein solches Festessen verdient?«
    Pilar zuckte die Achseln und schöpfte sich einige Kartoffelschnitze auf ihren Teller. »So was Besonderes ist es nun auch wieder nicht.« Es kostete sie Überwindung, nicht nur auf ihren Teller zu starren.
    Roman erhob das Weinglas und schaute in die Runde. »Auf die Köchin!«
    Als Iker sein Glas gegen Romans stieß und es leicht klirrte, schluckte Pilar trocken, bevor sie sich ein Lächeln abrang und ebenfalls anstieß.
    Während des Essens blendete sie gewohnheitsmäßig alle Gedanken aus.

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